PS2 Review

James Bond 007: Agent im Kreuzfeuer auf PS2

10.02.2020

Agent im Kreuzfeuer ist das erste der vielen 007-Spiele, die auf der PS2 erschienen sind. Verlegt von Electronic Arts und entwickelt von EA Redwood Shores stand uns 2001 ein ganz netter Ego-Shooter ins Haus, der zwar basierend auf der James Bond-Welt, allerdings ohne zugehörigen Film daherkam. Bond weißt für mich hier Ähnlichkeit mit Pierce Brosnan auf, aber das war wohl nicht die Ähnlichkeit, die man mit dem Spiel erreichen wollte. Wie gut ist der Shooter jetzt wirklich?

Zu Beginn des Spiels ist es eure Aufgabe eine CIA-Agentin in Hong Kong zu retten, die bei einer Untersuchung offenbar in die Fänge der Gegner geraten ist. Außerdem nehmt ihr noch einen Koffer mit Reagenzgläsern mit. Schnell allerdings wird eure Flucht vereitelt, gerade als ihr euren Wagen wechseln wollt - passenderweise ist R zur Stelle um euch euren BMW zu übergeben. Die Agentin wird dabei erledigt und ihr müsst den Koffer zurück stehlen. Im Laufe des Spiels werdet ihr einiges aufdecken, bspw. trefft ihr auf einen Klon eines Botschafters und bringt Licht hinter die Geheimnisse von Malprave Industries und Identicon.

In den ersten drei Missionen des Spiels stellt es euch schon die drei Modi vor: einmal könnt ihr im Ego-Modus die Umgebungen erkunden und wie für einen Ego-Shooter üblich Gegner erledigen. Außerdem gibt es den Railshooter-Modus, bei dem ihr meist in einem Fahrzeug an einem Geschütz sitzt und lediglich auf die herannahenden Gegner schießen, aber nicht die Richtung beeinflussen könnt, in die ihr euch bewegt. Im letzten Modus sitzt ihr selbst hinter dem Steuer eures Wagens, der natürlich Mi6-typisch ausgebaut ist, mit Raketenwerfern an der Front und seitlich und verschiedenen anderen Waffen und Helferlein.

Die Steuerung der Ego-Shooter-Teile fühlt sich für die Zeit ganz okay an, heutzutage würde ich die Steuerung aber niemandem empfehlen. Alles fühlt sich etwas schwebend an, die Simulation von Bonds Trägheit ist finde ich nicht gut gelungen. Besonders beim Springen wird das offensichtlich, da fühlt es sich an, als würde Bond viel zu weit springen können. Auch hat Bond offenbar einen Gehfehler, denn er bleibt manchmal einfach stehen, wenn ihr euch dreht während ihr nach vorn geht. Zunächst dachte ich, dass das Spiel einfach ruckelt und sich verlangsamt, weil es mit der Action nicht klar kommt, aber das ist es nicht - Bonds Bewegungsabläufe sind so komisch, dass er manchmal einfach kurz anhält. Das finde ich recht nervig und führt dazu, dass sich die Bewegungen unnatürlich anfühlen. Das Zielen fühlt sich recht grob an, aber wieder vor dem Hintergrund, dass das Spiel fast 20 Jahre alt ist, kann man das verzeihen. Leider könnt ihr beim Zielen nicht mehr laufen, was einige Passagen doch etwas schwieriger macht.

Besonders wenn ihr eigentlich durch eine Mission schleichen wollt, fallen die Schwächen des Steuerungssystems auf. Nicht nur, dass es kein Deckungssystem gibt, und damit quasi alle Möglichkeiten wegfallen um eine Ecke zu schauen, ohne direkt entdeckt zu werden, sondern Bond ist auch unheimlich langsam im geduckten Gang, wo er wenigstens nicht gehört wird, wenn auch er trotzdem gut gesehen werden kann. In manchen Missionen setzt Bond einen Schalldämpfer auf seine Waffe auf, dann könnt ihr wenigstens die Gegner leise ausschalten, ihr müsst dafür aber die Köpfe der Feinde treffen. Das Automatische Zielen im Spiel ist allerdings recht stark, sodass ihr standardmäßig nur die Bäuche eurer Gegner trefft. Für Kopfschüsse müsst ihr also in den manuellen Zielmodus wechseln, indem ihr je nach Steuerungseinstellung den Zielen-Knopf drückt. Dabei könnt ihr euch dann aber nicht mehr bewegen und seid den Schüssen der Feinde schutzlos ausgesetzt. Aber ihr könnt euch immer noch ducken.

Als Waffen stehen euch die Bond-Waffen wie man sie kennt und liebt zur Verfügung. Neben einer Variation der AK-42 auch ein P90-Verschnitt, verschiedene Pistolen und Revolver, ein Scharfschützengewehr, mehrere Maschinenpistolen und größere Sturmgewehre, fest verbaute Geschütze, die vor allem gegen Helikopter sehr sinnvoll sind, und ein Raketenwerfer. Aber für heimliche Missionen müsst ihr auch mal eure Fäuste verwenden. Ihr schaltet einzeln durch die vorhandenen Waffen - das finde ich ja an sich noch ganz brauchbar, lieber wäre mir aber gewesen, wenn das Spiel während ich durchschalte anhält, sodass ich nicht in einer brenzlichen Situation erst nach der richtigen Waffe suchen muss. Die Gegner sind im mittleren von drei Schwierigkeitsgraden recht stark und stecken viele Schüsse ein, dennoch fühlen sich die Waffen durchaus okay an. Außer die Pistolen fühlt sich keine der Schießeisen schwach an, auch nicht zum Ende des Spiels. Leider startet euch das Spiel immer lediglich mit eurer Pistole, was mir vor allem in der letzten Mission nicht gefallen hat, weil ihr dort direkt vier Scharfschützen ausschalten müsst. Dafür stellt euch das Spiel hier genügend Nachfüllrüstung zur Verfügung.

Neben euren Waffen stehen euch noch eure Bond-Gadgets zur Verfügung. Die meisten der Dinge machen das Spiel etwas offener, bspw. könnt ihr Schlösser mit eurem Laser durchbrennen, sodass ihr bspw. durch Lüftungsschächte gehen könnt. Mit eurer Kralle könnt ihr euch an bestimmte Stellen veranziehen um alternative Wege zu gehen. Ansonsten sind noch einige Dinge mit dem Entschlüssler zu hacken bzw. zu öffnen oder mit der Fernbedienung zu programmieren. Die Gadgets setzt ihr mit der Kreis-Taste ein und wechselt zwischen ihnen mit den Pfeiltasten links und rechts, jedenfalls in Steuerungsschema 3. Mit einem Druck auf R1 (Feuer) oder R2 (Waffenwechsel) nimmt Bond aber sofort wieder seine Waffe in die Hand. Nun müsst ihr erneut Kreis bzw. Links/Rechts drücken um zum Gadget zurück zu wechseln und verstellt dabei im schlimmsten Fall sogar eure Wahl. Ich finde das Steuerungsschema so nicht ideal und mir hätte es besser gefallen die Auswahl pro Mission auf 4 Gadgets zu beschränken und die Pfeiltasten als Hotkeys zu verwenden.

Die Gadgets werden meist benutzt um Bond-Specials freizuschalten, das sind Momente, die besonders Bond-esk sind. Davon sind einige in den Levels versteckt und am Ende des Spiels werden euch alle in einem zusammengeschnittenen Video gezeigt - das Spiel liefert quasi seinen eigenen Achievement Guide mit. Für abgeschlossene Specials und andere Statistiken, bspw. Trefferquote, Zeit, etc erhaltet ihr Punkte. Schafft ihr eine bestimmte Punktzahl pro Level, schaltet ihr eine Gold-Auszeichnung frei, bspw. bin ich später mit der goldenen Pistole herumgelaufen. Ich finde das ist ziemlich cool und fügt Wiederspielwert und etwas Tiefe in ein sonst recht eintöniges und flaches Spiel. Flach übrigens auch deshalb, weil das Spiel recht oft unterbrochen wird um euch zu zeigen, dass es alternative Wege gibt. Selten müsst ihr selbst die Umgebungen erkunden um zu finden, wo es weiter geht. Dennoch lohnt sich das Durchsuchen der Level, weil sich Panzerung und Ausrüstung in den Ecken befinden könnte.

Die On-Rails-Teile des Spiels sind an und für sich okay. Als störend empfinde ich, dass sich Bond deutlich langsamer dreht als noch in den Ego-Passagen. Auch sehr spannend ist, dass die Steuerungseinstellungen für die drei Modi rein gar nichts miteinander zu tun haben. Die On-Rails Stellen sind meistens nicht sonderlich lang und relativ fair, weil ihr viele Gegenstände durch das Fahrzeug hindurch aufnehmen könnt, wie bspw. neue Panzerung oder Munition. Auch seid ihr an einer Stelle im Spiel in einem Panzer unterwegs und habt dort neben dem Geschützt auch die Bordkanone zur Verfügung. Da habe ich mich ziemlich an die passende Stelle von Goldeneye zurück erinnert gefühlt, leider schneidet die Grafik hier nicht wirklich viel besser ab als in Goldeneye, maximal mit höherer Auflösung. Wir sind eben noch bei der Anfangszeit der PS2.

Die Fahrsequenzen sind an sich gut gemacht. Die Steuerung ist hier halbwegs eingängig. Mit X gebt ihr Gas, mit Viereck bremst ihr, mit R2 wechselt ihr durch eure Waffen und mit R1 schießt ihr eure Waffe. Auf L1 liegt grundsätzlich die Minigun, die in euer Auto eingebaut ist. Die Physik geht alles in allem auch in Ordnung, ich könnte mich nicht beschweren, dass sich das Auto sonderlich falsch anfühlt, würde es aber auch nicht auf die realistischere Seite packen. Die Gegner sind hier ebenfalls meist in einem Auto unterwegs, wo ihr ordentlich drauf ballern müsst, und dann geht der Feind auch schon in die Brüche.

Die Gegner-KI insgesamt ist nicht gerade das Gelbe vom Ei. Die Gegner halten zwar ordentlich drauf und sind in Schleichmissionen auch nicht gerade blind oder taub, aber trotzdem geben sich die Kollegen keine echte Mühe nicht erschossen zu werden. Sie gehen zwar in Deckung, aber sobald ihr sie flankiert sind sie komplett schutzlos. Manche bleiben auch einfach stehen und lassen sich einfach so erschießen. Eine wirkliche Abwechslung der Gegnertypen gibt es auch nicht wirklich. Vielleicht ändert sich das Outfit der Feinde mal, oder die Waffen und später gibt es auch etwas größere Gegner, für die ihr mehr als einen Schuss der Schrotflinte braucht, aber mehr Abwechslung gibt es nicht. Oh und es gibt ab und an Bossgegner und Helikopter zu erledigen. Das war's.

Grafisch finde ich Agent im Kreuzfeuer für die Zeit durchaus brauchbar. Ich persönlich mag den Grafikstil recht gern. Die Gesichter sind für die Zeit auch recht gut gemacht, auch wenn ich eher Pierce Brosnan in Bond sehe. Trotzdem finde ich, dass die Emotionen, besonders der lüsterne Blick von Bond, häufig rüber kommt. Die Levels sind recht detailarm, eben Anfang der PS2-Ära. Die meisten Umgebungen sind recht schlicht gehalten mit brauchbarer Beleuchtung, aber eben arm an Objekten und Verziehrungen. Auch lädt das Spiel in relativ kurzen Abschnitten neue Teile des Levels nach bzw. setzt einen Checkpoint. Einen 16:9 Modus vermisst man hier ebenso wie die Möglichkeit des progressive Scans, den manche andere PS2-Spiele anboten. Wenn sehr viel auf dem Bildschirm los ist, kann das Spiel auch mal ruckeln, aber das nimmt hier sicher nicht Überhand. Die deutsche Synchronisation geht in Ordnung, leider gibt es aber keine Untertitel. Das einzige, was man als Soundtrack hört, ist das Bond-Theme und meistens passt das ganz gut zur Daueraction ist aber auch nicht wirklich abwechslungsreich.

Was mir am Spiel wirklich nicht gefallen hat, ist das Bond unglaublich lüstern rüber kommt. In einer Mission entdeckt er eine Frau, die sich gerade umzieht, und schon sieht man das Gesicht von Bond, wie er den Schlafzimmerblick drauf hat. Auch in einer späteren Mission wird er aufgefordert die Aussicht auf die Berge zu genießen, während er (als Journalist getarnt) auf ein Interview warten soll und er schaut lieber auf die verlängerten Rücken der zwei Empfangsdamen. Und natürlich wird auch in Mitten eines Missionsgebiets eine Agentin gevögelt. Uff, Leute ey...

Bewertung:
Durchwachsen
Durchwachsen
Text von 10.02.2020
Fazit:
Insgesamt ist 007 Agent im Kreuzfeuer ein brauchbarer, aber in die Jahre gekommener Shooter. Hier wird nicht wirklich viel Innovatives oder Verrücktes geboten, sondern eher gewohnte Shooter-Action mit Rail-Gun und Fahrsequenzen eingestreut. Das ist erstmal nichts schlechtes. Ich fand den Titel durchaus unterhaltsam und kurzweilig, auch oder vielleicht weil, ich nach etwas mehr als 2h30min das Ende gesehen habe. Damit ist das Spiel abartig kurz, aber es ist eben auch auf erneutes Spielen ausgelegt mit den einzelnen Missionen, in denen ihr Punkte sammeln sollt für Auszeichnungen. Für Retro-Shooterfreunde vielleicht sogar mit Nostalgie für genau die Bond-Spiele dieser Zeit durchaus einen Blick wert, wenn ihr das Spiel irgendwo billig findet. Allen anderen kann man das Spiel eher nicht empfehlen.