Das Need for Speed Problem

AltF4Games hat mich auf eine Idee gebracht. In einem aktuellen [youtube=jJB22V0KSw4]Video[/youtube] spricht AltF4Games über das Problem der Need for Speed-Serie. Er stellt die Frage, was eigentlich ein Need for Speed-Spiel ausmacht, und wie sich die Serie weiterentwickeln sollte, um an Ruhm bei den Fans zurückzugelangen. Eine interessante Frage, die ich hier aufgreife und versuche aus meiner Sicht zu beantworten.

Was ist eigentlich ein Need for Speed-Spiel, was macht ein NfS-Spiel aus. Geschichtlich betrachtet, stellt AltF4Games das ganz richtig dar. Sicherlich ging es in den ersten Teilen immer um Autos, immer darum Rennen zu fahren und zu gewinnen. Okay. Dann aber kamen irgendwann Cops (Hot Pursuit) und dann später irgendwann Tuning und wieder später eine offene Welt. Wir können uns also zunächst darauf einigen, dass ein NfS-Spiel ein Rennspiel mit lizenzierten Karossen sein soll.

Aber diese erste Näherung genügt nicht. In jedem NfS-Spiel fahren wir Rennen, in den späteren verdienen wir Geld um neue Autos oder Teile freizuschalten. Wie AltF4Games darstellt, haben viele Leute mit Underground oder Underground 2 die Serie begonnen - natürlich erhoffen sich diese Leute, die mit den Teilen so viel Spaß hatten, dass auch die weiteren Teile so ausfallen. Ist das so abnormal?

Nein. Sicher nicht. Es gibt schließlich Gründe, warum sie mit den Spielen so viel Spaß hatten. Zum Einen, weil es damals hinreichend neu war Autos aufmotzen zu können. Es war hinreichend neu, in einer offene Welt mit KI-Fahrern Rennen fahren zu können. Das war alles neu, innovativ und toll. Und es hat funktioniert - das kann man nicht über jedes Rennspiel, und sicher nicht über jedes NfS-Spiel sagen.

Dann kam Most Wanted. Ich persönlich war sehr angetan von dem Spiel, mir hat es unglaublich viel Spaß gemacht, mich mit Cops zu messen und daher erwarte ich, dass auch zukünftige Need for Speed-Teile eine ansprechende Cop-Erfahrung aufweisen. Ich will nicht, dass das so unzusammenhängend und teilweise richtig nervig wie in Carbon rangeklatscht wird, oder so absolut lieblos angeflantscht wie in Undercover.

Und da haben wir auch eines der Probleme der Serie. Die Entwickler wissen nicht so recht, wohin denn nun eigentlich. Sie haben vieles ausprobiert, bspw. zu legalen Rennen hinzugehen (Pro Street), und auch wieder zurück zu einer offenen Welt, die kaum Möglichkeiten zur Interaktion bot (Hot Pursuit, das neue). Die Frage steht also sicherlich im Raum, was man von einem Need for Speed-Spiel erwarten darf.

Die Antwort liegt nicht darin, die Namen der alten Serienteile zu verwenden (Hot Pursuit, Most Wanted und nun ohne Untertitel), sondern liegt sicherlich darin, mal zu schauen, was die alten Spiele eigentlich spaßig und unterhaltsam gemacht hat. Was gibt es da, was man übernehmen könnte, und was hat vielleicht nicht so gut funktioniert? Sicherlich gehört eine offene Welt da mit rein. Sicherlich gehört Tuning da mit rein. Sicherlich gehört aber auch und vor allem eine spannende Geschichte, die man dem Spiel abkaufen kann. Ein "Cops gegen Racer, wir sind Rivalen"-Scheiß - das kauft euch doch keiner ab.

Und da zeigt sich die Einfallsarmut der Entwickler. Anstelle mal ein Spiel richtig gut zu machen, und vor allem so hinzubauen, dass es funktioniert, fangen wir wieder bei null an. Das vorige Spiel hat aus dem ein oder anderen Grund nicht funktioniert, und nun gehts wieder ins gegenteilige Extrem. Vielleicht liegt es nicht am Setting, sondern an einer miserablen Technik? 30fps Limit am PC ist lächerlich!

Was also eigentlich meiner Ansicht nach mal versucht werden könnte, ist ein Best-of alter Serienteile, diesmal aber in funktionierend. Ich persönlich finds zwar mal ganz schön in Superkarren rumzuheizen, aber viel besser finde ich, wenn ich eine Otto-Normal-Karre von null auf aufmotzen kann. Das finde ich viel ansprechender.

Dann muss es auch eine (offene) Welt geben, die richtig Interaktionsmöglichkeiten bietet. Wir leben nicht mehr in 2000, wo sind die Menschen am Straßenrand? Wo ist das Problem, die Welt mit Inhalt vollzupacken. Wo ist das Problem zufallsgenerierte Events zu erstellen? Wo ist das Problem, dem Spieler die Möglichkeit zu geben, seine Zeit in einer schönen Welt vertun zu können? Was die Spieler wollen ist keine 0815-Stadt, die irgendwie leblos und wie ein Modell aussieht. Die Spieler wollen doch viel lieber eine belebte Stadt - oder Landgegend.

Aber das aller wichtigste habe ich noch nicht behandelt. Es muss funktionieren. Kein Spiel ist beliebt, wenn es nicht funktioniert. Undercover ist das beste Beispiel. Das Spiel war eher mittelmäßig in Aufmachung, und technisch absolut unterste Kanone. Das Spiel muss problemlos funktionieren.

Die Frage ist, ist das wirklich ein Aufwand, den man in einer regelmäßig erscheinenden Serie machen kann? Wie viel Möglichkeit gibt es das Spielprinzip zu variieren? Jedes Mal eine ganze Stadt zu erstellen, nur um dann im nächsten Jahr wieder eine andere zu haben - na klar wird das lieblos.

Vielleicht wäre die beste Idee, die NfS-Serie absterben zu lassen und unter einem anderen Namen Rennspiele raus zu bringen. Mit Shift hat das doch ganz gut funktioniert. Die Spiele sind gut, man weiß, worauf man sich einlässt. Nun müsste Shift nur noch den Need for Speed-Titel loswerden. Wo sind denn die Burnout-Spiele, die Serie ist doch nun auch schon lange tot - leider, denn das waren Spiele, die ziemlich großartig waren, und auch der 5. Teil hat noch genug Neuerungen eingeführt, die Spaß gemacht haben und das Spiel abwechslungsreich gemacht haben.

Zum Schluss behandeln wir Aspekte, die Spieler nicht wollen: Online-Zwang, Twitter- und Social-Media im Spiel und Autolog. Ich mein die Idee von Autolog war ja ganz nett, zu sehen, wenn Freunde meine Rekorde geschlagen haben - aber ich verbringe nicht so viel Zeit im Spiel, dass ich wirklich jeden Rekord halten muss im Freundeskreis. Social-Media-Interaktionen in Spielen sind sowieso sinnlos. Wenn jemand in meiner Twitter-Timeline ständig twittert: "Ich habe in Need for Speed das Rennen XYZ in der Zeit ZYX geschlagen. Schaffst du das auch?" dann fliegt der schneller als er Quidditsch sagen kann.

Online-Zwang hat bei SimCity schon so großartig funktioniert. Ich sag euch, was beim Release von Need for Speed passieren wird. Leute, die das Spiel gekauft haben, also EA Geld geben, können das Spiel nicht spielen. Weil die Server down sind, weil zu viele Leute spielen wollen. Und Leute, die EA kein Geld gegeben haben, sondern - ähem... vom Laster gefallene Versionen haben - können problemlos spielen. EA, dann brauchen wir uns nicht wundern, warum zahlende Kunden zu Leuten werden, die eure Spiele aus dem Internet laden, aber das ist jetzt schon ein anderes Thema.

Fazit. Ein NfS ist ein funktionierendes Rennspiel. Viele erwarten Tuning, Polizei und eine reiche offene Stadt, das kann aber in einer solchen Serie nicht in jedem Titel geleistet werden. Daher wäre es besser, die Serie absterben zu lassen und neu anzufangen. Neue Erwartungen unter einem anderen Namen aufzubauen.