Die Zeit der guten Spiele ist vorbei

Im letzten Eintrag wollte ich die Errinnerung an die Acclaim-Entwickler aufrecht erhalten und heute sage ich, dass die Zeit der tatsächlich guten Spiele vorbei ist. Schaut man heute mal durch die Shooter-Landschaft fällt einem auf, dass es mittlerweile jeder Entwickler schafft einen Call of Duty-Klon auf den Markt zu bringen aber so wirklich wollen sich die Shooter nicht mehr unterscheiden. Auf dem NES wurden klassische Serien wie Castlevania, Mario, Metroid und so weiter begonnen, auf dem N64 wurden gute Spiele wie Perfect Dark und Diddy Kong Racing veröffentlicht und heute? Mit was wachsen unsere Teenager auf? Mit Barbie und einer verkommerzialisierten Videospielindustrie, die es kaum schafft, Spiele so weit zu entwickeln, dass sie fertig bzw. spielbar sind und die es kaum schafft Spiele zu entwickeln die sich irgendwie unterscheiden.

Zugegeben, das Zitat ist etwas übertrieben. Natürlich gibt es auch heute noch gute Spiele wie Ghost Recon Future Soldier, generell die Tom Clancy's Spiele beweisen Mut zur Qualität. Crysis 2 um noch eins zu nennen, was wenigstens spielbar ist. Aber wirklich denkwürdige Spiele, die sich durch Qualität in Errinnerung bleiben oder generell in Errinnerung bleiben gibt es nicht mehr. Zwar verwischen die Genre-Grenzen jetzt langsam, wie es in Need for Speed: The Run versucht wurde (und man ist gescheitert), aber wirklich in Errinnerung bleibend ist das Spiel auch nicht. Ich will keine weiteren Call of Duty-Klone, ich will kein Resident Evil, was sich spielt wie eine Mischung aus Modern Warfare und Dead Space, ich will kein Medal of Honor in der Gegenwart. Liebe Spieleentwickler: Habt doch mal Mut zur Lückenfüllung!

Von wegen die 2. Weltkriegsshooter-Ära ist vorbei. Im Gegenteil. Ich würde viel dafür geben, wieder ein Medal of Honor European Assault spielen zu dürfen. Anstelle der ständigen Remakes von Prince of Persia (NES) und Bionic Commandy (NES) solltet ihr euch lieber darauf besinnen, um was es wirklich geht. Denn es geht keineswegs darum die Spiele besser aussehen zu lassen, sondern vielmehr geht es um den Spaß, den der Spieler beim Spielen des digitalen Machwerks hat. Schließlich gibt der geneigte Spieler bis zu 60 € aus - Für ein Spiel von dem er sich wenigstens 10 oder mehr Stunden an Unterhaltung erhofft. Er will nicht zum tausendsten Mal durch Irak laufen oder den Afghanistan-Einsatz nachspielen. In meiner Shooterkarriere habe ich mehr Russen getötet als überhaupt in Russland leben. Warum sind denn immer die Russen die bösen? Warum muss denn die Story immer realistisch sein? Warum hat mir Duke Nukem Forever so viel Spaß gemacht? Weil es mal nicht um die bösen Russen ging sondern endlich mal wieder (oder immernoch) den Mut hatte ein Spiel über Aliens zu machen. Spiele der Machart Turok, Shadow Man, eben alles, was irgendwie anders ist, was unkonventionell ist, etwas, was einfach eigenständig ist, individuell, genau das will ich.

Mit der besseren Grafik kam der höhere Realismusanspruch und mit dem wurde die Gleichstellung aller Shooter (bzw. fast aller Shooter) in die Wege geleitet. Bitte macht das rückgängig! Macht Spiele, die sich mal von Genrekollegen unterscheiden. Die einfach mal anders sind, andere Wege beschreiten. Unrealistisch, einfach cool, einfach Retro. Denn die Entwickler damals wussten, wie man mich unterhält.