N64 Retro

Turok Rage Wars auf Nintendo 64

26.02.2014

Turok Rage Wars, oder wie es in Deutschland genannt wurde, Turok Die Legenden Des Verlorenen Landes, ist wohl eines der ersten Tournament Shooter überhaupt, der sich im Vergleich zu modernen Genre Kollegen durchaus noch sehen lassen kann. Die verschiedenen Charaktere, die allesamt auf den Turok Spielen bzw. auf den gleichnamigen Comics von Acclaim basieren, ballern sich also alles um die Ohren, was in den Turok Spielen irgendwie auf einem Abzug reagierte. Kenner werden einige Waffen wiederfinden, die aus den vorherigen Spielen bekannt sein werden, allerdings verhalten sie sich anders als bekannt. Das Plasmagewehr, was aus Turok 2 stammt, sieht zwar ähnlich aus, der Klang ist allerdings lange nicht so wuchtig und der Effekt eher mikrig. Die automatische Schrotflinte aus dem Erstling Dinosaur Hunter wurde übernommen, allerdings kann diese nur Kugeln verschießen.

Das Spiel ist recht ausbalanciert, die Waffen sind alle etwa gleich stark, auch wenn der Feind mit einigen unglaublich gut trifft, wo ihr Probleme habt überhaupt etwas zu treffen. Bestes Beispiel ist die als Minigun titulierte Waffe, die man mit der Feuersturmkanone aus Seeds of Evil vergleichen kann. Ich treffe mit der Waffe einen Scheißdreck und 50 Schuss reichen gerade so aus einen Gegner dahinzustrecken, aber dieser schießt mich innerhalb von Sekunden nieder. Es gibt viele verschiedene Waffen, die alle ihre eigene besondere Fähigkeit haben - der Inflator zum Beispiel macht den Gegner dick und lässt ihn schließlich platzen. Die Sekundärfunktion der Minigun ist es, unter Zuhilfenahme von Energie ein Schutzschild zu generieren, was euch vor Schaden schützt. Die Waffen lassen sich in 4 Kategorien einteilen - der Warhammer in der ersten Kategorie ist eine Nahkampfwaffe. Die Mag60, die Schrotflinte, die Minigun und ein aus dem ersten Teil bekanntes Sturmgewehr zählen unter die Kategorie der Waffen, die "Schuss" verschießen (Mit Schuss bezeichnet das Spiel Kugeln. Ein klarer Übersetzungsfehler, später mehr dazu). Ihr habt immer zwei dieser Waffen bei euch. Ebenfalls zwei Waffen habt ihr mit, die Energiestöße zum Schießen benötigen. Darunter zählen der Brustbrecher, der als Sekundärfunktion dem Feind ein Alienembryo einplfanzt, was ihn innerhalb der nächsten 10 Sekunden umbringen wird, und die Flare Gun, die "Leuchtkugeln" verschießt, die dem Feind stetig Energie abziehen, wenn er sich im Umkreis dieser befindet. Als letztes gibt es Waffen, die Sprengstoff verschieden, von denen ihr aber immer nur eine dabei habt: Der Napalmwerfer, der Skorpion-Raketenwerfer und ein Granatwerfer.

Im Einzelspielermodus (ja, den gibt es) hat jeder der vielzähligen Charaktere ihre eigene Zusammenstellung ihrer Waffen, die ihr aber erst freischalten müsst. Auch die Sekundärfunktionen schaltet ihr erst später frei. Zuerst wählt ihr einen der freigeschalteten Charaktere aus und dann habt ihr eine Art Karte vor euch, die die Matches anzeigt, die ihr bewältigen müsst, bzw. teilweise könnt. Es ist immer intelligent alle Matches zu absolvieren um die maximale Anzahl Leben für den Charakter zu haben. Am Ende eines Matches erhaltet ihr Talismane, die eure maximale Gesundheit erhöhen, die maximale Munitionszahl oder eure Anzahl Leben. Außerdem könnt ihr Minigame-Symbole erhalten oder neue Waffen bzw. Funktionen freischalten. Ziel dieses Modus ist es mit allen Charakteren Tal Set zu bezwingen. Tut ihr das, schaltet ihr meistens einen neuen Charakter frei, mit dem ihr dann im Multiplayer spielen könnt und mit dem ihr auch den Singleplayer spielen könnt. Je nach Charakter, mit dem ihr spielt verändert sich die Größe der Karte und die Anzahl der Matches, die ihr gewinnen müsst.

Es gibt 5 verschiedene Modi. Der erste ist ein klassischer Deathmatch Modus, der zweite ist ein Team-Deathmatch Modus. Achtung: gegen Ende des Spiels, damit meine mit den späteren Charakteren wie Fireborn oder Oblivion Spawn, sind eure KI-Bots eher lästig als alles andere. Die Anzahl von den von Ihnen erledigten Gegner ist minimal und sie laufen euch gerne ins Feuer, sodass sie sterben und ihr einen Minuskill kriegt. Auch gerne passiert es, dass ihnen das Unter-Wasser-Sein so sehr gefällt, dass sie solange unter Wasser sind bis zu sich selbst getötet haben und euch ebenfalls einen Minuspunkt einbringen. Die beiden Deathmatch Modi funktionen auf der Basis von: bringe mit den dir zur Verfügung stehenden Leben eine bestimmte Anzahl Feinde um (also erhalte eine bestimmte Anzahl von Punkten). Der dritte Modus ist Monkey Tag, bei dem es darum geht einen "Monkey" zu erschießen, der selbst versuchen muss zu einer blau leuchtenden Fläche zu gelangen. Dazu wird am Anfang einer Runde ein Spieler als Monkey festgelegt, der nur 10 Lebenspunkte hat aber etwas schneller laufen kann aber keine Waffen tragen kann. Schafft er es sich zur blau leuchtenden Fläche zu retten, werden die Gesundheitspunkte aller Gegner regeneriert, ein neuer Spieler als Monkey festgelegt und eine andere vorgegebene Fläche leuchet nun blau. Ziel ist es eine bestimmte Anzahl Monkeys zu erledigen. Der vierte Modus ist eine Art Capture the Flag, zu dem ich nicht mehr sagen muss. Der fünfte Typ von Matches sind die Bosskämpfe, dh. die Kämpfe gegen die Bosse, die durch ein Bildchen im Kartenbildschirm dargestellt werden. Diese Bosse, von denen es 4 gibt, haben besondere Fähigkeiten, Bastille hat ein Schutzschild, was sich nach einer bestimmten Zeit wieder auflädt, Syra hat Warclubs als Freund, der sich automatisch wieder regeneriert solltet ihr es nicht schaffen Syra zu erledigen. Symbiont hat 4 Doppelgänger und ihr müsst den leicht helleren erledigen, und Tal Set ist der Endgegner, der alle Waffen verwenden kann. Der Kampf gegen Tal Set ist ein Besonderer, da seine Lebensleiste in 3 Teile geteilt ist. Fügt ihr ihm genug Schaden zu, ruft er seine Schergen, die euch erledigen wollen. Tötet ihr sie, erscheint Tal Set wieder. Das macht ihr so lange, bis seine Lebensanzeige bei Null ist.

Der 2 Spielermodus ist das gleiche, außer, dass ihr zusammen mit einem menschlichen Freund die Kampagne erledigt. Rage Wars zeichnet sich vor allem durch seinen guten Multiplayermodus aus, in dem ihr mit bis zu 4 menschlichen Spielern spielen könnt. Oder ggf. auch mit Bots auf 4 Spieler auffüllen könnt. Im Mehrspielermodus könnt ihr zuerst euren Charakter auswählen und dann festlegen welche Waffen ihr benutzen wollt. Dann wählt ihr eine Karte und die Parameter aus, unter denen das Match laufen soll.

Wie schon oben erwähnt leidet das Spiel sehr unter teilweise extremen Übersetzungsfehlern. Anstelle von Kugeln wurde "Schuss" übersetzt, anstelle von freischalten wurde "entriegelt" verwendet, Mapsnamen wurden garnicht übersetzt. Außerdem stimmen die Konjugationen bei Verben nicht ganz. Die Übersetzungsfehler hätten nicht sein müssen, da sie den Wert des Spiels leider etwas mindern. Wertmindernd wirkt sich auch die unter Turok Spielen übliche Zensur in der deutschen Version aus. Auch hier hat es die USK wieder einmal zu gut gemeint und alle Bluteffekte, einige Charaktermodelle und einige Animationen bzw. Splattereffekte entfernen lassen. Außerdem wurde der Charakter der Adon in der deutschen Version durch "Alpha" ersetzt. Was soll denn sowas? Wer ist Alpha und was hat er/sie oder es in einem Turok Spiel verloren? Außerdem wurden Effekte von Waffen verändert oder seltsam übersetzt. Der Zerebralbohrer (was auch immer ein Zerebral sein soll) zum Beispiel bohrt sich in den Kopf des Feindes ohne einen Mux abzugeben, was sehr beachtlich ist für einen Bohrer. Warum gibts es noch keine lautlosen Schlagbohrer? Das einzige was passiert ist, dass er Feind sich mit den Armen am Kopf rumfuchtelt.

Das Besondere am Spiel, was es bei Kollegen wie Unreal Tournament oder Quake Arena nicht gibt, ist, dass jeder der Charaktere außer die Bossfeinde drei Skins haben (ich verwende mit Absicht nicht den in der deutschen Version gebrauchten Begriff "Häute"), das heißt im Prinzip hat ein Charakter verschiedene Texturen zum Anziehen gekriegt, was ich eine coole Idee finde. Wenn einem halt nicht das Aussehen von Fireborn gefällt, nimmt man halt Icelord. Die Charaktere sind allesamt aus den Turok Spielen der bekannt, außer wie ich es schon sagte: Alpha, Beta und Gamma, die übrigens alle gleich aussehen - tolle Zensur, nech? Lord of the Dead ist aus dem 2. Teil bekannt, ebenfalls wie Entrail (das 3. Skin von Fireborn) Turok, Mantis Drohne und andere. Es sind auch Charakere enthalten, die man in Turok 3 wiederfindet, wie zum Beispiel einige Schergen des Oblivion.

Das Spiel ist, genau wie der Vorgänger und der Nachfolger, in der Lage die Memory Expansion den N64 zu verwenden, sodass die Grafik des Spiels ein Stück besser aussieht. Das wirkt sich vor allem auf Texturen aus, und auf die Weitensicht. Außerdem ist die Auflösung deutlich höher und Texte haben eine Kantenglättung. Das Spiel artet nicht so sehr in eine Ruckelorgie aus, wie der Vorgänger bzw. der Nachfolger, was ich sehr gut finde, aber trotzdem ruckelt es stellenweise, vor allem dann, wenn alle 4 Spieler auf der Karte sind.

Ihr könnt, wenn ihr im Mehrspielermodus bestimmte Dinge tut, Medaillen verdienen, die ihr euch dann anzeigen lassen könnt. Das finde ich nicht schlecht und es erhöht die Langzeitmotivation. In den Levels befindet sich ein oder zwei Spezialobjekte, die euch bestimmte Fähigkeiten geben, wie zum Beispiel Unverwundbarkeit, Unsichtbarkeit, ein Kugelschild oder Schweren Schaden - aber Achtung auch die Gegner sammeln diese Objekte auf. Der Sound im Spiel ist keinesfalls als gut zu bezeichnen - im Gegenteil. Ich finde es schade, dass man nicht aus dem Vorgänger bekannte Themen hört. Die Waffensounds sind schwach.

Die Maps kommen direkt aus der Hölle. Anstelle, dass man sich auf bekannten Arealen wie den Energietotem-Plätzen aus Seeds of Evil rumwurzelt, ist man dazu verdammt auf total ausgeflippten und stellenweise unsinnigen (wie hält Wasser nochmal an der Decke?) Karten rumzulaufen und die Feinde zu erschießen. Die Beleuchtung der Maps macht direkt mal garkeinen Sinn. Alles erscheint im Niedliche Farben-Stil, eine Stelle ist rot gefärbt, die nächste blau und dort drüben ists schon wieder grün. Warum? Wenigstens stimmen die Texturen an den Wänden, im Gegensatz zum Nachfolger, wo die Texturen an den Wänden komplett verrutscht sind. Es gibt übrigens verschieden "Wasser"-Typen, die euch im Laufe des Spiels über den Weg laufen werden. Das normale Wasser ist blau, darin könnt ihr ohne Probleme schwimmen. Grünes Wasser entzieht euch Munition und rotes "Wasser", man nenne es auch Lava, entzieht euch logischerweise Gesundheitspunkte.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 26.02.2014
Fazit:
Alles in Allem ist Turok Rage Wars sehr spaßig, wird aber vor allem mit den späteren Charakteren sehr schwer, da ihr ohne Weiteres 7 Kills mit nur 2 Leben machen sollt, oder ein Team-Deathmatch 1 zu 3 wird. Die KI hätte durchaus besser sein dürfen, aber insgesamt kann man damit leben. Die Übersetzungen hätten besser geprüft werden sollen und die Sounds hätten stärker sein dürfen. Warum sind keine Levels aus den Turok Spielen enthalten? Warum kämpft man auf komplett umbekannten Maps, die zwar alle nicht schlecht sind, aber rein garnichts mit Turok zu tun haben. Die Stuerung ist deutlich besser ausgefallen als im Nachfolger Turok 3. Das Spiel ist mit nicht einmal gecrasht und die Framerate Einbrüche sind lange nicht so schlimm wie im Nachfolger bzw. im Vorgänger. Außerdem hat man das Problem der zu spät ladenden Texturen gelöst, was noch im Gang und Gebe war, dass, wenn man sich drehte die Texturen von Wänden fehlte. Verbringt mal wieder eine Runde mit dem Spiel und ballert euch gemeinsam die Rübe vom Kopf. Das Spiel ist besser als so manch heutiger Genrekollege.