PS3 Review

Review auf Playstation 3

Bionic Commando beginnt mit einer kurzen Einführungsequenz, in der eine Stadt von einer Terrororganisation bombardiert wurde. Weiter wird Spencer, der Protagonist des Spiels, aus dem Gefängnis entlassen, kurz vor dem Vollzug seiner Todesstrafe, mit der Absicht ihn in die von Terroristen verseuchte Stadt zu schicken um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er soll dort herausfinden, wer hinter dem Anschlag steckt und ein Objekt holen, was so geheim ist, dass sie ihm nicht mal sagen, wo es ist, respektive, wie er es finden soll.

Das Besondere am Spiel ist natürlich, dass Spencer einen bionischen Arm hat, also einen Ersatzarm, der ihm als Soldat einiges an Fähigkeiten bringt. Die Geschichte des Spiels dreht sich nur begrenzt darum, was in der Zeit passiert ist, in der Spencer eingesperrt war, offenbar weil er Befehle als Soldat befolgt hat. Man erfährt kaum etwas über die Geschichte der Charaktere. Auch gelingt es dem Spiel gut in der letzten Spielstunde neue Charaktere einzuführen, die wir vorher nur ein oder zweimal gesehen haben, über die wir quasi nichts wissen. Die aber natürlich mit eurem Charakter eine lange Geschichte teilen. Irgendwie scheint mir das Spiel etwas aufgeschmissen, wenn es darum geht eine konsistente Geschichte zu erzählen. Zum Ende des Spiels hin wird es nicht nur unheimlich schwer, sondern es fallen auch die Macken des Spiels stärker auf.

Wirklich viel Spaß macht das Umherschwingen und springen im Spiel. Der gesamte plattforming-Teil des Spiels ist ziemlich gut, und macht Spaß. Nicht nur, dass ihr umherspringen könnt, sondern ihr könnt mit eurem bionischen Arm euch an einigen Meter weit entfernten Wänden, Stangen, etc. festhalten und daran schwingen. Lasst ihr los, wenn das blaue Symbol auf dem Bildschirm ist, habt ihr die maximale Geschwindigkeit erreicht und fliegt am weitesten. Die Steuerung geht mit dem bionischen Arm meist recht gut von der Hand, außer wenn Spencer mal nicht tun möchte, was ihr im auftragt. Auch fühlt sich das Spiel etwas träge an, weil Spencer seine Waffe erst wegstecken muss, bevor er Gegner mit seiner Faust angreifen kann. Generell ist Spencer kein Übersoldat, was ziemlich schade ist, weil gerade mit dem bionischen Arm wären dafür alle Voraussetzungen geschaffen und er würde einen guten Übersoldaten abgeben. Aber die Waffen im Spiel sind viel zu schwach dafür.

Die Pistole, die ihr standardmäßig mit euch herumtragt, ist bspw. viel zu schwach. Ihr braucht mehrere Treffer um einen normalen Gegner abzuschießen. Weiter ist sie viel zu ungenau, d.h. auf größere Entfernungen trefft ihr mit der Pistole auch nichts mehr. Ansonsten habt ihr noch Granaten, die Spencer erstaunlich weit und erstaunlich genau werfen kann, immer da hin, wo der Punkt des Fadenkreuzes zeigt. Ab und an bringt euch das Spiel einige Waffen ex machina, also Waffen die aus dem Nichts erscheinen, weil ihr die gerade braucht. Die Waffen werden euch in solchen Kapseln geliefert. Sie werden durch einen blauen Punkt auf eurem HUD angezeigt. Ihr nehmt die Waffe mit eurem Arm auf, also durch einen Druck auf L2. Da haben wir den Raketenwerfer, der selbstständig Ziele anvisieren kann, den Granatenwerfer, das Sturmgewehr, die Schrotflinte und das Scharfschützengewehr. Es gibt keine Magazine, d.h. Spencer muss die Waffen nie nachladen.

Auch gibt euch das Spiel viel zu wenig Munition um mit den vielen Gegner fertig zu werden, d.h. entweder ihr habt eine Waffe gerade aufgenommen, oder ihr habt keine Munition mehr dafür, dann ist sie für euch ohnehin wertlos. Auch für die Pistole und den Granatenslot gibt euch das Spiel zu wenig Munition, nicht dass euch die Pistole gegen die BioMechs oder die größeren Gegner viel bringen würde. Gegen normale Gegner hilft dann der Nahkampf, ihr könnt sie nämlich mit leichten und schweren Angriffen attackieren, indem ihr entweder auf Kreis oder auf Dreieck drückt. Später erhaltet ihr den Tod von oben-Angriff, d.h. ihr klettert irgendwo nach oben, lasst euch fallen und durch den Aufprall erledigt ihr einige Gegner. Im Laufe des Spiels erhaltet ihr auch die Fähigkeit Gegenstände wie größere Steine oder Autos nach oben zu schleudern, zu springen und durch einen Tritt in die Richtung der Gegner zu feuern, bzw. das gleiche mit eurem Arm zu machen, d.h. Gegenstände mit eurem Arm anfassen, nach oben schleudern und auf die Gegner werfen. Warum ich quasi für die gleiche Fähigkeit zwei Eingabemöglichkeiten brauche, weiß ich auch nicht so genau.

Neben den Schwächen beim Erzählen der Story kommen noch weitere kleinere Probleme. Das Spiel bietet euch, dank der Third-Person-Perspektive, kaum Überblick, vor allem dann nicht, wenn ihr auf einer kleinen Plattform kämpfen und ausweichen müsst. Ihr werdet also einige Male fallen, weil ihr das Ende der Plattform nicht gesehen habt. Das geht aber meistens noch, weil ihr euch mit eurem Enterhaken / bionischen Arm retten könnt und wieder auf die Plattform springen könnt. Die andere Schwäche ist, dass die Perspektive euch die Realität verzerrt. Sagen wir, ihr steht auf einem Dach, ein Gegner ist irgendwo vor euch, unter euch. Ihr habt einen Granatwerfer. Ihr zielt also so, dass ihr mit dem Fadenkreuz den Gegner genau trefft (zur Not drückt ihr R3 und zoomt etwas), drückt ab, und trefft das Dach, werdet selbst von eurer eigenen Granate getroffen. Diese Probleme treten in einem Third Person Shooter wegen der Perspektive auf, sollten aber eigentlich behoben werden, weil das recht schnell den Spaß am Spiel wegnehmen kann.

Sterbt ihr, lädt das Spiel übrigens das ohnehin recht kleine Level neu. Im Ladebildschirm wird ein recht hässlicher PS3-Controller gezeigt, der euch die Steuerung erklärt. Das ist zwar eine nette Idee zu Beginn des Spiels, aber am Ende brauche ich das nicht mehr. Das stört es mich eher, dass die Ladezeit so unglaublich lang ist und dass das Spiel das Level neu laden muss, wenn ich gestorben bin. Was genau tust du da? Das Level laden, was du gerade eben schon angezeigt hast? Hier hätte etwas mehr Entwicklungszeit gut getan. Ihr auch noch so unglaublich schnell sterbt, egal ob es durch die blau angezeigte Strahlung an den Levelgrenzen ist, oder dadurch, dass ihr im Wasser ertrunken seid, weil ihr mit dem bionischen Arm nicht schwimmen könnt, oder weil die Gegner unglaublich viele Raketen auf euch geschossen haben. Auch, dass das Spiel quasi nur an den Relay-Knoten zwischenspeichert bzw. an den Anfängen von Leveln, stört da etwas.

In den ersten Leveln kommt das Spiel noch recht schlauchig daher. Das Spiel bleibt auch eigentlich ein großer Schlauch, aber in den meisten Leveln habt ihr mehrere Wege, die ihr gehen könnt. Meistens gelingt es euch aber nicht, die Gegner einfach stehen zu lassen und weiter zu laufen bzw. an den Gegnern vorbei zu laufen. Denoch sind die Schläuche im Spiel recht groß, geben euch recht viel Freiheiten. Die Übergänge von einem zum nächsten Teilgebiet des Levels wird teilweise durch Minenfelder realisiert. Die Minen, wenn aktiviert, geben einen elektrischen Impuls ab, der es verhindert, dass ihr an ihnen entlanghangeln könnt. Findet also den Relayknoten und hackt ihn mit eurem bionischen Arm (was der alles kann!) um das Minenfeld zu deaktivieren. Nun könnt ihr an den unglaublich geschickt platzieren Minen mit eurem Arm entlangschwingen und springen und gelangt so in das nächste Teilgebiet. Auch das ist so eine ex-machina-Situation, an der etwas nur so ist, weil es so sein muss. Sonst kämt ihr ja nicht weiter. Lieber wäre mir ein gutes Spieldesign gewesen, was mich nicht an eigens dafür angelegtem Minenfelder weiterschwingen lässt.

Die Fußsoldaten sind nicht sonderlich schlau, sondern eher mit Schießbudenfiguren zu vergleichen. Sie lassen sich recht gut abschießen und werden euch vor allem in größeren Gruppen gefährlich. Einige Gegner gelangen aber auch nie zur KI, die stehen bewegungslos rum und erst wenn ihr sie anschießt, fangen sie an sich zu bewegen und euch zu beschießen. Weiter hat das Spiel aber auch die Angewohnheit viel zu oft die gleichen Gegner auf euch loszulassen, nur diesmal ist es eben nicht nur einer, sondern zwei. Die BioMechs werden recht früh im Spiel eingeführt. Sie sind größere Metallgegner, die eigentlich nur von hinten verletzt werden können. Sie sind verdammt stark und durch eine Pistole kaum zu verletzen. Besonders die frühen BioMechs, wenn ihr noch keine Gegenstände auf eure Gegner werfen könnt, sind extrem schwer zu besiegen.

SPOILER Das Ende des Spiels zeichnet sich durch besonders unfaire Situationen aus. Nicht nur, dass ständig BioMechs auf euch losgelassen werden, und ihr keine Munition bekommt, um die ordentlich zu bekämpfen, lässt sich das Spiel ständig selbst hinterfragen. Bspw. sind wohl Luftabwehrstellungen noch aktiv - warum genau wurde also die Bombe nicht abgeschossen, warum also wurde ich nicht abgeschossen und warum erhalte ich immer noch Waffen? Woher kommen auf einmal die Feinde, und wer ist überhaupt der Endboss. Warum wurden bionische Verbesserungen verboten? Was hat es mit Spencers Frau auf sich? Das Ende des Spiels klärt keine Fragen, sondern stellt eher noch neue, und lässt vieles tatsächlich unbeantwortet. Schade eigentlich. SPOILER ZU ENDE

Grafisch wirkt Bionic Command ziemlich gut. Die Umgebungen sind hinreichend detailliert, leider leidet darunter auch die Framerate nicht allzu selten. Das Wasser sieht erstaunlich gut aus, das Spiel wirkt auf der PS3 erstaunlich scharf. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass die Entwickler größtenteils auf nervige Verwischeffekte und Tiefenunschärfe verzichtet haben. Das Spiel wirkt, als hätte es viel Feinschliff abbekommen, die Physik funktioniert auch erstaunlich gut, das bin ich so gar nicht gewohnt von den nicht ganz so großen Spielen. Vom Soundtrack her kann Bionic Commando eigentlich auch überzeugen, allerdings scheint beim Mixen der Tonspuren irgendetwas schief zu gehen. Nicht allzu selten fängt das Spiel an zu rauschen bzw. zu kratzen, wahrscheinlich weil die Soundpegel etwas übersteuern. Weiter sind die Synchronisationsspuren viel zu leise, d.h. ihr versteht kaum, was die NPCs sagen. Gut, dass es Untertitel gibt.

Bewertung:
Durchwachsen
Durchwachsen
Text von 25.11.2016
Fazit:
Bionic Commando ist sicherlich kein schlechtes Action-Spiel. Die Action ist hinreichend, besonders Spaß hat mir das Schwingen und Springen in den Umgebungen gefallen. Auch die nette Grafik hat da seins beigetragen. Leider versagt das Spiel komplett wenn es darum geht eine Geschichte zu erzählen. Ihr tut quasi nichts, außer euch durch mehr oder wenige hübsche Umgebungen kämpfen, aber warum ihr das eigentlich tut, wird euch kaum gesagt, bzw. die Suche nach dem Gegenstand, ist quasi sinnlos, weil euch eure Vorgesetzten nicht sagen, wo ihr das Objekt findet. Spaß macht das Spiel, aber gerade durch die teilweise recht unsinnige und recht uninspirierte Geschichte bzw. die ex-machina-Momente, wo irgendetwas passiert, weil ihr etwas braucht, bspw. Waffen, schmälern den Spielspaß ziemlich, und bringen ihn vor allem in der letzten Stunde quasi auf den Nullpunkt. Bis dahin konnte mich das Spiel aber noch gut unterhalten. Aufrgund diesem Zwiespalts erhält das Spiel von mir keine generelle Empfehlung.