PS4 Review

Thief auf Ps4

07.05.2016

Thief. Wieder ein neuer Teil einer alten, tot geglaubten Serie. Wieder ein Reboot, der mit den alten Teilen quasi nichts mehr zu tun hat. Wieder ein Schleichspiel. In Thief spielt ihr Garrett, seines Zeichens Meisterdieb. Zu Beginn des Spiels hat Garrett eine Auftrag von seinem Freund Basso angenommen, der ihn zusammen mit Erin zur Kathedrale führt, wo der Baron und düstere Gestalten mit dunklen Manteln etwas Düsteres vor haben. Sie besitzen den Urstein, der die Urkraft freisetzt. Doch bis dahin müsst ihr erst mal kommen. Zunächst steht ihr allein, ohne Erin, in einem Schlafzimmer von irgend so einem Typen, und raubt seine Bude aus. Ihr könnt quasi alles mitnehmen, was glänzt, sei es der Goldbecher, der Geldbeutel oder der Goldlöffel. Diese Gegenstände bringen euch alle etwas Geld ein, was ihr später benutzen könnt um weitere Ressourcen oder Fähigkeiten zu kaufen.

In der folgenden halben Stunde lernt ihr erst einmal das Spiel und die Steuerung. In Thief ist ganz wichtig, nicht gesehen zu werden. Ein Kampfsystem gibt es zwar, das ist aber so asymmetrisch, dass ihr gegen mehrere Feinde quasi keine Überlebenschance habt. Also solltet ihr im Dunklen bleiben. Glücklicherweise sind alle Missionen in der Nacht. Oftmals gibt es auch mehrere Wege um ein bestimmtes Areal zu durchqueren, manchmal sogar Wege um das Areal herum. Beispielsweise könntet ihr einen Weg über die Balken nehmen und dabei ungesehen weiterkommen, oder euch durch die Schatten schleichen. Oder aber ihr erledigt alle eure Feinde (im besten Fall im Nahkampf, weil eure Pfeile begrenzt sind) und sichert sich so euer Fortkommen.

Für den Nahkampf hat Garret nur eine Art Schlagstock, der eine sehr begrenzte Wirkung zeigt. Ihr könnt damit zwar eure Feinde vermöbeln, aber viel Schaden macht ihr damit nicht, da sind die Schwerter eurer Feinde durchaus etwas effektiver. Aber selbst, wenn ihr entdeckt seid, bleiben euch einige Möglichkeiten heil aus der Sache zu entkommen. Ihr könntet einerseits im Nahkampf kämpfen, was aber spätestens bei drei Gegnern zur echten Herausforderung wird, ihr könntet Fersengeld geben und abhauen, oder die Feinde mit Bogen ausschalten, bevor sie euch zu Nahe kommen. Bei letzterer Möglichkeit solltet ihr bedenken, dass Garrett den Bogen entspannt, wenn er von Feinden getroffen wird. Beim Abhauen solltet ihr im Betracht ziehen, dass ihr schnell aus Sichtweite der Feinde kommt. Sehen diese euch, während ihr euch in einem Schrank versteckt, nützt das auch nichts. Außerdem, sobald ihr ihnen den Rücken zu dreht, werdet ihr von den Gegnern stärker geschlagen; außerdem werfen sie Steine nach euch, wenn ihr wirklich verschwinden wollt.

Im Kampf bringt euer kleiner Stock nicht wirklich viel, er macht wenig Schaden. Außerdem blocken die Feinde quasi jeden zweiten Schlag - eine Fähigkeit, die ihr nicht habt. Ihr könnt lediglich aus der Schusslinie gehen, indem ihr X und eine Richtung am linken Stick drückt. Ist euch aber irgendwas im Weg, bspw. eine Wand, dann werdet ihr auch so getroffen. Habt ihr euren Gegner auf etwa die halbe Energieleiste runter, geht der Feind für kurze Zeit auf die Knie, und ihr könnt ihn, wenn ihr die R1-Taste (Schlagen) gedrückt haltet, K.O.-Schlagen. Ich finde das etwas merkwürdig, dass ich die Taste gedrückt halten muss - das habe ich selbst am Ende des Spiels noch nicht verinnerlicht. Ansonsten könnt ihr mit der X-Taste sehr kurze Distanzen sprinten, sozusagen von Deckung zu Deckung, mit Viereck führt ihr Aktionen aus; mit R2 spannt ihr euren Bogen. Dabei wird der Zielkreis immer kleiner, bis irgendwann eure Arme ermüden, und der Kreis wieder größer wird. Mit der Kreistaste entspannt ihr den Bogen wieder. Mit L2 sprintet ihr, außerdem springt Garrett so über Abgründe, oder an Seile - drückt ihr L2 nicht, bleibt er (meistens) an den Kanten stehen.

Die Steuerung ist sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig, aber dennoch gewöhnt man sich recht schnell daran. Mit Dreieck aktiviert ihr die Fokusenergie, die Garrett weitere Vorteile gegenüber seinen Feinden bringt. Zuerst wird die Zeit etwas verlangsamt, aber ihr könnt im weiteren Verlauf des Spiels andere Fähigkeiten dazu kaufen, bspw. dass ihr Gegner mit einem Schlag K.O. schlagen könnt, wenn die Fokusenergie aktiviert ist. Zum Kaufen von Gegenständen, Buffs und weiteren Fähigkeiten benötigt ihr Geld. Geld liegt in Form von Schätzen - also Gold/Silber-Bechern, Löffeln, ... in den Missionen und in der Semi-offenen Welt herum. Thief verfügt, wie The Darkness oder Wolfenstein über eine offene Welt, wobei die recht klein ist und eher als Hub dient, um zwischen den Kapiteln wählen zu können oder zum Händler zu gehen. Neben den Hauptmissionen (es gibt 8 Kapitel), gibt es noch 26 Nebenmissionen und pro Hauptkapitel weitere Herausforderungen, die ihr schaffen könnt, oder auch nicht. Außerdem sind überall in den Leveln Unikate versteckt, also einerseits Metalltafeln, die in der Stadt verteilt sind, andererseits aber auch ganz besondere Armreife, Ringe, etc, die Garrett in seinem Versteck aufbewahrt.

Die Story des Spiels ist recht athmosphärisch, wenn ich auch den Anfang unglaublich dumm finde. Noch bevor ihr mit Erin die Kathedrale erreicht, schlägt Erin mit (zu dem Zeitpunkt noch) ihrem Schlagstock eine Wache K.O., jedenfalls scheint es so. Aber Garrett beginnt einen Streit mit ihr, warum die die Wache getötet hat. Er nimmt ihr die Kralle weg. In der nächsten Rendersequenz, also keine 5 Minuten danach, rächt sich die Aktion aber, weil sie nach einem längeren Kampf mit Garrett auf dem Dach der Kathedrale hinunter stürzt, weil sie ihre Kralle nicht hatte um sich hängenderweise wieder hochzuziehen. Die Kathedrale stürzt ein, und begräbt auch euch unter den Trümmern. Ihr wacht auf einem Karren auf, gezogen von zwei Namenlosen Bettlern, die euch gerade vor der Abriegelung in die Stadt bringen. Der Baron hat offenbar die Abriegelung befohlen, dh. alle Tore in der Stadt werden geschlossen, außerdem findet ihr quasi keine Zivilisten mehr auf den Straßen.

Außerdem hat eine Seuche namens Schwermut die Stadt heimgesucht. In einer der ersten Missionen erfahrt ihr, dass viele Menschen dieser Seuche anheimfallen, und der Baron verbietet Menschen mit Schwermut aufzunehmen. Alles in allem wirkt die Stadt zwar einerseits recht lebendig, da ihr öfters durch Fenster oder auf den Straßen Menschen miteinander reden hört; die Menschen in den Wohnungen klingen dabei selten zufrieden. Im Laufe des Spiels wird sich dieses Klima nicht verbessern, eher im Gegenteil. Ich finde es ziemlich schade, dass fast nichts mit diesem Szenario gemacht wird. Die Geschichte der Stadt ist quasi komplett abgetrennt von der Geschichte von Garrett, und eine richtige Auflösung der Konflikte findet nicht statt. Die recht athmosphärische und detailliert modellierte Stadt ist aber quasi nur eine Umgebung für die Abenteuer von Garrett.

In der Hub-Welt, also den eher offenen Stadt-Segmenten, solltet ihr euch natürlich auch nicht von Wachen sehen lassen. Oftmals bietet es sich an, über die Dächer zu gehen, aber manchmal ist das nicht möglich. Zum Glück ist die Stadt in mehrere Bereiche aufgeteilt und die Wachen verfolgen euch nicht, wenn ihr von einem Bereich in den nächsten geht. Leider muss das Spiel zwischen den Bereichen in eine Ladepause gehen, was dem Spielfluss nicht gut kommt. Manchmal passiert das auch in Missionen. Eigentlich müssten wir doch nun in einer Zeit leben, in der Spiele vorab die nächsten Bereiche laden können, aber naja.

Thief dreht sich komplett um das Schleichen, ständig müsst ihr vor Gegnern auf der Hut sein. Einerseits solltet ihr euch natürlich in den Schatten aufhalten, andererseits müsst ihr darauf achten, wohin die Gegner schauen. Sehen die euch, oder erahnen, dass sie euch sehen, füllt sich das weise Auge über den Köpfen der Gegner. Wissen sie, dass jemand hier ist, ist das Auge gelb, wissen Sie, wo ihr seid, orange, sehen sie euch oder wissen genau wo ihr seid, rot. Die Gegner sind im zweiten von drei Schwierigkeitsgraden nicht sonderlich intelligent, sie benötigen so auch noch genügend Zeit euch zu sehen. Das Kampfsystem ist ganz nett, vor allem durch die Asymmetrie wird erzwungen, dass ihr euch lieber um Gegner herum schleicht, als alle im Nahkampf auszuschalten. Dennoch wäre mir an der ein oder anderen Stelle lieber gewesen, wenn Garrett sich endlich ein Schwert mit nimmt, anstelle auf die Gegner mit diesem nutzlosen Knüppel einschlagen zu müssen.

Negativ fällt auch auf, dass das Spiel einen eher schlechten Job macht, euch zu sagen, was es bietet. Ich bspw. habe nie eine Nebenmission im Spiel gemacht. Ich wusste zwar, dass es die gibt, aber wo genau ich mir die Nebenmissionen abholen kann, das zeigt mir die Karte nicht an. Genauso mit dem Händler. Es ist gut, dass es einen Händler gibt, der wird auch auf der Karte angezeigt, aber oftmals ist der so weit entfernt von dem Ort an den ihr eigentlich wollt, dass ihr eigentlich einen riesigen Umweg gehen müsstet, nur um zum Händler zu gelangen. Gefallen hat mir die Menge an verschiedenen Pfeilen, die das Spiel euch bietet, da hätten wir Brandpfeile, Wasserpfeile um die Fakeln zu beeinflussen, Erstickungspfeile, um Gegner mit einer Art Reizgas zu beschießen, Breitkopfpfeile und Sägezahnpfeile um Gegner zu erledigen und stumpfe Pfeile um Objekte, wie Flaschenzüge zu aktivieren. Außerdem gibt es Medikits und Mohnblüten, letztere füllen eure Fokusanzeige wieder auf. Außerdem bietet euch der Händler Werkzeuge an, wie bspw. den Metallschneider oder den Schraubenschlüssel, mit denen ihr vorher unzugängliche Wege benutzen könnt, bspw. indem ihr die Abdeckung von Belüftungen aufschraubt.

Solltet ihr einmal das Zeitliche segnen, startet ihr vom letzten Kontrollpunkt; es kann sein, dass ihr euch dann eine Zwischensequenz anschauen müsst, aber die Kontrollpunkte sind eigentlich recht fair gesetzt. Außerdem könnt ihr Zwischensequenzen abbrechen, indem ihr Kreis gedrückt haltet. Sehr umständlich fand ich zunächst, dass ihr eure Munitionsarten und Medikits mit den Touchpad auf dem PS4-Controller auswählen müsst. Dann habe ich gemerkt, dass, wenn ihr rechts oben auf das Touchpad drückt, auch das Element rechts oben auswählt, dann hat das wiederum ziemlich viel Sinn gemacht. Ich hätte mir dennoch gewünscht, dass die Zeit während der Auswahl von Munition oder Medikits angehalten würde, nicht nur verlangsamt.

Die Stadt und die Umgebungen sind hübsch anzusehen, generell sieht die Nacht sehr gut aus, und die Beleuchtung weiß zu gefallen. Es gab während dem Spielen einige Male Fehler mit den Lichtreflexen. Der Sound ist gut, vor allem der Soundtrack hat mir sehr gefallen. Allerdings sind die Soundlevel falsch eingestellt. Das ist aber auch nichts, was ihr in den Optionen lösen könnt, weil einmal sind die Synchronisationstexte recht lauft, dann wieder sind die unheimlich leise - in der gleichen Szene, mit Menschen, die gleich weit von euch entfernt stehen. Außerdem ist die Lippensynchronisation nicht sonderlich gut, auch in den Rendersequenzen. Und die Untertitel stimmen im Ende des Spiels nicht mit dem Gesagten überein - also nicht mal inhaltlich. Das fällt natürlich negativ auf.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 07.05.2016
Fazit:
Thief ist ein gutes Schleichspiel. Ich habe keinen der Vorgänger gespielt, aber ich muss sagen, dass mir Thief dennoch sehr viel Spaß gemacht hat. Die Hauptmissionen fesseln für etwa 8,5 Stunden, und dann gibt es noch die Nebenmissionen, es gibt viele Dokumente zu finden, und viele Orte zu erkunden, sei es um Schätze zu rauben, oder um zu wissen, was es dort gibt. Etwas schade finde ich, dass die Stadt eher eine Hub-Welt ist, und dass das Spiel recht oft Laden muss. Vor allem zum Ende hat mich das asymmetrische Kampfsystem sehr gestört, aber es zwingt euch dazu im Schatten zu bleiben und unentdeckt an den Gegnern vorbei zu kommen. Insgesamt finde ich Thief ein sehr gutes Spiel, was einige Macken und Mängel hat. Die Athmosphäre brüllt euch Steampunk entgegen. Thief ist eine absolute Empfehlung für Schleichspiel-Fans. Wollt ihr lieber Action, dann schleicht euch lieber um Thief.