PC Review

Need for Speed Most Wanted auf Windows

26.02.2014

Need for Speed: Most Wanted - der Name sollte jedem Spieler ein wohlich warmes Gefühl geben, da es etwa den Scheitelpunkt der Need for Speed Serie darstellte. Das alte Most Wanted von 2005 war eines der Besten, wenn nicht sogar das Beste Need for Speed aller Zeiten. Warum sollte man nicht an die Erfolge von Most Wanted anknüpfen, dachte sich EA und gab Criterion (die Leute, die eigentlich für eine kleine unbekannte Serie namens Burnout bekannt waren) den Auftrag ein neues Need for Speed: Most Wanted zu machen.

Criterion aber wollte kein Most Wanted. Sie wollten das machen, was sie gut können - Burnout. Und so entstand das 2012 erschienene Need for Speed: Most Wanted. Und ich bin enttäuscht: enttäuscht deswegen, weil es kein Need for Duty ist, dh. die aus dem Vorgänger (Need for Speed: The Run) bekannten Helikopterverfolgungen und Beschuss von Helikoptern gab es nicht mehr. Enttäuscht, weil der Name Most Wanted nichts mit dem eigentlichen Höhepunkt der Serie zu tun hatte und enttäuscht, weil Need for Speed anscheinend für immer eine schlechte Serie sein wird. Schade. Mir ist außerdem unbegreiflich, wie Electronic Arts die Burnout-Serie, die noch von Acclaim gestartet wurde, so aussterben lässt.

Need for Speed: Most Wanted hat alles, was ein gutes Burnout braucht: Autos, eine nette Grafik, freie Fahrt, Takedowns. Mit dem alten Most Wanted hat das neue nichts mehr zu tun. Ihr fahrt also durch die Gegend, immer auf der Suche nach Werbeschildern und neuen Autos, die in der Stadt verteilt geparkt wurden. Mit jedem Auto habt ihr 5 Rennen, die ihr fahren könnt. Je besser ihr dort abschneidet, umso mehr Speed Point (SP, könnte auch Serious Points heißen) erhaltet ihr. Diese Serious Points braucht ihr um Gegner auf der Blacklist herauszufordern. Tschuldigung, das heißt natürlich nicht mehr Blacklist, sondern es gibt 10 Most Wanted-Fahrer. Die haben einen SP-Wert jeweils zugeordnet. Wenn ihr mehr SP habt, fahrt ihr ein Rennen gegen ihn und schrottet nachher seine Karre, und schon gehört sie euch - macht total Sinn.

Was also kann denn so schlecht daran sein gegen namenlose Trottel anzutreten und Autos durch die Gegend zu fahren. Ähm... alles. Need for Speed Most Wanted fühlt sich nicht wie etwas neues an. Viele Konzepte, wie das mit der Polizei, kennt man schon aus alten Teilen - dort deutlich besser gemacht, das Konzept mit den Werbetafeln kennt man bereits aus Burnout Paradise, und insgesamt erscheint mir das Spiel wie ein Burnout. Die Fahrer, die allesamt keine Namen haben, sondern lediglich durch ihr Auto charakterisiert werden, verhalten sich relativ dumm - sie Takedownen euch nicht absichtlich. Mir ist immernoch ein Rätsel wie die Feinde um einige Kurven herumkommen.

Die Polizei ist recht unintelligent. Sie rammt euch paar mal, versuchts mit Straßensperren, die natürlich nie so breit sind wie die Straße, die sie eigentlich versperren wollten. Fahrt ihr einmal irgendwo dagegen, wie zum Beispiel gegen eine Straßensperre ist euer Wagen geplättet. Dann werdet ihr irgendwann zurückgesetzt oder ihr dürft nach der einige Sekunden langen Zwischensequenz - ja, die Entwickler hielten es für wichtig, euch zu zeigen, wie eure Karre crasht - weiterfahren - nachdem ihr gecrasht seid. Macht Sinn. Diese Zwischensequenz wird immer gezeigt und ist nicht abzubrechen. Ihr verliert dadurch an einigen Stellen so viel Zeit, dass ihr nach einem oder nach zwei Crashs das Rennen neu starten könnt. Zum Spielspaß trägt das keinesfalls bei.

Spielspaß entsteht wenn man sich mal die Zeit nimmt und die Grafik anschaut und dabei den Soundtrack durchhört. Ich hatte endlich mal wieder das Gefühl, dass der Soundtrack zum Spiel passt - wenn ihr Nitro gebt wird die Musik lauter. Die Musik und die Soundeffekte sind also gut. Die Grafik ist grandios, die Sonnenreflexionen auf der Straße und die Wasserbildungen auf der Straße sowie der Tag/Nachtwechsel machen das Spiel deutlich lebendiger. Die leeren Straßen (keine Fußgänger) tragen nicht dazu bei die Spielwelt lebendiger erscheinen zu lassen. Dennoch ist das Spiel grafisch dicht.

Dicht ist die Physik-Engine keinesfalls. Das Spiel verwendet eine so innovative Physik, dass selbst die reale Physik davor verblassen würde. Die Fallbeschleunigung ist dem Spiel kein Begriff - manchmal fliegt ihr einige Meter durch die Luft, wenn ihr irgendwo hängen bleibt. Generell das Schadensmodell scheint unrealistisch - bleibt ihr nur irgendwo mit dem Spiegel hängen, Totalschaden, fahrt ihr allerdings volles Rohr gegen eine Straßensperre - könnt ihr ohne weiteres weiter fahren. Und wenn nicht, dürft ihr euch eine einige Sekunden lange Zwischensequenz anschauen. Und seid danach im Prinzip festgenommen, wenn ihr nicht bald auf Gas drückt. Das mit dem Festnehmen ist so ne Sache: Das einzige was passiert, ist dass ihr die Serious Points nicht erhaltet, die ihr in der Verfolgung gesammelt habt. Ansonsten habe ich keine Beinträchtigungen festgestellt.

EasyDrive soll euch dabei helfen, innerhalb der Spielwelt euer Auto zu modifizieren. Dabei könnt ihr nur rudimentär Teile einbauen - zb. Nitro oder eine andere Gangschaltung. Schalten könnt ihr übrigens nicht manuell und ihr könnt nur in einer von-hinten- und einer Stoßstangen-Ansicht fahren. EasyDrive soll Ladezeiten reduzieren - ein normales Pausenmenü braucht auch keine Ladezeiten, aber die Vollprofis von Criterion, die das ja nicht wissen können, sie machen ja nicht seit Jahren Burnout-Spiele, wissen das nicht. EasyDrive ermöglicht euch auch eines der 5 Rennen auszuwählen - dann müsst ihr da tatsächlich hinfahren. Das Hinfahren dauert aber nicht allzu lange, weil die Karte extrem klein ist. Jedes Need for Speed vor Pro Street würde sich über die kleine City kaputtlachen. Es gibt eine große Karte, in der ihr die City mal anschauen könnt, allerdings ist die so sinnlos - man hätte sich die Karte sparen können. Sie unterstützt erstens, wie überall sonst in dem Spiel, keine Maussteuerung. Habt ihr dann euren Cursor mit den Pfeiltasten erstmal auf ein Event bewegt, was ihr anfahren wollt, müsst ihr zwei Mal ENTER drücken, damit euch das Ziel auf eurer Minimap angezeigt wird. Gute Bedienung - toll.

Bewertung:
Durchwachsen
Durchwachsen
Text von 26.02.2014
Fazit:
Need for Speed: Most Wanted wird seinem Namen nicht gerecht. Erstens ist es eher ein Burnout als ein Need for Speed und zweitens ist es kein Most Wanted. Die quasi nicht vorhandene Geschichte und die fehlende Abwechslung machen das Spiel recht schnell langweilig. Das Konzept mit dem EasyDrive hätte leicht umgangen werden können und Autolog ist nicht das, was das erste Most Wanted so gut gemacht hat. Schade. Die Grafik und der Sound sind zwar genial, aber das reicht leider nicht aus um ein Spiel gut zu machen.