PS3 Review

Review auf Playstation 3

Der erste Eindruck zählt, sagt man. Serious Sam war mal groß. Viele haben den früher gespielt. Markige Sprüche. Endloses Geballer auf große Gegnerhorden immer gleicher Gegner, viele bunte Umgebungen. Was ist nur aus dir geworden, Sam? 2011 kommt der dritte Teil und 2014 dann auch für die PS3. Ob sich Serious Sam auch in HD noch gut macht, erfahrt ihr hier.

AHHHHHHHHHH! Wer die alten Serious Sam-Teile gespielt hat, dürfte sich direkt wie zuhause fühlen. Also, wenn ihr euch einmal durch die Cutscenes gequält habt. Sam war schon früher für seine Stimme bekannt, auch wenn ich sie jetzt eher nervig finde. Ähnlich wie der Duke haut auch Sam Einzeiler ohne Ende raus. Einige sind angebracht, bei anderen verdreht man schon eher die Augen und fragt sich, wann der einen Tod endlich erlöst. Jedenfalls stürzt der Helikopter aus der Eingangssequenz auch schnurstracks ab (ein Thema, was sich durch die Kampagne übrigens hindurchzieht) und schon geht sie los, die wilde Monster-Hatz.

Allerdings zunächst ohne Waffen. Ihr findet zwar recht bald einen Vorschlaghammer und ganz ganz langsam auch ein kleines Arsenal an Waffen, aber es vergehen einige Stunden bzw. Level, bis ihr nicht nur eine Schrotflinte, sondern auch ein Sturmgewehr habt, also neben eurer Pistole mit unendlich Munition versteht sich. Diese ersten Episoden der Kampagne sind somit ziemlich langsam. Viel mehr als ein paar Schrotflinten-Gegner, ein paar Raketenwerfergegner und die AAAHHHHH-brüllenden kopflosen, die euch am liebsten in den Tod kuscheln wollen (sie explodieren, wenn sie euch zu nah kommen) wartet zunächst auch nicht auf euch. Die Bossgegner, die ihr in den ersten paar Episoden besiegt, werdet ihr noch häufig im Laufe des Spiels wieder treffen, als ganz normale Gegner. Das nimmt einem irgendwie die Spannung, wenn man den roten Skorpiontypen mit den Rakentenwerfern einfach wieder und wieder und wieder besiegt. Aber ihr braucht die langsame Zeit auch um euch an die Steuerung zu gewöhnen.

Die Steuerung

Denn die Steuerung ist komplett ungewohnt. In der Standardeinstellung ist auf die Kamerabewegung eine Menge Beschleunigung. Die habe ich sofort ausgeschaltet und festgestellt, dass die Drehungen jetzt viel zu langsam sind. Also Senisitivität ganz hoch. Nagut, sehr kantige Bewegungen, aber was solls. Blöd nur, dass man die vielen kleinen schnellen Gegner, die das Spiel auf euch wirft so nicht trifft. Daher ist es gut, dass das Spiel euch die Möglichkeit des Auto Aims bietet, den ich auch sofort mit Anzeige aktiviert habe. So lässt es sich doch fast aushalten. Jedenfalls. Mit X springt ihr. L3 dient zum ducken, Kreis öffnet ein Wiki-Menü, in dem ihr euch Einträge über eure Gegner und Waffen anschauen könnt (warum genau brauche ich das?), Dreieck macht irgendwas mit der Waffenwahl, fragt mich nicht. Vllt. die stärkste Waffe auswählen? Die Waffenwahl liegt komplett auf dem D-Pad. Hier beginnen auch die Probleme groß zu werden. Nicht nur, dass alle Richtungen doppelt belegt sind, auch die Diagonalen sind belegt, sodass es sehr umständlich und frickelig wird, im Kampf die richtige Waffe zu finden. Aber das Spielgeschehen anhalten oder verlangsamen wollte man anscheinend nicht. Die meisten Waffen werden mit R1 geschossen bzw. verwendet. Auf L2 liegt meist nachladen, wenn man die Waffe nachladen muss. Auf L1 könnt ihr zoomen - warum ich das brauchen soll, werde ich wohl nie verstehen.

Die Steuerung ist extrem ungewohnt und frickelig. Drehungen sind kantig oder mit sehr unangenehmer Beschleungigung versehen. Sam bewegt sich recht schnell, was die Action durch schnelles Tempo steigern soll. Meist klappt das ganz gut, außer ich bin in einem Tempel und kann mich aus irgendeinem Grund nicht so flott bewegen. Die Methode für die Waffenauswahl finde ich katastrophal. Die Waffen auf den vier D-Pad-Richtungen sind relativ problemlos anwählbar. Drückt ihr ein zweites Mal in die gleiche Richtung wählt Sam die zweite Waffe. Das Problem sind die Diagonalen. Um die zuverlässig anwählen zu können, musste ich häufig den Daumen benutzen, der normalerweise am linken Stick ist und Sam bewegt. D.h. für die Waffenwahl muss ich meinen Charakter anhalten - das ist in einem so flotten Shooter keine gute Idee. Bei der Waffenwahl hat es Sam übrigens nicht sonderlich eilig, es ist problemlos möglich eine Waffe auszuwählen, dann weiter mit der alten zu schießen, sodass Sam erst einige Zeit später die Waffe wirklich tauscht. Das finde ich äußert schlechtes Design.

Spannend finde ich die Entscheidung auf SELECT ein Schnellspeichern zu legen. Ich halte das an sich für eine gute Idee, denn so speichert ihr einfach irgendwo und müsst nicht erst auf das Menü warten, allerdings führte das bei mir zu Aussetzern zwischen ein paar Zehntel Sekunden bis hin zu ein paar Sekunden. Dafür könnt ihr direkt dort weitermachen, wo ihr schnellgespeichert habt, wenn ihr sterbt. Das passiert übrigens auch, wenn das Spiel automatisch speichert. Dafür wartet es auch nicht, ob ihr gerade in Ruhe seid, oder ob euch die Gegner gerade in Ruhe lassen oder nicht. Teilweise speichert das Spiel auch in Zwischensequenzen - Sicherheit geht vor!

Die Gegner und die Waffen

Eigentlich wird in Serious Sam 3 nicht viel Neues geboten. Die Gegnerauswahl erstreckt sich über die altbekannten Gegner, die eigentlich keinen Spieler mehr hinter dem Kamin hervorlocken dürften. Neben den oben beschriebenen Gunner und Selbstmörder-Gegnern gibt es noch eine Auswahl an größeren bzw. dickeren Gegnern mit geschützen bzw. Raketenwerfern, Skelletpferde, Bullen die auf euch zugespringet kommen, Minotauren, verschiedenes Spinnengetier, fliegende Harpien - einmal als normale Nahkampffeinde, und einmal als Psychotrick-Feinde, die euch für eine kurze Zeit anheben können, sodass ihr euch quasi nicht mehr bewegen könnt. Das ist übrigens richtig fair, weil alle Gegner dann genüsslich auf euch einprügeln können. Einziger Ausweg - dem Feind eine Rakete verpassen, wenn sie damit beginnen will.

Die KI der Feinde ist abnormal dämlich. Nicht nur, dass die Gegner nicht an ihrem Leben hängen, sondern sie bleiben auch gern an Objekten in der Umgebung hängen, oder bleiben einfach stehen, nachdem sie euch gesehen haben - schließlich können sie ja auf euch schießen. Ich finde das peinlich. Die Gegnerhorden sind eigentlich nur deshalb eine Gefahr für euch, weil sie in viel zu großer Zahl auf euch zu gestürzt kommen, und eure Munition bald ausgehen wird, weil ihr natürlich nicht sofort Nachschub findet.

Die Waffen sind auch größtenteils aus den Vorgängern bekannt. Ich habe die Kampagne nicht zuende gespielt, daher habe ich sicher die ein oder andere Waffe noch nicht gesehen. Dennoch habe ich neben der Pistole, den zwei Schrotflinten und dem Sturmgewehr noch die Minigun, den Raketenwerfer, die Kanone (sie verschießt Kanonenkugeln und ja, das macht Spaß), C4, den Devastator (ein schnellerer aber schwächerer Raketenwerfer), ein Energiesturmgewehr (wofür ich nur einmal Energie gefunden habe) und den Vorschlaghammer. Die Waffenwahl ist ok, aber ich hätte mir an vielen Stellen einfach mehr Munition gewünscht.

Die Spielmodi

Serious Sam 3 hat drei Kampagnen (jedenfalls auf PS3, jedenfalls die BFE-Edition). Ich habe etwa 7,5 Stunden von der einen Kampagne geschafft, bis ich wirklich wirklich keine Lust mehr hatte. Auf Normal wurde mir das Spiel nach etwa vier Episoden zu schwer, daher habe ich die Episode auf Leicht neu gestartet. Aber auch da wurde mir das Spiel irgendwann zu schwer, aber ich wollte einfach die aktuelle Episode nicht neu starten auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad "Tourist". Die Episode bestand gänzlich daraus Horde nach Horde nach Horde von immer den gleichen Gegnern zu durchdringen, die direkt vor euch und direkt in eurem Sichtfeld in großer Anzahl gespawnt sind. Das Level fühlte sich so an, als hätte ein Praktikant ein Level erstellt - im Canyon, das hässlichste Level, was ich bislang gesehen habe - ein paar Kurven, quasi ansonsten leere Umgebungen, und dann Spawnpunkt für endlose Mengen Gegner nach Spawnpunkt für ebendies. Effektiv ist Serious Sam schon immer überall genau das gewesen, aber noch nie war das so offensichtlich wie hier.

Ansonsten dreht sich diese Kampagne darum, dass der Time Lock angeschaltet werden soll um den Angriff der Aliens auf die Erde zu verhindern. Dafür sucht ihr zunächst einen Wissenschaftler, macht euch auf in ein geheimees Grab in einer Pyramide, aktiviert dann zwei Generatoren und aktiviert dann wahrscheinlich den Time Lock (letzteres habe ich nicht mehr gemacht). Die Rahmenhandlung ist so sinnlos, wie ich sie hier beschrieben habe. Aliens greifen an, wir müssen sie alle wegballern. Okay, okay, gib mir eine Waffe und los gehts.

Aber nein, ich muss mir hirnverbrannte Zwischensequenzen und Einzeiler von Sam reinziehen, darf mich nur nicht aus dem Schlauchlevel verabschieden, und brenne durch mehr Helikopter durch als Sam durch Shirts. Ehrlich - ich würde ungern Helikopterpilot sein. Sam sollte mehrfach ausgeflogen werden, und jedes mal wurde der Heli vom Himmel geholt. Mal wurde er abgeschossen, mal von einem fliegenden Gegner übernommen. Das wäre mir echt zu gefährlich.

Ansonsten verfügt das Spiel noch über einen Überleben-Modus, bei dem ihr in einer viel zu kleinen Arena nach und nach einstürmenden Gegnerhordern widerstehen müsst. Außerdem verfügt(e) das Spiel über einen Mehrspielermodus, bei dem aber niemand mehr aktiv ist (ich konnte jedenfalls keine Server finden).

Das Gameplay

Wie bereits in den alten Teilen schießt ihr euch durch alles, was die Konsole hergibt. Es kommen Horden von Gegnern auf euch zu gerannt und ihr macht sie fertig. Leider führt das Spiel die Gegner selten gut ein. Ich weiß noch wie das auf dem Gamecube war - die ersten Bullen waren in bzw. an römischen Gehegen. Einige der Bossgegner werden einfach wieder verwendet als normale Gegner und ein Boss - das Flugschiff der Aliens wird euch frech einfach doppelt vorgesetzt.

Die Gegner haben es natürlich auf eure Gesundheit abgesehen. Ist die bei Null, sterbt ihr und ladet den letzten Speicherpunkt. Dabei ist es irrelevant ob ihr den durch die Schnellspeichern-Funktion gesetzt habt oder ob das Spiel den Speicherpunkt angelegt hat. Aber um das zu verhindern, könnt ihr auf dem Spielfeld Rüstung finden. Die blau leuchtenden Pickups sind Rüstung, die zunächst angegriffen wird, und einen Teil der feindlichen Attacken auf sich nimmt, sodass eure Gesundheit etwas weniger beinträchtigt wird.

Spannend bei den Pickups ist übrigens, dass sie, wen ihr weiter weg steht, Kisten sind, geht ihr aber näher ran, wird aus der grünen blinkenden Kiste eine Waffe. Gleiches gilt für Gesundeitspickups (rot), Munition in gelb oder Rüstung in blau. Die Pickups liegen auf dem Boden, anstelle wie in den Vorgängern in der Luft zu schweben, ich schätze dafür wurde die Havok-Physik Engine eingebaut, damit die Pickups auch relatistisch liegen. Mir persönlich haben sie schwebend besser gefallen.

Die Grafik und der Sound

Der erste Eindruck zählt, sagt man. Würde das stimmen, hätte ich Serious Sam 3 sofort wieder beenden müssen. Die ersten Episoden in der Stadt sind so unglaublich hässlich, dass ich dachte meine PS3 versucht grad die PSone zu emulieren. Aber nein, das meinen die Entwickler ernst. Die Texturen sind nicht der Rede wert, Effekte gibt es nicht, und die Umgebungen wirken sehr undetailliert, sind quasi leer, und wenn doch Kisten rumstehen, blendet das Spiel sie erst kurz vor euch ins Bild. Das ist reproduzierbar. Das meinen die Ernst!

Dafür zieht das Spiel dann aber so eine Ruckelparty ab, wenn mal ein paar Gegner im Level sind oder das Spiel schnell noch die kommenden Areale laden will - unglaublich. Ich versteh ehrlich nicht, wie die beiden Vorgänger in HD schöner aussehen können als der dritte Teil, der von Anfang an als HD-Spiel ausgelegt war. Da gab es mehr Effekte, die Texturen waren jedenfalls am PC schöner und insgesamt waren das durchdachtere Spiele. Und nach dem Kampf hat man gesehen, dass gerade etwas passiert ist, weil alles mit Blumen voll war (oder Blut). Hier gibts nichts davon. An manchen Stellen schafft es das Spiel nicht mal die Gegner zum Stürzen zu bringen, wenn sie sterben, nein sie werden direkt aus dem Spiel gelöscht. Körper bleiben nicht liegen und wenn viel auf dem Bildschirm los ist, erscheint nicht mal mehr das Mündungsfeuer.

Die Umgebungen sehen auch echt immer wieder identisch auf. In den 7,5 Stunden Spielzeit bin ich hauptsächlich durch eine ägyptische Stadt und durch Wüstenregionen und Gräber in Pyramiden gelaufen. Und es hängt mir bis hier. Warum kann ich nicht abwechslungsreiche Levels haben? Warum spiele ich mich hier stundenlang durch Wüstenregionen und dunkle Gräber. Warum kann meine Taschenlampe nur einen minimalen, lächerlich kleinen Kreis beleuchten? Fragen über Fragen, die ich nie beantwortet bekommen werde. Tatsächlich halte ich die dunklen Innenareale für zu dunkel und die Taschenlampe für einen schlechten Schwerz. Ansonsten hätte bedeutend mehr Abwechslung gut getan in der Umgebungsdarstellung.

Wenigstens der Sound ist noch halbwegs vertretbar. Am Misch-Code ist zwar irgendwas schief gegangen, weil man gerne mal Gegner hört, die garnicht mehr da sind, oder die sich in einem anderen Raum befinden, aber wenigstens ist der Soundtrack zu gebrauchen. Die Hintergrundmusiken leiten ganz gut ins Spiel und sie schalten um, wenn es Action gibt, bzw. werden wieder leiser wenn es wieder ruhig ist. Die Musikstücke passen finde ich ganz gut zu einem Serious Sam-Spiel, auch wenn ich ihnen teilweise einen eher 90er Jahre-Vibe unterstellen würde.

Bewertung:
Nicht empfohlen
Nicht empfohlen
Text von 03.11.2019
Fazit:
Insgesamt ist Serious Sam 3 BFE Edition nur für Hardcore Fans zu empfehlen, und die haben das Spiel schon. Wenn ihr die alten Serious Sam-Teile so oft gespielt habt, dass die Disc schon zerfliegt beim Anschauen, dann könnt ihr mal einen Blick riskieren. Weil ganz spaßlos ist das Spiel dann doch nicht. Allerdings finde ich das Spiel weder gut noch fair. Ich halte nicht viel von den ganzen Modernisierungen - Pickups, die auf dem Boden liegen, Kimme und Korn. Und ich halte nicht viel vom Steuerungssystem. Oder der Gegner-KI, den riesigen Horden, die billigst ins Spiel reinkopiert wurden. Und ich halte nicht viel von der Grafik, den ständigen Rucklern und Aussetzern beim automatischen und schnellen Speichern. Irgendwie wirkt das Spiel unfertig, unpoliert und schlecht portiert. Nach den 7,5 Stunden Spielzeit, die ich in das Spiel investiert habe, und noch nicht durch die eine Kampagne durch bin, kann ich sagen: ich für meinen Teil, werde Serious Sam 3 auf der PS3 nicht wieder anfassen.