Über Resident Evil

06.12.2016

Resident Evil. Das war doch die Horrorspielserie, die mit den festen Kameraperspektiven auskam. Die, wo ihr wenig Munition hattet, und auch mal vor Zombies weglaufen müsst. Diejenige, die sich quasi alle Spielelemente von anderen Spielen abgeschaut hat. Ja, genau die. In diesem Blogeintrag will ich mich der Geschichte der Resident Evil-Serie widmen und herausfinden an welchen Stellen die Serie einen Knick in die falsche Richtung hingelegt hat.

Resident Evil Remake (Gamecube)

Das erste Resident Evil, was 1996 erschienen ist, hat sich stark an Alone in the dark von 1992 orientiert. Feste Kameraperspektiven und eine mehr oder weniger verlassene Villa, die ihr erkunden müsst, zeichneten das Spiel aus. Wenig war bekannt über das, was in der Villa passiert ist. Die Geschichte des Spiels wurde quasi ausschließlich über Dokumente erzählt, die ihr in der Villa gefunden habt. Ihr brauchtet Schlüssel um in bestimmte Räume zu gelangen, müsstet Rätsel lösen, die richtigen Gegenstände an der richtigen Stelle einsetzen um weitere Schlüssel zu erhalten und ein viel zu kleines Inventar bedienen. Den Erstling habe ich nie gespielt, dafür das Remake auf dem Gamecube.

Dann folgten zwei Spiele (Resident Evil 2 und Resident Evil 3 Nemesis), die in Raccoon City gespielt haben. Ihr erkundet zunächst das Polizeirevier bzw. Teile davon um dann später in RE3 weitere Teile der Stadt zu erkunden. Bis hierhin spielten sich alle Teile quasi gleich. Feste Kameraperspektiven, Tank-Controls und feste vorgerenderte Hintergründe. Code Veronica auf dem Dremacast war dann schon anders. Anstelle von vorgerenderten Hintergrundbildern wurde eine 3D-Grafik gerendert, in der ihr euch bewegt hat, d.h. die Kamera hat sich auch in der Szene bewegt. Am eigentlichen Gameplay hat sich aber quasi nichts geändert.

Resident Evil 3 Nemesis (Dreamcast)

Bis hierhin setzte die Resident Evil-Serie sehr auf Atmosphäre. Ihr seid quasi alleine in der Zombie-überranten Stadt bzw. Villa und müsst da irgendwie durch. Heilung gab es nur selten, ebenso wie Munition für die verschiedenen Schießeisen. Die Atmosphäre hat das Spiel vor allem durch die Dokumente erzeugt, die beschreiben aus der Sicht der Personen, die wahrscheinlich gerade als Zombies die Stadt unsicher machen, wie es dazu kommen konnte - welche finsteren Machenschaften steckten hinter der Katastrophe.

Resident Evil unterschied sich bis hierhin stark von Silent Hill (welches ich bislang nur einige Stunden lang angespielt habe). Wo Silent Hill mehr auf Nahkampfwaffen setzt, verwendet Resident Evil vorrangig Pistolen und Feuerwaffen. Während sich Silent Hill stark auf die Unterlegenheit stützt, denn eure Gegner lauern hinter jeder Ecke und sind euch vielleicht nicht überlegen, aber ihr müsst sie im Nahkampf erledigen. Außerdem ist das Sichtfeld durch Nebel und Dunkelheit stark eingeschränkt und durch diese fürchterliche Hintergrundmusik, wenn ihr in der Anderswelt unterwegs seid bzw. dahin geht, entsteht richtig viel Horror-Atmosphäre.

Das hat Resident Evil eher weniger. Resident Evil zeigt euch mit seinen Kameraperspektiven manchmal einige Gegner nicht, aber ihr hört sie. Genau genommen könnt ihr auch so auf die meistens viel zu langsamen Zombies schießen, auch wenn ihr sie nicht seht. Erst die späteren Gegner bewegen sich schneller, wie bspw. die Licker oder Hunter.

Resident Evil Zero (Gamecube)

Resident Evil Zero auf dem Gamecube folgte ebenfalls dieser Formel. Zwar ging es nicht mehr um den T-Virus, der die Menschen in Zombies verwandelt, sondern um irgendwelche Egel, die die Menschen in Zombies verwandeln, aber das ist eigentlich auch egal. Bis hierhin verfolgt die Geschichte der Spiele eine tiefgründige Abhandlung des T-Virus und der Weiterentwicklungen von Birkins oder Ashford (G-Virus, Veronica-Virus).

Resident Evil 4 (Windows)

Mit Resident Evil 4 ändert sich das. Eigentlich ändert sich sehr viel in dem Spiel. Nicht nur, dass es jetzt um die Los Illuminados (als Kult) bzw. die Las Plagas (Parasiten) geht, sondern es ändert sich auch viel am Gameplay. Es geht weniger darum Rätsel zu lösen als vielmehr die Welt zu erkunden und euch gegen die Gegner zu wehren. Es gibt immer noch einige Rätsel, die aber deutlich seltener sind als noch in den vorigen Teilen. Der Action- und Shooter-Anteil des Spiels ist deutlich höher als noch in den vorigen Teilen. Das Spiel hat aber Charme. Nicht nur, dass Leon kein Body-Builder ist, wie die anderen Charakter der späteren Spiele, sondern auch, dass er einige nette Sprüche auf den Lippen hat. Der Händler im Spiel ist ebenfalls extrem surreal und verkauft euch Waffen mitten in einem vor Las Plagas wimmelnden Gebiet. RE4 führt viele Elemente ein, die richtig viel Spaß machen. Das genaue Zielen und Bewegen, aber in einem immer noch sehr eingeschränkten Bewegungssystem. Das Tuning von Waffen. Die verschiedenen abgefahrenen Charaktere und Situationen. Die vielen Gegner.

Resident Evil 5 (PS3)

Mit esident Evil 5 (März 2009) beginnt dann den Abstieg. Ihr seid nun nicht mehr allein untewegs, habt wieder ein eingeschränkteres Inventar als noch zum Koffersystem im Vorgänger. Die Charaktere wirken einfach wie Supersoldaten. Chris Redfield hat mit seinem früheren Ich kaum noch etwas zu tun, er ist eher zum Muscle Man geworden. Generell fehlt dem Spiel der Zusammenhang. Die Level wirkten auf mich wie mehr oder weniger zusammengewürfelte Umgebungen, die irgendwie nicht zusammenpassen wollen. Zunächst startet ihr irgendwo in einem afrikanischen Dorf, dann irgendwann gelangt ihr an ein Meer, und später über einen Bergbautunnel in eine Umbrella-Anlage? Irgendwo hab ich grade nicht aufgepasst.

Resident Evil The Darkside Chronicles (November 2009, Wii) zeigt dann sehr deutlich, dass Capcom nicht mehr das Ziel verfolgt eine konsistente Geschichte zu erzählen. Das Spiel ist, zugegebenerweise kein Horrorspiel mehr, sondern ein Railgun-Shooter, was der Serie auch eigentlich nicht gut tut. Mit Operation Raccoon City erzählt Capcom die gleiche Geschichte zum wenigstens dritten Mal neu und zeigt auch deutlich, dass die Serie mit Horror nichts mehr am Hut hat. Eine Weiterentwicklung? Fehlanzeige!

Wo die ersten Teile noch echte Horror-Spiele waren, wurden die letzten wie bspw. das von vielen Fans gehasste Resident Evil 6 zu echt gruseligen Spielen. Die Remakes alter Serienteile wie zuletzt die Resident Evil (Zero) Remakes auf den HD Konsolen zeigt sehr deutlich, dass Capcom kein Interesse daran hat, die Serie würdig weiterzuschreiben.

Resident Evil Code Veronica (Dreamcast)

Meiner Ansicht nach hätte nach den ersten fünf Spielen (1-4+Code Veronica) Schluss sein sollen. Die Geschichte danach wird nur noch abgedrehter und schwachsinniger. Man muss sich natürlich der Frage stellen, warum hat Capcom die Spiele weiter Resident Evil genannt und nicht irgendwie anders. Ganz klar: Der Name bringt Geld. Resident Evil-Spiele werden natürlich mit den großartigen ersten Teilen verbunden und gekauft, weil man ja die Serie mal mochte und dem Spiel mal eine Chance geben will. Aber eigentlich sind von den Originalspielen nicht mehr viele Konzepte oder Storyanteile über. Die ersten Spiele, die wenigstens glaubwürdig in der Welt waren, werden durch die neueren, gefühlt von Michael Bay designten Spiele, quasi annulliert.

Resident Evil Operation Raccoon City

Ich habe keinen der Dead Aim, Survivor-Subserienteile gespielt und Outbreak ist zu lange her, als dass ich mich daran in Form dieses Textes auseinandersetzen kann. Sicher können auch nicht-Horror-Spiele in der Resident Evil Serie Spaß machen, aber eigentlich haben die dann nichts mehr damit zu tun, was die Resident Evil-Serie mal ausgemacht hat. Eigentlich hat sich auch bis Resident Evil 4 an der Grundformel nichts geändert. Immer waren es Zombies, meistens war es Raccoon City, wenigstens aber Umbrella als Bösewichte. Natürlich kann man auch ein Spiel darüber machen, wie der Hausmeister der Polizeistation aus Raccoon City entkommen ist, aber das sind halt nicht zwangsläufig Ideen, die man umsetzen muss. Die Menge an Charakteren ist mittlerweile ziemlich groß und Capcom traut es sich schon fast garnicht in einem neuen Serienteil mal einen nicht auftreten zu lassen. Resident Evil ohne Leon? Wo kämen wir denn da hin? Und was ist mit den Chris-Fans?!

Ich hatte früher eine Menge Spaß mit den Resident Evil-Teilen und es sind ja auch jetzt keine an sich schlechten Spiele, wenn man sich eben darauf einstellt, dass es nichts mehr mit den originalen Teilen zu tun hat. Ich finde es sehr schade, dass die Resident Evil-Serie mehr in Richtung Action abgedriftet ist, und sich seiner Horror-Wurzeln nicht treu geblieben ist. Dass das gehen kann sieht man an der Silent Hill-Serie, deren aktuellster Ableger (Silent Hill: Downpour) mit sehr gut gefallen hat.