Dreamcast Retro

Re-Volt auf Dreamcast

03.03.2014

Das 1999 erschienene Re-Volt ist ein Rennspiel der ganz anderen Art. Anstelle mit echten Rennautos, wie in SEGA GT oder in Need for Speed, fahren wir mit ferngesteuerten elektrische oder mit Benzin betriebenen Autos über "alltägliche Pisten". Es gibt etwa 16 Strecken, die allesamt sehr abgefahren sind und denen jeder Sinn für Realität fehlt, was aber nicht so schlimm ist, da wir schließtlich mit RC Cars drüberprettern. Ähnlich wie in Mario Kart, stehen dem Spieler zur Bekämpfung der anderen Fahrer einige Extras zur Verfügung, wie den Raketen, Wasserbomben, eine Batterie, die das Auto kurzzeitig deutlich schneller macht, oder ein Blitzextra, was nahe fahrende Feinde kurzzeitig lahm legt.

Die Dreamcast ist die einzige Konsole, die ich bis jetzt gesehen habe, die das Spiel (jedenfalls die Meisterschaften) halbwegs ruckelfrei darstellen kann. Auf dem N64 wurde das Spiel vor allem dann zur Ruckelorgie, wenn mehrere Raketen gleichzeitig vor eurer Nase explodieren. Die PowerUps sind sehr kuhl und sehr ausgeflippt, aber auf der anderen Seite nervig, wenn man gerade erster ist, und ein Gegner kommt auf euch zu (mieses Leveldesign) und elektresiert euch und ihr könnt mehrere Sekunden lang nichts als zusehen, wie alle an euch vorbeirauschen.

Neben den 4 Meisterschaften, die je aus 4 Rennen bestehen, bei denen die Rundenanzahl deutlich zu hoch getrieben wurde, gibt es noch Einzelrennen, Time Attack-Rennen, eine Stunt-Arena in der es darum geht so viele Sterne wie möglich zu sammeln, und einen Streckeneditor, der es wirklich in sich hat. Zwar ist die Dreamcast Umsetzung des Streckeneditors eher schlecht ausgefallen und ihr könnt nur mit aufwändigen Menüzugriffen eure Strecke wirklich gut machen, aber er ist da, was schonmal sehr cool ist. Die PC Umsetzung gefiel mir aber deutlich besser. Die Strecken könnt ihr mit Freunden befahren, aber eigene Meisterschaften zu erstellen ist nicht möglich. Das Spiel hat auch einen Multiplayer Modus, mit dem ihr mit bis zu 3 anderen am selben System spielen könnt.

Ihr könnt euren Namen eingeben, der übrigens gespeichert wird, euer Auto auswählen und schon kann es losgehen. Ich fahrt mit bis zu 12 Computerfeinden um die Wette und haut euch die PowerUps um die Ohren. Interessanter Weise gab es bei Acclaim-Spielen schon immer - und das bis zum Ende - Probleme mit der Wegfindung der Gegner. Machines, Turok, Re-Volt. Alle leiden sie unter den gleichen Symptomen, wenn sie auch bei Re-Volt besser sind als es noch bei Machines der Fall war. Die teilweise sehr kleinen Level mit vielen Kurven und vielen Hinternissen. Ihr habt bereits Probleme um die ganzen plötzlich auftauchenden Hinternisse wie Tischbeine und Dinosaurier herumzukommen, aber die Feinde bleiben gerne an solchen Hindernissen hängen, was euch natürlich oft einen Vorteil verschafft, allerdings kann es auch sehr störend sein, wenn ihr im Zweikampf mit dem 2. seid und plötzlich taucht vor euch der letzte auf, der euch mit Raketen bombardiert.

Die Physik im Spiel ist lausig. Zwar könnt ihr einstellen ob ihr eher arcadig oder simulationslastig spielen wollt, wo ich definitiv die Simulation empfehle, aber beide verhalten sich ein wie chaotisches System. Ändern sich nur ein wenig die Startbedingungen (zum Beispiel wie weit ihr den Stick drückt) und schon ändert sich das Ergebnis (zum Beispiel indem das Auto ausbricht und gegen die Wand fährt). Außerdem störend sind ebendiese kleinen Objekte, die auf der Strecke verteilt sind, um die ihr besser ringsrumfahrt, was aber kaum möglich ist, durch die überempfindliche Steuerung. Stoßt ihr also gegen ein Tischbein schleudert es euch sonstwohin und ein baldiges Weiterfahren ist fast unmöglich. Gleiches gilt für Kollissionen mit anderen Autos.

Die Level sind recht groß aber sehr eng und folgen keiner Logik. Viele Kurven was viel Lenken fragt, aber auch vorsichtiges Lenken, aufgrund verschiedener Bodenbeläge, die sich auf die Rutschfestigkeit des Autos auswirken. Die recht solide Grafik sieht gut aus, die guten Texturen tragen ihren Teil bei. Aber ich glaube das Spiel ist das einzigste überhaupt, was Fliesen mit runden Kanten darstellt. Die guten Reflexionen und recht ansehnlichen Physikspielereien mit den verschiedenen Bodenbelägen sind gut umgesetzt, da sie auf der Dreamcast nur sehr selten (wenn 12 Spieler auf der Strecke sind) zu Rucklern führen. Der Soundtrack ist sehr genial und ist eigentlich typisch für Acclaim, die von der Sache her immer elektronische Musik verwendet haben, bis zu den letzten Jahren. Hier passt die Electro-Musik und sie klingt richtig gut.

Die teilweise sehr schlechte Übersetzung trägt leider auch ihren Teil zur schlechten Bewertung bei aber wie kann man auch so dämlich sein, frag ich mich. "700 Meters". Es sind im Spiel so krasse Übersetzungsfehler und einfach nur Dummheiten drin, dass man sich fragt, ob das Spiel von einem Affen oder von einem Menschen übersetzt worden ist. Warum kürzt man jedes Wort im Spiel ab? Hatte Acclaim eine Wette verloren? So extrem abgekürzt sähe der Satz etwa so aus: S. ext. abgek. sä. d. S. et. s. a.

Bewertung:
Durchwachsen
Durchwachsen
Text von 03.03.2014
Fazit:
Der teilweise sehr hohe Schwierigkeitsgrad und die sehr unfaire und frustrierende Physik macht einem sehr zu schaffen, weshalb ich nur bedingt sagen kann, dass das Spiel ein gutes wäre. Es war mal wieder eine gute Abwechslung ein gutes altes Rennspiel der anderen Art zu spielen, aber die Erlösung insgesamt war es nicht. Wenn ihr Re-Volt mal spielen wollt, nehmt die von Fans weiter entwickelte Version: http://rv12.zackattackgames.com/index.php