Oceanhorn Review

Review auf Windows

Wir alle kennen das. Wir werden krank, und hocken nun zuhause. Was nun? Ich wollte mal wieder irgendwas spielen. Am PC. Mit Controller. Okay. Ich gehe so meine Steam-Bibliothek durch und finde ein paar ganz witzige Spiele und Oceanhorn. Hm. Nie gehört. Wann hab ich mir das denn gekauft. Schaue so die Shopseite durch, und oh - sieht aus wie Zelda. Reviews sehen okay aus - und nur wenige Zeit später spiele ich schon Oceanhorn. Und hoffe, dass das eine gute Beschäftigung für zuhause ist.

Oceanhorn Monster of Uncharted Seas ist tatsächlich ein Zelda - nennt sich nur anders. Das Spiel beginnt in einer kurzen Sequenz, in der euer Vater euch verlässt um Oceanhorn zu bekämpfen. Oceanhorn ist das einzige Übelebende lebende Festung, von dreien. Die beiden anderen wurden schon früher von einigen Helden niedergestreckt, und nun zieht also euer Vater aus um auch noch Oceanhorn zu besiegen. Aber er kommt nicht wieder. Später wacht ihr in einem Zelt auf Hermits Insel auf, und fangt an die Umgebung zu erkunden. Bald erzählt euch Hermit die Geschichte von Arcadia und noch in der Nacht kommt ein Magier an und verflucht die Welt, sodass ihr die drei Elemente sammeln müsst um Oceanhorn und den bösen Magier herausfordern zu können.

Das Spiel ist in einer isometrischen Halb-Drauf-Sicht gestaltet und steuert sich eigentlich ziemlich ähnlich zu Zelda. Ich spiele das Spiel übrigens mit dem Xbox360 Controller und habe die Maus- und Tastatursteuerung nie probiert. Der linke Controllstick bewegt euren Charakter, der rechte lässt euch die Kamera etwas drehen, aber leider nicht viel. Auf X liegt das Schwert, Y ist Magie, B ist ein Item und mit A interagiert ihr mit Objekten in der Welt, lest also bspw. Schilder, hebt Krüge auf oder sprintet. Das ist auch eines der größeren Probleme, die ich mit dem Spiel habe, dass die A-Taste überladen ist. Ich wollte einige Male einfach mit A sprinten, stattdessen verbrauche ich noch mehr Zeit, weil mein Charakter noch schnell das Schild lesen wollte. Mit RT setzt ihr euer Schild ein. Das solltet ihr ab und an auch mal machen, damit ihr nicht so häufig sterbt wie ich.

In Oceanhorn gibt es für einen Zelda-Klon relativ wenige Objekte und Zauber. Es gibt 5 Zauber, die ihr benutzen könnt, um u.A. mit einem Objekt zu interagieren (indem ihr etwas Schweres drauf werft), etwas in Flammen zu setzen, etwas zu vereisen oder eure Gesundeit wieder aufzufüllen. Jeder Zauber kostet Mana, was ihr durch das einsammeln von Tränken wieder auffüllen könnt. Benutzt ihr einen Zauber wird die Welt um euch herum kurz etwas entschleunigt, sodass ihr genügend Zeit habt mit der Maus oder dem Controller ein Ziel des Zaubers auszuwählen. Leider erkennt das Spiel es manchmal nicht so genau, ob ihr nun euch meint, bspw. beim Heil-Zauber, oder aber die Kante, die nun leider im Bild vor euch ist. Das ist etwas schade, und verbraucht besonders in hektischen Momenten wie Bosskämpfen Zeit und Mana.

Objekte gibt es nur 5: Bomben, ein Bogen, eine Angel, Stiefel, die euch über einen Abgrund springen lassen und später noch ein weiteres. Springen könnt ihr im Spiel nie. Auch fallen geht nicht ganz so gut, ihr könnt immer nur eine Stufe nach unten, niemals zwei. Das Problem ist - manchmal dauert es auch recht lange ehe ihr wieder nach oben kommt, solltet ihr mal irgendwo runtergefallen sein, wo es nicht direkt wieder eine Treppe nach oben gibt. Wirklich cool ist, dass ihr einige Wände im Spiel zerstören könnt, um dahinter versteckte Passagen und Geheimnisse zu finden. Um Bomben oder Pfeile zu finden könnt ihr Gräser abgrasen oder Gefäße zerstören. Auch besiegte Gegner hinterlassen diese Resourcen. Allerdings gibt es manchmal Probleme mit der Physik, sodass Objekte in Wänden stecken bleiben oder weiter oben hängen bleiben und einfach nicht runterfallen wollen. Das ist aber kein Problem im Spiel selst, weil alle wichtigen Dinge wie Schlüssel oder benutzbare Objekte in Kisten stecken.

Euer Leben wird als Herzen gezählt. Ihr sammelt Herzcontainer um (bzw. vier Herzfragmente) um mehr Leben insgesamt zu erhalten, oder sammelt Herzen in den Levels auf, um Energie zu regenerieren. Ist die Anzeige auf Null, sterbt ihr. Dann ist das Spiel aber wirklich freundlich mit den Checkpoints, weil ihr meist direkt am Eingang der Höhle, oder manchmal sogar am Eingang des Raumes zurückgesetzt werdet. Ab und an müsst ihr euch zwar eine Boss-Intro-Cutszene erneut anschauen, weil ihr einen Teil davon nicht überspringen könnt, aber ansonsten ist das Spiel echt freundlich. Es gab auch nur einen Bossgegner im Spiel, mit dem ich größere Probleme hatte, ansonsten ist Oceanhorn recht fair und macht eine Menge Spaß.

Ansonsten spielt sich Oceanhorn wirklich gut. Die isometrische Sichtweise klappt gut. Die Inseln sind meistens relativ klein - wenn ihr nicht gerade in eine Höhle geht. Der Trick von Oceanhorn ist, dass ihr nur Inseln besuchen könnt, die ihr bereits entdeckt habt, d.h. ein NPC hat euch von der Insel bereits erzählt oder ihr habt eine Nachricht gelesen, die von dieser Insel handelte. Das ist auch ein ganz nettes System, so füllt sich nach und nach die Weltkarte mit den ganzen Inseln des Spiels. Auf der Weltkarte, also wenn ihr in euer Boot steigt, wählt ihr ein Ziel aus, und reist dann dort hin. Allerdings könnt ihr die Reise nicht einfach überspringen, weil ihr ab der zweiten Fahrt euer Schiff verteidigen müsst gegen Treibgut und Monster auf der See. Mir wäre es persönlich lieb gewesen, wenn ich die Reise einfach überspringen könnte, aber das ist eher eine Kleinigkeit.

Auf der Suche nach den Elementen erkundet ihr die Inselwelt und merkt schnell, dass das Spiel euch nur sehr selten direkt sagt, wo ihr eigentlich hin müsst. Eine spezielle Szene fällt mir da ein, wo Hermit etwas baut und euch immer wieder fortschickt "nun holt mir ein Reisebett" und euch immer wieder andere Dinge holen lässt. Das ist an sich okay, aber wo zur Hölle soll ich auf der Insel einen Wetterhahn finden. Stellt sich heraus - nicht auf Hermits Insel. Und leider ist das nicht das einzige mal, dass euch das Spiel Informationen vorenthält, die ihr eigentlich braucht um die Quest zu schaffen. Bspw. habe ich erst recht spät im Spiel bemerkt, dass Blutsteine sammeln kann, das sind die roten Steine, die ab und an rumliegen. Die sammelt man aber nicht beim drüberlaufen, sondern mit dem Startschwert muss man eben mehrmals - mehr als 10 mal - draufschlagen, dann sammelt man die Dinger halt ein. Das sagt einem halt niemand im Spiel.

Neben Objekten sammelt ihr in den Dungeons Münzen und Erfahrungspunkte. Münzen könnt ihr im Markt in Tikarel gegen Wiederauffüllung eintauschen oder auch einen gesamten Herzcontainer kaufen. In der Welt könnt ihr Herzfragmente finden, wenn ihr vier gesammelt habt, erhaltet ihr einen neuen Herzcontainer. Erfahrungspunkte erhaltet ihr von getöteten Gegnern und findet sie auch manchmal in Kisten. Außerdem könnt ihr Aufgaben erfüllen, die ihr an den Inseln vorfindet, aber überall erledigen könnt. Auch hier zeigt sich die Schwäche, dass das Spiel Informationen vor euch vorenthält. Es gibt keine globale Liste an Aufgaben zu erfüllen, sondern müsstet die Inseln aufsuchen um zu sehen, was ihr noch erfüllen sollt. Für einen Aufstieg erhaltet ihr neue Fähigkeiten oder leicht verbesserte Attribute.

Die Gegnervarianz ist ziemlich nett, es gibt eine Menge verschiedener Gegnertypen, die sich nicht nur durch ihre Stärke unterscheiden, sondern manchmal auch verschiedene Techniken bedürfen. Die Bossgegner sind hervorragend. Die meisten der Bossgegner sind sehr abgefahren und fühlen sich auch tatsächlich als Ende eines der drei Dungeons an. Die Bosse bedürfen ein zwei Durchgänge um zu verstehen, wie ihr sie besiegen müsst, das geht nämlich nicht nur durch draufschlagen. Auch der Endboss ist sehr gut. Leider ist die Kamera in Bossgegnerkämpfen etwas schwach, sie fokusiert nämlich auf den Boss. Das ist ganz okay, aber wenn die Angriffe grade nicht vom Boss selbst kommen, sondern von an der Seite stehenden Robotern, dann ist das halt kacke. Dann habe ich nämlich keine Zeit mehr auszuweichen. Dennoch schafft man die Bossgegner irgendwann. Generell sind die Rätsel im Spiel sehr nett, aber recht leicht. Die wenigsten der Rätsel dürfen euch lange aufhalten, wenn ihr schon mal einen echten Zelda-Titel gespielt habt.

Dafür, dass Oceanhorn eigentlich ein mobiles Spiel war, was eben auf Android und iOS erschienen ist, spielt sich das Spiel echt sehr gut am PC. Dadurch sind auch einige kleinere Probleme erklärbar, oder dass ich eben nicht in der Lage bin frei über die Weltkarte zu segeln. Ich bin erstaunt wie viel Spaß ich mit Oceanhorn hatte, obwohl ich mit relativ wenig Vertrauen in das Spiel reingegangen bin. Ein Problem ist aber, dass ihr nur wenige Cutszenes überspringen könnt. Betätigt ihr einen Schalter, zeigt euch das Spiel jedes Mal, was sich nun verändert hat - auch wenn ihr nun zum vierten Mal auf den Schalter tretet. Das gilt auch, wenn ihr Orte entdeckt, oder zu einer Insel segelt. Die Cutszene, die euch zeigt, wie ihr am Pier anlegt, könnt ihr nicht wegdrücken. Das ist etwas schade.

Die NPCs im Spiel sind größtenteils hilfreich. Ihr könnt mit ihnen reden und viele davon haben auch sinnvolle Dinge zu erzählen, die euch weiter helfen. Es gibt eine Menge zu entdecken, wie bspw. das verlassene Haus in Tikarel. Ich finde an sich gut, dass ich nicht ständig zu Orten zurückkehren muss, um ein neues Objekt zu benutzen, sodass ich die nächsten Stellen erkunden kann, sondern auch einfach mal irgendwann fertig bin. Ein Manko des spiels ist aber, dass die Münzen für fast nichts verwendbar sind. Klar, es gibt den Markt in Tikarel, aber sobald ihr das Herzfragment für eine ungeheure Anzahl Münzen gekauft habt (jedenfalls zu Beginn des Spiels), gibt es nichts quasi mehr Sinnbringendes. Das ist ziemlich schade, aber das deckt sich auch mit den Erfahrungen, die ich mit Zelda Ocarina of Time gesammelt habe, wo ich ebenfalls das Gefühl hatte, dass mir Geld nichts bringt. Schade eigentlich.

Grafisch wirkt Oceanhorn etwas altbacken. Klar, das Spiel ist ein Indie-Spiel, aber grafisch wär da doch noch etwas mehr gegangen, oder? Bei der isometrischen Kamera ist das auch halbwegs in Ordnung, aber wenn die Kamera dann reinzoomt, sieht man die etwas niedrig aufgelösten Texturen. Die Grafik erinnert mich irgendwie an Lara Croft and the Guardian of Light. Irgendwie erinnert mich der Stil an Lara Croft, warum auch immer. Ansonsten sind die Parallelen zu Wind Waker wohl klar, aber grafisch teilen sich die beiden Spiele wohl kaum etwas. Mit Ambient Occlusion angeschalten läuft das Spiel aber irgendwie nicht ganz rund. Ich finde den Soundtrack richtig gut - also nicht nur für ein Indiespiel, sondern generell. Da sind wirklich nette Melodien dabei, die das Geschehen relativ passend untermalen. Leider wiederholen sich die Motive recht schnell. Während des Spiels spielt immer Hintergrundmusik. Die Sprachausgabe ist Englisch, die Texte im Spiel sind allerdings auf Deutsch. Leider ist die Übersetzung nicht immer ganz gelungen.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 03.11.2019
Fazit:
Oceanhorn hält den Vergleich mit dem Vorbild nicht stand - das ist klar. Aber dennoch ist das Spiel richtig gut. Oceanhorn macht Spaß und mit 9-10 Stunden Spielzeit bleibt es auch nicht zu lange. Einige Probleme bestehen trotzdem, so wären ein paar Hinweise wo ich was finde, oder wo hin ich jetzt soll doch ganz nett gewesen. Dennoch lässt euch das Spiel eine Menge Freiheit die Welt zu erkunden und euren eigenen Weg zu gehen. Die Kamera ist in Bosskämpfen ein Problem. Ansonsten funktioniert das Spiel wirklich gut und ist so ein netter Zelda-Klon. Der Soundtrack ist auch großartig. Und irgendwie habe ich jetzt unglaublich Lust The Legend of Zelda Wind Waker zu spielen. Dennoch war Oceanhorn eine sehr gute Entscheidung und ich kann das Spiel nur empfehlen. Aber meidet den direkten Vergleich zu den Zelda-Spielen, die haben dann doch eine Runde Polierung mehr.