Review des knuddel-Minecrafts

Portal Knights auf PS4

17.05.2020

Portal Knights kommt im Gewand eines Minecraft-Klons daher und fühlt sich zunächst wie ein etwas weiterentwickeltes Minecraft an, was eine Story verpasst bekommen hat. Schnell aber stellt sich heraus, eigentlich ist es nur ein Minecraft mit mehr Elementen, weniger Abwechslung und einem fehlenden Endgame.

Auf den ersten Blick erscheint Portal Knights wie ein einfacher Minecraft Klon. Die Welten bestehen aus Klötzchen und sind zufällig angeordnet. Ihr baut mit immer teuer werdenden Werkzeugen die Klötzchen ab um andere Werkzeuge oder Waffen herzustellen. Soweit so normal. Die Welt in Portal Knights ist aber in so genannte Inseln unterteilt, die oftmals relativ klein sind. Dadurch wirkt das Spiel zunächst relativ abwechslungsreich, weil die Insel sehr unterschiedlich aussehen können. Meist aber bestehen die Inseln aus einem Tal oder einem Berg, und da ist oftmals gar nicht so viel drin oder ringsrum. Oftmals findet ihr noch ein paar NPCs auf den Inseln verteilt, die euch oftmals recht belanglose Aufgaben geben. Die Aufgaben erfüllen oft überhaupt keine Zweck, außer dass ihr ein paar Erfahrungspunkte erhaltet und somit dem nächsten Levelaufstieg näher kommt.

Zu Beginn des Spiels wählt ihr eine von drei, bzw. fünf, wenn ihr die DLCs kauft, Klassen aus. Als Magier bspw. solltet ihr gut darin sein Magie anzuwenden und Zauber zu wirken. Die Klasse bestimmt zu Teilen auch, welche Ausrüstung ihr benutzen könnt, wobei ich später als Magier auch die Kleidung des Kriegers angezogen habe, weil die für meinen Spielstil passender erschien. Ihr verfügt über eine Mana-Leiste, die ihr für das Wirken bestimmter Zauberrollen benötigt, und eine Herzleiste, die eure Lebensenergie darstellt. Als Magier verbrauchen aber nicht alle Zauber Mana, bspw. die normalen Zauberstäbe, die ihr herstellen könnt, verbrauchen kein Mana.

Neben dem Erkunden von Inseln und Höhlen müsst ihr auch Gegner ledigen. Dabei schaltet das Spiel in eine auf den Gegner fixierte Kamera. Egal, ob ihr in der Ego- oder Third-Person Perspektive gespielt habt, wechselt das Spiel auf eine Third-Person Kamera. Alle Angriffe, die ihr macht gelten auch nur diesem einen Gegner, sollte der verschwinden, bspw. weil er in ein Loch fällt, müsst ihr selbstständig auf einen anderen Gegner anvisieren. Bei einem Angriff aus der Kalten heraus, visiert das Spiel automatisch den angegriffenen Gegner an. So könnt ihr Kämpfen selten aus dem Weg gehen. Sterbt ihr, jedenfalls im Koop, werdet ihr nach einem Abzug von eurem Geld, im Portal, was euch auf die Insel geführt hat, wieder belebt.

Zwischen den Inseln gibt es Portale. Die Portale verschiedener Farbe müsst ihr zunächst durch Portalsteine (die ihr auf Portalsplittern craftet) aktivieren, dann könnt ihr entweder durch sie hindurch gehen oder über die Karte zum nächsten Level wechseln. Die Karte zeigt euch, vorausgesetzt ihr ward schon einmal auf der Insel, auch die Ressourcen an, die ihr erwarten dürft und alle gefunden NPCs. Weiter gibt es ab und an Events im Spiel, die allerdings außer besonders schweren Gegnern und ein paar Trophäen nicht viel bieten. Für den Abschluss eines Events erhaltet ihr keine extra-EPs.

Erhaltet ihr eine bestimmte Menge an EP, steigt ihr im Level auf. Dann erhaltet ihr passive Boni, also besseren Schaden, mehr Lebenspunkte, etc. Aber ihr erhaltet pro 5 Level auch einen neuen Skill. Insgesamt finde ich das Leveling-System in Portal Knights eher wenig sinnstiftend. Einige Rüstungsteile oder Waffen setzen ein bestimmtes Level voraus, und die passiven Verbesserungen sind sicher nett, aber irgendwas Innovatives wird hier eben auch nicht gemacht.

Das oben angesprochene Geld im Spiel könnt ihr bei Händlern ausgeben. Das klingt erstmal ganz nett, aber leider haben die nur optische Verschönerungen, sowohl für euren Charakter, d.h. Kostüme, als auch für eure Wohnung, also bspw. Gegenstände, die ihr irgendwo hin stellen könnt. Leider finde ich das überhaupt gar nicht hilfreich. Ich möchte Gegenstände, die mir auch etwas bringen, also Waffen, Rüstung, irgendsowas. Ich finde es zwar auch ein paar Stunden lang ganz nett eine eigene Insel aufzubauen, also hauptsächlich ein Haus aufzubauen, aber will auch nicht, dass das das einzige bleibt, was ich im Spiel machen kann. Leider ist das das einzige, was man mit dem Geld machen kann, was ich sehr schade finde.

Das Crafting-System ist sehr umständlich. Nicht nur braucht ihr verschiedene Tische für verschiedene Teile des Craftings, bspw. zum Einschmelzen von Metallen braucht ihr einen Ofen, weiter eine Werkbank, einen Skizziertisch. Für die Gegenstände des Kriegers einen Amboss, für den Waldläufer, eine Waldläuferstation, für den Magier einen Alchemie-Tisch, etc. Wenn ihr ein bestimmtes Objekt craften wollt, müsst ihr zunächst in dem, wie ich findet recht unübersichtlichen Menü das Objekt finden, um dann eventuell festzustellen, dass ihr das an der Werkbank gar nicht herstellen könnt, sondern dafür einen anderen Tisch braucht. Dann navigiert ihr da wieder hin,... Viel schlimmer finde ich auch, dass ihr für Einige erst noch eure Tische aufbauen müsst, denn auch die verfügen über ein Leveling-System. Nicht nur wird das zunehmend "teuer" und behindert euren Fortschritt, weil ihr einige Materialen eben erst später im Spiel findet, sondern das zieht wieder eine weitere Schleife in das ohnehin schon unübersichtliche Crafting-System.

Effektiv war es das, was ihr im Spiel machen könnt. Mehr als von Insel zu Insel warpen, ein paar sinnlose Aufgaben für NPCs erledigen, Craften und Gegner erledigen gibt es im Spiel nicht. Die Inseln sind alle zufällig generiert, weshalb sie auch wenige auffällige Stellen haben, sodass keine der Inseln wirklich im Gedächtnis bleibt - außer vielleicht zwei, die eine vorgefertigte Burg aufwiesen. Hauptmissionen gibt es im Spiel lächerlich wenige. Die meiste Zeit ist man eben doch damit beschäftigt die Portale auf den Inseln zu finden, die sich auch mal unterirdisch in eine Höhle verstecken können oder man arbeitet für NPCs Nebenmissionen ab. Insgesamt sollt ihr einen großen Obermufti besiegen, aber mehr erfahrt ihr über den Fiesling nicht. Irgendwann (nachdem ihr durch ein besonderes Portal geht) steht der einfach vor euch, und ihr haut solang drauf rum, bis er umfällt.

Bis dahin aber gilt es eine Menge immer gleicher Gegner zu besiegen, immer mehr und andere Ressourcen zu sammeln, während die alten vor sich hin gammeln und mehr oder weniger unspektakuläre Inseln zu bereisen. In Portal Knights fehlt mir die Abwechslung. Selbst im Koop verliert man recht lang vor dem Endboss die Lust weiter zu spielen und das wird auch später nicht besser, weil dem Spiel komplett ein Engame fehlt. Was mache ich denn, wenn ich nach 10-15 Stunden schon alles gesehen habe? Was gibt es da noch? Grafisch ist das Spiel in seiner Knuddel-Optik eventuell auch an Kinder gerichtet, aber selbst für die Kleinen halte ich das Spiel für eine brutale Unterforderung. Ich verstehe dann auch nicht, warum ich meinem Kind nicht einfach Minecraft kaufe - das ist eh besser, hat mehr zu bieten und da drin kann man auch 8-Bit CPUs bauen. In Portal Knights geht das nicht, jedenfalls nicht, dass ich das gefunden hätte.

Grafisch in Knuddel-Optik gehalten, finde ich nichts, was mich an Portal Knights wirklich stört. Die Optik wirkt insgesamt aus einem Guss; klar muss man bei der Kästchen-Grafik Abstriche machen, aber insgesamt passt das alles schon. Soundtechnisch geht das Spiel auch voll in Ordnung, die Hintergrundmusiken sind mit nicht im Ohr geblieben. Ich weiß aber, dass das Hintergrundgedudel sich relativ schnell wiederholt und überhaupt nicht zum Geschehen auf dem Bildschirm passt.

Ich habe das Spiel im Koop gespielt. Die Internetverbindung meines Spielpartners riss dabei einige Male einfach ab. Auch das Beitreten war nicht gut gelöst. Über die öffentlichen Spiele meiner Freunde habe ich sein Spiel nur dann gefunden, wenn er mir eine Einladung geschickt hat. Der Beitritt dann aber aus dem Menü heraus missglückte. Das Spiel blieb einfach ab und an im Ladebildschirm stecken. Über die Einladung mich zu verbinden hat dann geklappt, jedenfalls meistens. Auch da gab es einige Male Probleme, sodass ich das Spiel doch einige Mal neu starten musste.

Bewertung:
Durchwachsen
Durchwachsen
Text von 17.05.2020
Fazit:
Insgesamt blieb Portal Knights hinter meinen Erwartungen zurück. Das Crafting ist umständlich und verlangt ständig, völlig beliebig nach anderen Materialien, die man natürlich erst später findet. So bremst sich das Spiel selbst wahnsinnig aus. Das Bauen und Abbauchen beschäftigt eben auch nur eine Weile lang. Die fehlende Story schmälert den Spaß zusätzlich etwas. Leider fehlt in Portal Knights ein Endgame völlig, sodass sich das Spiel spätestens, sobald ihr Gold findet, extrem eintönig anfühlt und ihr eigentlich nur noch fertig werden wollt. Schade - dabei macht es Minecraft doch eigentlich relativ gut vor. Ein einfaches, schlechteres Kopieren reicht leider nicht (mehr) aus. Für die jungen Spielerinnen kann man überlegen sich das Spiel anzuschaffen, die Erwachsenen sind nach 10 Stunden eher am Einschlafen. Wenn, dann sollte man das Spiel im Koop spielen.