Windows Review

Singularity auf Windows

08.01.2017

In Singularity spielt ihr einen Soldaten Captain Renko, der zu Beginn des Spiels erhöhte Strahlung auf der russischen Insel Katorga-12 untersuchen soll. Ihr fliegt im Helikopter zur Insel, fliegt direkt an einer unter Wasser stehenden Statue vorbei, von der ihr nur noch die Sichel seht. Diese scheint aber irgendeinem Effekt unterlegen zu sein, sodass sie vor euren Augen rostet. Noch bevor ihr sicher landen könnt, gibt es eine Art Explosion, ähnlich eines EMP, der euren Helikopter vom Himmel holt, somit seid ihr auf der Insel gestrandet.

Die ersten Minuten lang habt ihr noch keine Waffe und untersucht einfach die Umgebung. Es macht wirklich Sinn die Umgebungen zu erkunden und überall hin und hinein zu schauen, weil überall im Spiel Medikits verstreut liegen, es liegen E99-Technologiepunkte herum, es liegt Munition herum und auch Dokumente, die ihr lesen könnt. Schaut also definitiv in Koffer oder Mülltonnen, so sie sich denn öffnen lassen. Das hat mich zunächst sehr beeindruckt, dass ihr mit vielen Objekten interagieren könnt, auch wenn Telefone oder Schreibmaschinen nur einen Ton von sich geben. Auch gibt sich das Spiel verdammt viel Mühe eine Atmosphäre aufzubauen. Kaum seid ihr auf der Insel angekommen gelangt ihr in eine Ankunftshalle, mit einem riesigen Stalin-Kopf in der Mitte des Raumes. Ihr lest einige Dokumente, dass Dr. Demichev bei einem Feuer gestorben ist, und ihr geht weiter die Insel erkunden.

Ihr gelangt in eine zerfallene Fabrikhalle. Eine gibt eine blaue Explosion, die euch in eine andere Zeit zurückholt, genauer gesagt ins Jahr 1955. Die Fabrikhalle steht in Flammen und ihr erkundet die Gänge weiter, bis ihr auf einem jungen Dr. Demichev findet, der durch den Boden fällt, doch ihr rettet ihn und bringt ihn in die Ankunftshalle zurück. Dort werdet ihr wieder ins Jahr 2010 zurückgeworfen. Ihr bemerkt einige Veränderungen am Gebäude, bspw. steht nicht mehr eine Stalin-Statue auf dem Podest, sondern eine von Dr. Demichev. Hier wird euch schon klar, dass ihr in der Zeit zurück gereist seid und verhindert habt, dass Dr. Demichev stirbt. In dieser neuen Realität, ist Dr. Demichev 2010 der oberste Kanzler der Sovjet-Union, gerade ringend nach der Weltherrschaft.

Das macht das Spiel auch so interessant - dieser Zeitreise-Aspekt. Das Spielen mit der Zeit könnte dem Spiel erlauben wirklich unglaubliche Dinge zu tun und Probleme schnell und einfach zu lösen. Doch leider macht das Spiel fast nichts damit. Ihr reist zwar ein paar Mal in die Vergangenheit um Personen zu retten oder ähnliches, das ist aber viel zu selten um wirklich etwas zu bewegen, um das, was ihr gestartet habt, wieder rückgängig zu machen. Das Spiel gibt sich auch unglaublich viel Mühe Atmosphäre aufzubauen, leider hat mich die komplett kalt gelassen. Über ein paar Jump Scares hinaus gibt es fast nichts, was das Spiel zum Gruselspiel oder gar Horrorspiel macht. Außer vllt. die Texturen, die das Spiel gerne mal nicht lädt oder entlädt, während ihr die Objekte noch anschauen könntet.

Ihr trefft irgendwann euren Kameraden wieder und werdet erst von Monstern dann von russischen Soldaten angegriffen. Glücklicherweise erhaltet ihr einige Waffen, die euch ermöglichen die Gegner zurück zu schlagen. Neben einer Pistole und einem AK-ähnlichen Sturmgewehr findet ihr im Laufe des Spiels noch eine Schrotflinte, Scharfschützengewehr, eine Chaingun, einen Granatwerfer, dessen Granaten ihr fernsteuern könnt, eine Nagelpistole, die explosive Nägel verschießt und eine Einzelschusswaffe, deren Geschosse ihr im Flug steuern könnt. Die Waffenauswahl ist hinreichend groß, wenn die meisten Waffen auch aus anderen Spielen her bekannt sein dürften. Außerdem erhaltet ihr im Laufe des Spiels das Zeitmanipulationsgerät, kurz ZMG, mit dem ihr Objekte altern lassen oder verjüngen könnt, was sich meist auf ein paar Physik-basierte Rätsel beschränkt. Altert ihr Fässer bspw. werden sie zusammengedrückt, verjüngt ihr sie wieder wieder aufgeblasen. Damit könnt ihr Rolltore aufdrücken. Weiter werdet ihr Audioaufnahmen reparieren um sie anhören zu können und Munitionskisten reparieren, damit ihr die Munition daraus bekommt. Wenn ihr Gegner altern lasst, tötet ihr sie.

Singularity ist eigentlich ein durchweg solider Shooter mit der Zeitmechanik, die es zu etwas besonderem machen könnte. Leider klappt das nicht so ganz. Die eigentliche Gruselatmosphäre des Spiels kommt nicht rüber, weil die Gegner alles andere als stark sind - auf dem mittleren von drei Schwierigkeitsgraden bin ich nur wenige male gestorben, meine Energieleiste war meistens komplett voll und der Vorrat an Medikits ebenfalls auf Maximum. Das Spiel erinnert mich an eine Reihe von frühen Unreal Engine 3-Spiele. Dark Sector, Fracture - beide Spiele hatten das gleiche Problem. Die Optik erinnert viel zu stark an andere Spiele, die Gimmicks, also das Boomerang in Dark Sector bzw. die Erde-anheb-Machanik in Fracture fühlen sich zwar an sich nicht schlecht an, aber wirken zu einschränkend in einem sehr linearen Shooter. Ich denke, dass auch Singularity in die gleiche Falle gefallen ist. Eigentlich würde es Sinn machen eine große offene Umgebung zu haben, in der ihr mit der Zeitmechanik spielen könnt - ein lineares Spiel macht hier eigentlich keinen richtigen Sinn, gerade weil es eigentlich tausende Möglichkeiten gibt - vor allem dann, wenn ihr in der Zeit umher reisen kann - Probleme zu lösen.

Eigentlich will ich doch nur in meinem Tempo durch die Welt springen. Vllt. wäre es auch angebracht gewesen eine Art Zusammenhang frühzeitig zu setzen. Wo befinde ich mich? Wo muss ich hin? Was sind die besonderen Umgebungen? Zu Beginn wirkt die Insel wie verlassen, auch wirkt die Siedlung deutlich kleiner und die Forschungseinrichtung liegt etwas außerhalb. Später schaut ihr aus einem Fenster und seht die Stadt direkt vor euch - das passt doch irgendwas nicht! Leider zieht sich das durch das gesamte Spiel hindurch. Nichts wird in einem Kontext präsentiert. Und leider funktioniert auch das Atmosphäre setzen nicht so recht. Ihr gelangt nicht unwissend auf die Insel und müsst erkunden, was dort vor sich gegangen ist, bzw. vor sich geht, sondern ihr wisst bereits aus dem Einführungsvideo, dass mit einem Material namens E99 geforscht wurde um Waffen zu erfinden, die die der Feinde bei weitem übertreffen. Viel besser wäre es gewesen, wenn ihr 1960 erkunden müsst, warum die Insel verlassen worden ist. Das hätte mir mehr gefallen als 55 Jahre nach den Geschehnissen hinzugehen und alles zu wissen.

Die Gegner sind nicht wirklich clever und wirken eher wie Schießbudenfiguren, die sich viel zu leicht abknallen lassen und euch nur selten wirklich schaden können. Mit den Medikits könnt ihr den meisten Schaden gleich wieder wettmachen. Medikits, die an jeder Ecke zu dutzenden liegen. Irgendwie kommt mit das vor als hätten die Entwickler erst Medikits und Ausrüstung verteilt, und dann überlegt, wo Gegner und Kämpfe kommen könnten. Außer bei Bosskämpfen erscheint mit das tatsächlich so. Das ist wirklich schade, weil ihr so nach den Kämpfen mit immer den gleichen Gegnern wieder mit Munition und Medikits aufgefüllt werdet, soweit, dass ihr wieder auf Maximum seid. Ihr bin nie gestorben, weil ich keine Medikits mehr hatte, sondern eher, weil ich nicht schnell genug auf den Medikit-Knopf gedrückt habe. Das erinnert mich irgendwie ein bisschen an Bioshock - euch auch?

Die Steuerung ähnelt der von modernen Shootern. Einziger Nachteil ist, dass das Spiel, wenn ihr es mit dem Xbox 360-Pad spielt nicht den echten Knopf anzeigt, also bspw. sagt "mit B duckst du dich", sondern "mit Pad 3 duckst du dich". Vielen Dank dafür, dann dürft ihr nämlich alle Knöpfe des Pads ausprobieren, ob die jetzt mit Pad 3 gemeint sind. Das Spiel läuft langsamer als Call of Duty ab, gerade durch das Erkunden der Umgebungen erscheint die Spielgeschwindigkeit geringer, und auch die Kämpfe laufen langsamer ab. Außerdem gibt es weniger Kämpfe - das Spiel hat sehr viel Erkundungszeit.

Grafisch ist Singularity gar nicht mal schlecht. Die Texturen sind im geladenen Zustand recht grobkörnig und im ungeladenen Zustand erinnern die Objekte eher an Kartoffelsuppe als an Texturen. Leider entlädt das Spiel sehr gerne Texturen, auch wenn ihr die Texturen noch gebrauchen könnt. Dafür werdet ihr im Spiel nur recht selten Ladebildschirme sehen. Die Farbpalette ist sehr eingeschränkt, meistens habt ihr nur Orange, blau oder grün auf dem Bildschirm. Das Spiel wirkt sehr rostig, fast schon wie jeder andere Unreal 3 Shooter dieser Zeit. Die Sounds gehen in Ordnung, bis auf die Waffensounds, die lachhaft schwach klingen. Wollt ihr eure Waffen so gestalten, dass sie sich richtig kraftvoll anfühlen, müsst ihr das zunächst auch über die Geräusche rüber bringen.

Bewertung:
Durchwachsen
Durchwachsen
Text von 08.01.2017
Fazit:
Singularity ist ein solider Shooter. Ein Shooter mit dem ZMG-Gimmick, d.h. dass ihr einige Zeitaktionen ausführen könnt, das aber nur an bestimmten Stellen. Damit wirkt Singularity sehr einschränkend. Außerdem fehlt bei vielen Situationen im Spiel der Kontext. Was passiert denn gerade genau? Was ist denn die Singularität? Warum muss ich die stoppen? Warum kann ich nicht selbst zeitreisen? Warum muss ich mich an die lineare Geschichte halten? Das Spiel wirft viele Fragen auf. Singularity wäre in einem Open World-Setting richtig gut werden können, aber durch die einschränkende lineare Geschichte des Spiels verliert es wieder. Dennoch macht das Spiel Spaß, wenn ich auch nicht in die Story des Spiels hineingezogen wurde. Singularity wirkt wie eine wohlbalancierte Mixtur aus anderen Spielen, wie Bioshock, Fracture, Dark Sector oder TimeShift. Dennoch oder deswegen kann man sich den Shooter durchaus mal anschauen, wenn ihr über die technischen Schwächen des Spiels hinwegkommt.