Review des Monsun-Need for Speeds

Need for Speed auf PS4

04.07.2020

2015 ist mit Need for Speed (ohne Untertitel) quasi ein Reboot der Serie erschienen. Nachdem Rivals zwar gut, aber kein Überflieger war, zuvor Most Wanted eher ein Burnout als ein Need for Speed und The Run nicht wirklich wusste was es sein wollte wäre ein Reboot im Stil der Underground-Spiele eigentlich ganz gut. Und genau da setzt Need for Speed auch an, weil es genau an das Look and Feel der Undergrounds anknüpfen will. Wie es Ghost gelungen ist, das Gefühl von Underground einzufangen, erfahrt ihr hier. Direkt vorab muss ich aber noch ein Anti-Feature nennen: Need for Speed erwartet eine stabile Internetverbindung, weil es immer, auch wenn ihr euch in ein Solo-Spiel einwählt, eine Verbindung zum Server braucht. Außerdem kann das Spiel nicht durch ein Pausenmenü gestoppt werden, sondern auch im Startmenü oder auf der Karte läuft das Spiel im Hintergrund weiter.

Willkommen in Ventura Bay

Angekommen in stockfinsterer Nacht in Ventura Bay geht es auch schon los. Ihr werdet von einer Crew von fünf Schwachmaten empfangen, die gegenseitig mit Energy-Drink um sich herumtänzeln als wären sie in einem sehr sehr schlechten Film - oh, das sind sie ja auch. Um ehrlich zu sein - ich habe dreimal versucht das Spiel anzufangen, aber nach ein paar Minuten von diesen wirklich hirntoten Zwischensequenzen einfach aufgegeben. Irgendein dummes Gelaber über Autos, was nichts mit der Realität zu tun hat, sorry, aber das muss ich mir ehrlich nicht antun.

Nach wenigen Einführungsrennen dürft ihr euch ein eigenes Auto aussuchen und werdet auch bald in die Open World entlassen. Ab dann öffnet sich das Spiel. Zwar gibt es immer noch genügend hirntote Zwischensequenzen, wo die Darsteller total cool tun, aber immerhin dürft ihr nun auch mal ein paar Rennen einfach so fahren. Zu Beginn gibt es recht wenige Rennen auf der Weltkarte zu finden, dafür umso mehr Sammelobjekte. Darunter Vista-Points und Graffiti, Donuts, Drift-Kurven (durch die ihr eine höhere Punktzahl erdriften müsst, als vorgegeben ist) und so genannte Speedruns (also ein sehr kurzer Sprint von A nach B, bei dem ihr keine Wände oder Fahrzeuge berühren dürft). Ich habe nicht verstanden, was mir die Sammelobjekte wirklich bringen. REP dürfte es nicht sein, eine Trophäe gibt es dafür, wenn ich das richtig überblickt habe, auch nicht - was also bringen mir die Dinger?

Zappenduster

In Ventura Bay herrscht grundsätzlich stockdüstere Nacht. Einen Tag-/Nachtwechsel gibt es hier nicht. Auch scheint die Stadt im Monsun-Gebiet zu liegen, denn alle Oberflächen sind grundsätzlich sehr nass und glänzen. Das sieht schon ziemlich nett aus - eine Stadt bei Nacht mit sehr kontrastreichen Lichtern und wenig Dynamikumfang weiß schon zu gefallen. Leider gibt es doch ab und an Beleuchtungswechsel im Spiel. An bestimmten Stellen auf der Karte wird es Dämmerung, wo der Himmel sich eher ins bläuliche verfärbt. Ein netter Effekt, aber die Übergänge sind auf die Karte kodiert, d.h. fahrt ihr zurück, wird es wieder düster. Außerdem sind die Übergänge nicht immer fließend. An ein paar Stellen auf der Karte ist der Übergang von der einen Beleuchtung in eine andere recht hart, was ziemlich merkwürdig wirkt.

Einzelne Areale selbst unterscheiden sich ebenfalls von ihrer Grundfarbe. Mal fahrt ihr auf orange/gelblich beleuchteten Straßen, dann kommt ihr in eine weiß beleuchtete Straße, oder die Straßenbeleuchtung wird blau. Das gibt den Teilen der Karte einen eigenen Charme. Auch die Polizeiverfolgungen spielen sehr gern mit Licht, so verfärbt sich der untere Rand eures Bildschirms rot/blau, wenn ein Polizeiwagen in einer Verfolgung näher kommt. Das sieht schon alles ganz brauchbar aus, aber leider kann ich die Effekte nicht abschalten. Leute mit fotosensitiver Epilepsie haben mit dem Spiel somit nur wenig Spaß.

Besonders störend finde ich das Geflicker und Geflacker übrigens im Endbildschirm von Rennen. Nicht nur, dass mir das Spiel keine einfachen Statistiken mehr anzeigen mag, also bspw. wie schnell war ich, wie schnell die Gegner, was übrigens Most Wanted (2005) noch konnte, sondern auch, dass im Hintergrund geflickert und geflackert wird, als gäbe es keinen Morgen mehr. Der Endbildschirm besteht aus drei einzelnen Anzeigen. Zunächst wird euch euer Ergebnis angezeigt, in Drift-Events also bspw. ihre Punktzahl. Dann kommt ein Bildschirm wo einer von ein paar Zitaten angezeigt wird. Das Ganze geschieht in einer Microblogging-Form, bspw. wie man es auf Twitter sehen würde. Am Ende werden eure verlangten REP-Punkte zusammengezählt, die ihr mit dem Event erhalten habt. All das passiert übrigens, während das Spiel im Hintergrund weiterläuft. Euer Auto fährt relativ langsam und ich glaube, dass die Cops euch so nicht schnappen können. Anhalten und mich die Statistiken in Ruhe anschauen lassen, hätte mir aber besser gefallen.

Ventura Bay ist eine relativ kleine Stadt, mit sehr hohen Gebäuden. Auch in der Nacht würde ich erwarten, dass da einiges los sein dürfte. Zwar kann ich den Trade-Off verstehen zwischen zu vielen KI-Fahrern und menschenleer, aber Ventura Bay wirkt hier eher unbewohnt. Ab und an findet man auf einer sechsspurigen Straße zwar doch mal ein Auto, was kein Racer ist, aber insgesamt scheint niemand in Ventura Bay zu wohnen. Gut - wenn es da ständig Nacht ist, und ständig regnet, würde ich da auch nicht wohnen wollen.

REP-Punkte und Stufenaufstieg

Wie in jedem guten modernen Spiel könnt ihr euch auch in Need for Speed Punkte erspielen, die euch in der Stufe aufsteigen lassen. Hier heißt das Ganze REP (wahrscheinlich Reputation, also Ruhm). Ihr verdient REP-Punkte einerseits durch das Abschließen von Events oder Polizeiverfolgungen, für Tages-Herausforderungen oder auch für bestimmte Aktionen beim Fahren. Bspw. erhaltet ihr für schnelles Fahren oder im Windschatten grüne Punkte, für Driften gelbe, für Zerstörungen und regelmäßig in Verfolgungen rote, für guten Nitro oder 0-100 Km/h violette und für Crew-Aktionen blaue. Bspw. Crew-Aktionen könnten Drifts in einem Drift-Train sein. Erhaltet ihr mehrere Kategorien gleichzeitig erhöht sich ein Multiplikator, erhaltet ihr alle gleichzeitig, erlangt ihr eine perfekte Aktion und erhaltet wahrscheinlich nochmal ein paar Extra-Punkte.

Steigt ihr in der Stufe auf, erhaltet ihr neben neuen Teilen auch Zugang zu neuen Events. So füllt sich die Spielwelt nach und nach mit Events, die ihr bestreiten könnt. Auf die eigentliche Story hat das aber nur wenig Einfluss.

Tuning, Leistungsverbesserung und der Folien-Editor

Das Tuning ist im Spiel ist für mich ein zwei schneidiges Schwert. Zum einen gibt es das Leistungstuning, wo ihr durch Kauf von bestimmten Teilen die Leistung eures Wagens verbessert. Das gefiehl mir im Großen und Ganzen recht gut. Es gibt viele Kategorien und da auch eine Menge Auswahl. Bei den Reifen bspw. verändert sich ob ihr eher driftlastige Reifen oder eher grippige Reifen verwenden wollt. Auch vom Nitro gibt es jeweils zwei verschiedene - das Zeit-Nitro und das Aktionsnitro. Die Geschwindigkeit, wie ihr Zeug kaufen könnt lässt aber zu wünschen übrig. Wahrscheinlich muss das Spiel bei jedem Kaufvorgang dem Server Bescheid sagen, dass ihr etwas kauft. Das kann ich zwar prinzipiell verstehen, aber es dauert bei jedem Kauf etwas, bis ihr weiter machen könnt, was das Ganze leider etwas verzögert. Außerdem fehlt mir eine "gib mir das Beste, was ich haben kann"-Taste. Die gibt es in früheren Need for Speeds und auch in anderen Rennspielen und hätte auch dem 2015er Need for Speed gut getan.

Weiter könnt ihr eure Teile noch einstellen. Die Anfangsteile haben keine Einstellmöglichkeiten, aber nach und nach erhaltet ihr immer mehr Möglichkeiten an irgendwelchen Reglern zu drehen. Auch dabei stellt ihr eure Teile zwischen Drift und Grip hin- und her. Bspw. könnt ihr später die Bremsbalance einstellen oder ein gesperrtes oder offenes Differenzial wählen. Ich bin meistens recht gut gefahren, einfach alles in der Mitte zu lassen. Bei stark driftlastiger Einstellung verhält sich die Physik merkwürdig, weil ihr euch offenbar anstelle von Reifen mit Gleitmittel eingeriebene Eiswürfel unter euer Auto packt - in Kurven schlittert und driftet ihr dann oftmals extrem weg, was dem Spiel, in meinen Augen nicht gut tut. Dann muss man den Wagen wieder unter Kontrolle bringen, aber dazu später mehr.

Leider finde ich das Optik-Tuning nicht sehr gut in Need for Speed. Ein normales Menü gibt es hier nicht, ihr wählt an eurem Wagen die Region aus, die ihr ersetzen möchtet, bspw. wählt ihr die Frontstoßstange aus, wenn ihr diese tauschen wollt. Einige der Regionen haben keine Tuning-Teile, auch am Ende des Spiels nicht - ich habe ehrlich nicht verstanden, warum ich die dann überhaupt mit dem Cursor auswählen kann. Anstelle also einen normalen 1D-Menüs, wo ich links und rechts die Teilgruppe auswählen kann und dann durch Klick oder Tastendruck in eine zweite Ebene komme um das Teil auszuwählen, muss ich mich jetzt alleine für die Gruppenauswahl bereits durch zwei Dimensionen navigieren. Im Übrigen lässt die Teileauswahl stark zu wünschen übrig - mit dem extrem Tuning-lastigen Underground und dem Nachfolger hat das leider wenig gemein.

Die wenigen Teile, die es gibt, finde ich dann nichtmal wirklich gut. Diese Autosculpt aus Carbon hat es auch nicht ins Spiel geschafft, wodurch ihr grundsätzlich Teile von der Stange nehmen müsst, die Wahl einer Carbon-Motorhaube bspw. gibt es auch nicht. Insgesamt finde ich das Optiktuning, indem ihr neue Teile an euer Auto schraubt eher unterausgestattet.

Wiederum sehr gut gefällt mir im Prinzip das Folien-Prinzip. Der Editor selbst ist wieder sehr überladen und lässt euch nicht einmal, jedenfalls habe ich das nicht gefunden, auf der gesamten Karosserie eine Folie anbringen. Ich habe aber ohnehin nicht die Ruhe durch tausende Folien oder Vynils mein Auto selbst zu verschönern. Dafür kann man Folien mit der Community teilen und das wird auch rege gemacht. Da es dafür eine Trophäe gibt, könnt ihr euch ausrechnen, wie hochwertig die meisten Einreichungen sind. Aber es gibt wirklich schöne und abgefahrene Designs. Die Corvette Z06, einer meiner Lieblingswagen, bspw. kann als Cross (Most Wanted, 2005) gestylet werden, oder auch wie Websters Auto (ebenfalls Most Wanted, 2005). Der 2005er BMW M3 kann ebenfalls wie im Original-Most Wanted aufgehübscht werden. Ansonsten gibt es eine Menge abgefahrene Designs auch für die anderen Wägen. So ist es sehr einfach mit verschiedenen Designs über die Straßen von Ventura Bay zu fahren.

Straßenrennen at its Most Mediocre

Die Rennevents in Need for Speed sind teilweise recht gut, teilweise aber auch recht einfallslos. Neben den üblichen Verdächtigen, also Rundkursrennen und Sprints, haben es auch Drag-Events und eine Latte von verschiedenen Drift-Variationen ins Spiel geschafft. Außerdem gibt es Zeitrennen (A nach B in einer bestimmten Zeit), und Zeitrennen, bei denen ihr in einem gewissen Zeitlimit die schnellste Runde erfahren müsst.

Es gibt eine Menge Drift-Variation im Spiel - einmal gibt es A nach B Rennen, bei denen ihr auf dem Weg, ohne oder mit Zeitlimit (Gymkhana), eine gewisse Punktzahl überbieten müsst. Dann gibt es noch Drift-Train und Torque, wo es darum geht im Pulk mit anderen KI-Fahrern entweder eine gegebene Punktzahl überbieten müsst, oder aber die anderen Fahrer überbieten müsst. Als letztes gibt es noch den Zeitmodus, bei dem ihr eine gewisse Gesamtzeit bekommt und die Punktzahlen der anderen Fahrer überbieten sollt. Insgesamt funktioniert das Driften in meinen Augen relativ gut. Ich habe mit der Corvette Z06 die meisten Driftevents relativ einfach geschafft, aber Driften ist bei dem Wagen auch das einzige, was man wirklich machen kann.

Die Rennstrecken sind, anders als bei den alten Need for Speeds, nicht mehr durch eine Lichtbarriere abgegrenzt, sondern sie bestehen aus Kontrollpunkten, die ihr durchfahren müsst. Das Spiel weißt euch mit Pfeilen auf der Straße den Weg, wo ihr entlangfahren müsst. Die Pfeile sind meistens ganz hilfreich, an einigen Stellen aber weißen sie euch auf die falsche Spur, wackeln irgendwie komisch hin und her, oder weißen euch direkt in die falsche Richtung. Schade, dass die Kurse nicht richtig abgesteckt wurden - durch die relativ begrenzte Render-Distanz der Wegweiser ist es oftmals relativ schwer die richtige Strecke zu erkennen, besonders, da durch das Leveldesign einige Alternativrouten verbaut sind. Bspw. geht an einer Stelle eine Zugstrecke ab. Normalerweise würde man erwarten, dass man später nochmal rein fahren kann, wenn man den Absprung verpasst hat, dem ist aber nicht so. Außerdem fallen Abkürzungen durch die engen Kontrollpunkte komplett flach und alternative Routen, bspw. weil es zwei Abgänge von einer Autobahn gibt, fallen auch flach.

Die meisten Rennen bleiben locker im 3-4 Minuten-Bereich. Zum Ende des Spiels gibt es Zeitrennen, die ihr in 6 Minuten schaffen müsst, und ganz zum Schluss sind noch die letzten zwei Events, die mit 8 bzw. 10 Minuten zu Buche schlagen. Durch die Gummi-Band-KI dürft ihr euch auch keine Fehler erlauben, besonders zum Ende des Spiels hin. Manchmal schafft ihr es zwar die Gegner einfach abzuhängen, durch ein oder zwei Crash aber landet ihr doch recht schnell wieder ins Hintertreffen.

Physik - langsam gut, schnell fragwürdig

Die Physik im Spiel ist etwas komisch. Bei den langsamen Geschwindigkeiten am Anfang des Spiels scheint noch alles okay zu sein, aber je schneller ihr werdet, umso mehr macht die Physik nicht mehr nachvollziehbare Dinge. Bspw. scheinen die Autos aus Zucker zu sein, aber nur an der Front. Rast ihr in einer Kurve mit der Front - auch im Drift - gegen die Fahrbahnbegrenzung, passiert es leicht, dass ihr einfach crasht. Trefft ihr aber mit dem Hinterteil die Wand, passiert gar nichts. Auch scheinen die Wägen manchmal sehr komisch weg zu driften, an manchen Stellen nehmen sie gar keine Eingaben an - einmal hatte ich es geschafft, dass das Spiel mich für einige Sekunden in einem Sprungzustand belassen hatte, obwohl ich schon längst den Boden berührt habe. Dann hat der Wagen überhaupt nicht mehr auf meine Eingaben reagiert. Das ist natürlich extrem ärgerlich, zum Glück ist mir das nicht im Rennen passiert.

Insgesamt gefällt mir die Crash-Mechanik überhaupt nicht. Fahrt ihr bspw. auf einen NPC-Fahrer auf, crasht euer Wagen, was das Spiel dadurch anzeigt, dass es euch für einige Sekunden den Controller aus der Hand nimmt. Auch scheinen einige Fahrbahnbegrenzungen Kollisionsspikes aufzuweisen, die euch einfach crashen lassen. Das Zurücksetzen klappt aber auch nicht gut. Manchmal setzt euch das Spiel direkt vor das Hindernis, sodass ihr wieder dagegen fahrt, diesmal aber ohne zu crashen, weil ihr noch zu langsam seid. Manchmal setzt euch das Spiel auch quer auf die Straße, was auch eher unhilfreich ist. An manchen Stellen schafft es das Spiel sogar euch auf die falsche Route zu setzen, d.h. abseits der eigentlichen Rennstrecke. Wenn ihr dann keinen ausgeprägten Puffer zwischen euch und den Gegnern habt, könnt ihr das Event direkt neu starten.

Ein Schadensmodell gibt es zwar, aber das sind oftmals nur, dass sich die Frontstoßstange etwas verzieht. Das wirkt sich nicht auf das Handling eurer Wägen aus, und ein Totalschaden kann auch nicht vorkommen. Die Optik finde ich nicht sehr hübsch, und eigentlich hätte ich darauf auch problemlos verzichten können. Crashes wirken nicht, als wären sie physikalisch korrekt berechnet - und jetzt sagt mir nicht, dass die PS4 das nicht hinbekommen würde!

Fünf Story-Stränge ohne Zusammenhang

Das Spiel verfügt über fünf verschiedene Story-Stränge. Jeder eurer hirntoten Freunde hat einen eigenen Story-Strang spendiert bekommen, zusammen mit eigenen Zwischensequenzen und eigenen Rennen. Naja, fast eigene Rennen. Die Rennen im Spiel wiederholen sich nämlich relativ oft, sodass man ein und die selbe Strecke mehrfach sieht. Da die Story-Events die gleichen Events sind, die ihr auch sonst fahren könnt, wiederholen sich die Strecken nur noch häufiger.

Die Stränge teilen sich in Speed, Schrauber, Drifter, Outlaw und Crew. Sie stellen euch vor verschiedene Herausforderungen, d.h. mal dürft ihr Sprints, mal Rundkursrennen oder Drifts fahren - wow wie innovativ! Eine Sortierung der Rennevents in die einzelnen Stränge gibt es nicht. Schade eigentlich. In der Schrauber-Story könnt ihr noch Teile freischalten, also lohnt es sich die Story als erstes zu fahren. Die Story enden damit, dass ihr den jeweilig Besten in der Kategorie schlagt und selbst zum Besten werdet. Oder so. Was weiß ich denn? An dem Punkt war die die Story noch viel egaler als noch zu Beginn des Spiels.

Wenn die Charakter etwas von euch wollen, rufen sie euch an. Wenn ihr nicht ran geht, geht auch das Spiel nicht weiter. Manchmal müsst ihr aber auch ein neues Event beginnen, sodass sie euch endlich anrufen, um euch zu sagen, wo es weiter geht. Die Telefonanrufe sind ja an sich eine nette Idee, aber uff. Das haben wir doch alles schon mal besser gesehen.

Ich finde Need for Speed (2015) fehlt das Ziel - was will ich denn? In Most Wanted (2005) wollte ich einfach der meistgesuchter Fahrer werden, und dafür musste ich eben die Black List erklimmen, also die 15 Fahrer schlagen. Was muss ich hier? Dadurch, dass das klare Ziel und der klare Weg dahin fehlt, fühlt sich alles eher sinnlos an. Warum fahre ich hier Rennen, also außer zum Selbstzweck? Wie bringt mich das in der Story weiter?

Behindert durch Always-Online

Einige der Probleme des Spiels, die ich für die schlimmsten halte, scheint das Spiel nur deswegen zu haben, weil es sich für den Always-Online-Weg entschieden hat. In der Theorie klingt es ziemlich nett, dass sich fremde Fahrer in mein Spiel einklinken können, und ich mit ihnen Outruns fahren könnte. Aber in der Realität funktioniert das weniger gut. Zum Einen spielen offenbar nur noch wenige Spieler Need for Speed, sodass die Stadt extrem leer wirkt, zum Anderen sind das relativ schnelle bewegliche Hindernisse. Während die normalen KI-Fahrer relativ vorhersagbar agieren, sind die KI-Fahrer (die Rennfahrer emulieren) und die echten Online-Fahrer eher unvorhersagbar, was zu sehr unschönen Kollisionen führen kann. Dann übrigens crasht euer Wagen nie, dennoch verliert ihr wahnsinnig viel Geschwindigkeit und Zeit.

Auch, dass ich das Spiel nicht stoppen kann. Befinde ich mich mitten in einem Rennen, habe aber grad etwas zuessen im Backofen und mein Timer geht los, kann ich mich also entscheiden ob ich das Event beende um mein Essen zu retten, oder das Event zu Ende fahre und mein Essen eventuell etwas zu dunkel wird. Ich finde nicht, dass das ein guter Trade-Off ist. Zumal ich für alle anderen Fahrer ohnehin aus der Weg gebeamt werde, in dem Moment, wo ihr ein Event starte. Ich verschwinde einfach! Wie funktioniert die Teleport-Mechanik, wenn nicht genauso? Warum also soll ich nicht einfach das Spiel pausieren können?

Polizeiverfolgungen

Für die wenigen Einwohner scheint Ventura Bay über das größte Polizeirevier zu verfügen, was man sich vorstellen kann. An quasi jeder Ecke steht ein Copper, der nur darauf wartet, euch den Tag versauen zu können. Es ging mir häufig so, dass ich einfach zu einem Collectable hinfahren wollte, und mich dabei ein Polizist gesehen hat, und mich direkt in einer Verfolgung jagen wollte. Zwar habt ihr dann oftmals die Möglichkeit einen Kleinstbetrag an Geld abzudrücken und die Verfolgung sein zu lassen, aber das kann ja auch nicht die Lösung sein!

Die Verfolgung sind an sich auch eher unzufrieden stellend. Das UI ist wenig intuitiv. Lediglich links am Rand stehen Informationen über eure Geldstrafe, aber - was für eine Verfolgungsstufe bin ich denn jetzt? Wie muss ich denn diese Feuer da oben lesen? Was will das Spiel von mir?! Es gibt keine Verfolgungsstopper, die es im 2005er Most Wanted noch gegeben habt, generell könnt ihr Cops zwar Rammen, aber nicht zerstören. Außerdem sind die Polizisten extrem schwer, sodass es euch nicht möglich ist, sie ohne Weiteres aus dem Weg zu rammen oder zu schieben. So können sie euch massiv in Rennen stören. Die Cops sind auch wahnsinnig leicht abzuhängen, sodass ihr einfach nur schnell genug an ihnen vorbei fahren müsst, und einige Sekunden auf dem Gaspedal stehen bleiben müsst, dann verlieren die euch recht schnell.

Auch, wie die Verfolgungen ins Spiel eingebaut sind, finde ich nicht gut. Von den fünf Story-Strängen, ist einer dabei, der sich überhaupt mit dem Cops beschäftigt. Der Outlaw-Strang ist der kürzeste aller Stränge und verlangt von euch an ein paar Stellen euch in Gefechten mit den Cops zu begeben, also mal eine fünf minütige Verfolgung einzulassen, oder zwei Straßensperren zu durchqueren. Schade ist, dass das das unheimlich lang dauert. Es gibt zwei Typen von Straßensperren - einmal stellen die Cops Betonwände und große Wägen hin, die ihr nicht durchqueren könnt - das solltet ihr auch nicht versuchen! Dann gibt es noch Absperrungen, die ihr durchfahren könnt, wobei ihr aber eine Menge Geschwindigkeit verliert. Nagelbänder habe ich nur im letzten Rennevent gesehen, was das Spiel in der Outlaw-Karriere zu bieten hatte.

Online-Spielmodi

Gegen andere Fahrer könnt ihr in der Spielwelt Outruns oder andere Spontan-Events fahren. So fahrt ihr einfach hinter die anderen Fahrer und ladet sie zu einem Event ein. Nette Idee, aber keiner der menschlichen Fahrer hat meine Herausforderungen angenommen. Ansonsten gibt es noch Autolog, was euch ab und an ein paar Events vorschlägt, wo eure Freunde schonmal mehr Punkte erworben haben. Was der Vorteil sein soll, diese Events zu fahren, weiß ich aber nicht.

Ansonsten gibt es noch die Speedlists, was eine aus fünf Rennen bestehende Serie von Rennen ist, die ihr im Mehrspieler befahren dürft. Sie sind eingeteilt in Sprint, Rundkurs und Style. Ihr fahrt da gegen andere Fahrer und erhaltet Mehrspieler-Rang. Was mir der genau bringen soll, weil ich aber auch nicht. Ich finde es zwar ganz nett, dass die Online-Events direkt in einer Serie an Rennen gehalten sind, aber das Ganze wirkt eher wie später ran geflanscht als wie ein durchdachter Mehrspielermodus.

Jeden Tag stellt euch das Spiel vor Tages-Herausforderungen. Davon gibt es jeweils drei Stück, das könnten Challenges sein von "Schließe X Events ab", aber eine Begrenzung der PS-Zahl, aber auch Autolog-Herausforderungen zu fahren, Events mit euren Freunden (Crew) abzuschließen, oder andere Fahrer zu Outruns herauszufordern. Ansonsten könnt ihr den üblichen Social-Media Quatsch machen, also Schnappschüsse aus dem Spiel teilen, Folien teilen - alles ganz nette Sachen, aber nichts, was ich unbedingt gebraucht hätte.

Grafik und Sound

Grafisch ist Need for Speed (2015) ziemlich nett anzusehen. Durch den hohen Kontrast, die intensive Beleuchtung, die überall glänzenden Oberflächen und die hohe Geschwindigkeit sieht das Spiel recht schick aus. Die Umgebungen sind hübsch genug um durchzufahren, stehen bleiben und die Umgebungen betrachten, würde ich aber nicht unbedingt. Die Stadt wirkt leblos und recht leer - und jetzt sagt mir nicht, das Menschen so schwer zu machen wären, Midnight Club L.A. konnte das schon!

Der Sound ist insgesamt brauchbar. Zweimal im Spiel wurden die Motorengeräusche ausgeblendet, sodass meine Corvette auf einmal zu einem elektrischen geworden ist, leider ohne die dazu gehörige Power. So wurde schalten, ziemlich schwierig.

Bewertung:
Nicht empfohlen
Nicht empfohlen
Text von 04.07.2020
Fazit:
Insgesamt hat mit Need for Speed eigentlich Spaß gemacht. Laut Spiel habe ich über 25 Stunden im Spiel verbracht, davon dürfte aber auch genügend in der Garage rum gammeln sein, während ich mir etwas zu Essen gemacht habe. Aber die hirntote Story hat es mehrfach geschafft, dass ich keine Lust hatte das Spiel anzufangen oder weiter zu spielen. Die Charaktere sind völlig hirnbefreit, sie tun verdammt cool und kommen damit nur peinlich rüber, und die Dialoge sind sinnlos. Das Physikmodell ist, sobald das Spiel Fahrt aufnimmt, schlecht und Crashes häufig. Dann setzt euch das Spiel auch nicht immer gut zurück. Die Always-Online Entscheidung, behindert das Spiel noch zusätzlich, weil ihr nicht auf Pause drücken könnt, um euch euer Essen aus dem Backofen zu holen. Need for Speed macht aber auch Sachen richtig, das umherfahren und Events absolvieren ist immer noch gut, und die Grafik recht hübsch. Leider gibt es sehr wenige Spiele, die ein Rennspiel mit offener Welt gut machen, heutzutage. Eigentlich könnte ich Need for Speed (2015) mit Einschränkungen empfehlen, aber durch die Always-Online Antifeatures, die komische Physik und die hirntoten Dialoge muss ich das Spiel am oberen Ende von "nicht empfohlen" ansiedeln, auch wenn das keine leichte Entscheidung ist. Sehr schade. Dafür ist die Platin-Trophäe extrem einfach (wenn auch etwas langwierig).