Gamecube Retro Review

Harry Potter und die Kammer des Schreckens auf Gamecube

08.09.2014

Harry Potter und die Kammer des Schreckens ist die Filmversoftung des zweiten Teils der damals und heute beliebten Harry Potter-Serie rund um den damals kleinen Zauberer in Hogwarts. Wie immer bei Filmverwurstungen kann man eigentlich davon ausgehen, dass das Spiel ziemlich schlecht ist, aber wie schlecht ist es wirklich?

Ihr spielt also Harry Potter - wer hätte das gedacht. Das Spiel beginnt direkt im Fuchsbau der Weasleys. Dort übt ihr dann ein bisschen Flipendo an Gnomen und der verzauberten Waschmaschine, außerdem werft ihr ein paar Gnomen über einen Zaun. Na das fängt ja gut an. Dann reist ihr mit Flohpulver in die Winkelgasse, kauft dort ein, holt Ginnys Zeug zurück, was wie offenbar verloren hat, und geht dann weiter nach Hogwarts, wo ihr den Rest des Spiels verbringt.

Das Spiel orientiert sich wage am Film, so sind bestimmte Schlüsselszenen nachgestellt, manchmal aber in einer nicht ganz konsistenten Reihenfolge und manche Dinge, wie Dobby der Hauself fehlen komplett. Außerdem wird hier auch kein großer Wert darauf gelegt zu zeigen, dass Lockhart eigentlich garnichts drauf hat. Auch der Endkampf ist ein bisschen schwach inszeniert. Da hätte ich mir mehr erwartet.

Aber so generell klingt das Spiel erstmal garnicht schlecht. Es gibt jede Menge Abwechslung, so könnt ihr zum Beispiel euer Sammelset der Hexen und Zauberer-Karten vervollständigen - ich glaube wenn ihr ein paar von denen sammelt verlängert sich eure Energieleiste. Oder ihr könnt Gegenstände suchen, die am schwarzen Brett im Griffindor Gemeinschaftsraum als verloren deklariert stehen. Dafür bekommt ihr übrigens auch eine Sammelkarte. Oder ihr könnt Besenwettrennen machen, oder Gnomenweitwurf oder Quidditsch spielen. Oder ihr durchsucht einfach mal Hogwarts, was zugegebenerweise nicht ganz so frei begehbar ist, wie in Harry Potter und der Stein der Weisen, da ihr vor allem draußen nicht alle Wege gehen könnt - was auch eigentlich ganz gut ist, weil euch das Gehwege erspart.

Es gibt viele Klassenzimmer, die ihr durchsuchen könnt, wo ihr Dinge findet, wie Luftballons, Stinkbomben oder Berty Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen. Letztere Dienen in Hogwarts als Währung, so könnt ihr diese Bohnen benutzen um bei den Weasley-Brüdern Nachts Dinge einzukaufen. Darunter Sammelbeutel für Stinkbombem und mehr Bohnen oder Sammelkarten der Hexen und Zauberer. Außerdem könnt ihr eine Flasche kaufen, in die ihr euch Mega-Power-Trank füllen könnt, die eure Energieleiste wieder füllen, solltet ihr mal eure Energie komplett verlieren.

In der - ich nenne es einfach mal - Hauptstory lernt ihr nach und nach weiterer Zaubersprüche, indem ihr Zauberbücher aufsammelt. Flipendo - das ist der Weiche-Zurück-Fluch - beherrscht ihr von Anfang an. Dann lernt ihr Lumos, mit dem ihr eure Umgebung erleuchtet und versteckte Wege findet - welche später im Spiel verdammt selten werden. Dann lernt ihr den Abtrenn-Zauber, mit dem ihr Vorhänge abtrennen könnt. Ihr lernt später Entschleime, wo ihr grüne Schleimwände entfernen könnt - ihr seht wohin das hinausläuft, ja? Die meisten Zauber könnt ihr nur an vordefinierten Stellen einsetzen, was den Freiheitsgrad deutlich einschränkt.

Zum Unglück bringt das Spiel auch noch Hüpfpassagen mit sich. Ich schreibe Unglück weil das dank der nervigen Kamera einfach nicht funktioniert. Gerne springt Harry daneben oder hält sich einfach nicht an einer Kante fest, weil man zwei Pixel zu weit links oder rechts gesprungen ist. Das ist sehr frustig, vor allem, wenn man dann zum fünften Mal einen bestimmten Sprung macht, und der wieder daneben geht. Die Kamera ist auch ein großer Witz der Entwickler. Im Normalfall könnt ihr die Kamera selbst justieren - also lachhaft langsam nach links oder rechts um euren Charakter rotieren. Es ist NIE möglich die Kamera nach oben oder unten schauen zu lassen. Die Kamera-Drehung ist aber in den dünnen Gängen meistens eh nicht möglich, weil sie einfach überall hängen bleibt. Also lauft ihr gerne mal in einen Gegner oder werdet von feuerspeienden Kreaturen mit Feuer bespeit, weil ihr sie einfach nicht seht. Dann gibt es noch Stellen, wo die Kamera fest ist - und gerne in einem solchen Winkel, dass das Abschätzen von Abständen unmöglich wird.

Man hat hier also ein Spiel, was Action machen will, aber mit der Kamera nicht klar kommt. Okay, nicht so schlimm. Dann lasst mich doch bitte wenigstens die Gegner ein für alle mal ausschalten, dass ich ungestört eure bekloppten Rätsel machen kann. Aber nein, die Entwickler mussten unbedingt Gegner in die Level setzen, die so verdammt unfair sind - weil sie euch mit ihrem Feuerstrahl ein Stück weit verfolgen - und die natürlich nicht besiegt werden können. Ganz großartig.

Kommen wir dazu, wie ihr die meisten Zauber bekommt. Der Unterricht an der Hogwarts Schule sieht offenbar so aus, dass Harry durch einen Spalt in der Wand klettert und ein Zauberbuch holt. Danach kann er automatisch den Zauber. Auf dem Weg zu dem Buch warten allerlei böse Kreaturen, Ungeheuer und sonstige Gefahren auf euch. Die Level sind zum Glück moderat kurz.

Harry Potter und die Kammer des Schreckens orientiert sich also so ein bisschen an The Legend of Zelda oder Metroid - damit dass ihr nach und nach weitere Fähigkeiten dazugewinnt und so weiterkommt. Nur ist das Spiel unglaublich linear aufgebaut, sodass ihr euch erst alle Zauber holen MÜSST, weil das Spiel sonst nicht weiter geht. Irgendwie finde ich das Spiel bietet da zu wenig Freiheit, ich will mehr Freiraum, will selbst Dinge erkunden, mit einer guten Kamera.

Nun noch kurz zum Grobablauf. Ihr steht auf, besucht irgendeinen Unterricht, was Harry nicht weiß, sodass er immer Ron oder Hermine fragen muss. Geht dann woanders hin, spielt vielleicht mal Quidditsch, wie auch immer. Dann sagt Ron, dass er müde ist, und ins Bett geht, und dann könnt auch ihr über die Menüs (Z-Taste) den Tag oder die Nacht beenden. Da kommen auch gerne mal Kontexte zustande wie "Hermine ist verschwunden. Ich bin müde, und geh ins Bett." Harry: "Danke nochmal für die Rettung" ... so macht man das nicht... nagut.

Grafisch sieht das Spiel für den Gamecube eigentlich nicht mal schlecht aus. Das Spiel ist eher so im Comic-Stil, dafür ist die Beleuchtung garnicht schlecht - jedenfalls meistens. Auch das große Hogwarts wird hier dargestellt - jedenfalls könnt ihr mit eurem Besen drum herum fliegen, das ist ganz cool. Die Gesichter und Animationen der Charaktere sind natürlich absolut lachhaft. Die Synchronisationsstimmen sind lächerlich, die übersetzten Texte sind ebenfalls mehr als schlecht übersetzt. Ich finde einige Hintergrundmusikstücke garnicht mal so schlecht, vielleicht auch einfach, weil da das Hogwarts-Thema verwurstet wurde. Aber dann gibt es Stücke, die ziemlich enttäuschend sind. Die Musik des Bosskampfes mit der Schlange - naja... enttäuschend.

Bewertung:
Nicht empfohlen
Nicht empfohlen
Text von 08.09.2014
Fazit:
Harry Potter und die Kammer des Schreckens ist an sich kein schlechtes Spiel - wäre da nicht die schwache Präsentation, die schreckliche Kamera und die schwachsinnigen Dialoge. Das Spiel hätte durchaus oberes Mittelfeld werden können, so kann ich dem Spiel leider keine guten Noten geben. Schade eigentlich, dass die Entwickler aus der Lizenz nicht mehr gemacht haben.