PS4 Review

Valiant Hearts: The great war auf Playstation 4

31.12.2017

Valiant Hearts The Great War ist ein story-getriebenes Spiel, in wunderschöner gezeichneter 2D-Optik. Das Spiel stellt eine Geschichte über Menschen rund um den ersten Weltkrieg in Frankreich dar. Zum Beginn des Spiels wird der erste Weltkrieg ausgerufen. Der aus Deutschland stammende Karl wohnt zu dieser Zeit bei seiner Frau und seinem Kind, zusammen mit ihrem Vater Emile auf dessen Hof und machen die Ernte. Allerdings werden alle Deutsche aus Frankreich abgeschoben, somit muss auch Karl das Land und damit seine Familie verlassen. Ebenso muss Emile zur Armee, sodass nur Marie und der Sohn Victor auf dem Hof übrig bleiben. Es folgen X Stunden an Story über vier Charaktere verteilt, ihr spielt sowohl den alten Emile, als auch Karl. Emile trifft den amerikanischen Freddie, der in der Fremdenlegion an der Seite Frankreichs in den Krieg zieht, und später die Studentin Anna, die ihren Vater sucht. Früh im Spiel trifft Emile auch auf einen deutschen Hund, der ihn dabei unterstützen wird die Rätsel des Spiels zu lüften.

Valiant Hearts stellt euch im Laufe seiner Handlung vor unzählige Rätsel, meistens bekommt ihr einen Auftrag von einem Oberst und braucht nun bestimmte Gegenstände um diesen Auftrag zu erledigen. Bspw. soll Anna, die Tiermedizin studiert, verwundete Soldaten heilen, braucht dazu aber Verbandszeug für den einen, Wasser für einen anderen und eine Krücke. Ihr durchstreift nun also mit Anna die 2D-Welt und sucht nach den Objekten, die euch das Weiterkommen ermöglichen sollen, findet dabei zuerst eine leere Wasserflasche. Jeder Charakter kann nur einen Gegenstand tragen, d.h. wenn ihr ein anderes Objekt zuerst braucht, müsst ihr den aktuellen fallen lassen. Ihr seht im Hintergrund einen Wasserturm und geht in das Zelt, nur um herauszufinden, dass aus dem Wasserturm kein Wasser kommt, wenn ihr an der Kette zieht. Irgendwann findet in Richtung des Wasserturms einen Durchgang, durch den ihr in die nächste Ebene gelangt und seht, dass das Rohr vom Wasserturm beschädigt ist. Ihr richtet das Rohr, durch einen gut platzierten Wurf von etwas Holz, was auf dem Boden liegt, und schon könnt ihr Wasser im Zelt zapfen.

Recht häufig im Spiel hebt ihr etwas auf, was geworfen werden kann. Darunter meistens Objekte, die ihr von einem Stapel oder Haufen holt, wie Holz, Kohle, Äpfel, Dynamit aber auch Granaten. Diese Objekte sind meistens unheimlich wichtig um eure Aufgabe zu schaffen oder weiter zu kommen, manchmal bedarf es ein paar gut platzierten Würfen um weiter zu kommen, oder den Bossgegner zu besiegen. Im Spiel habt ihr zu keiner Zeit eine echte Waffe. Ihr könnt eure Feinde im Graben oder außerhalb nicht mit Waffengewalt in die Knie zwingen, sondern macht das meistens durch Überlegung und durchs Lösen eines Rätsels. Meistens umgeht ihr die MG-Stellung zunächst um dann eine Granate in den Bunker zu werfen, o.Ä. Die Feinde laufen dann meistens schreiend davon, sodass die Anzahl der tatsächlich von euch getöteten recht überschaubar bleibt. Lediglich eine Sequenz, in der ihr in einem Mark-I Panzer fahrt, weist einen höheren Bodycount auf.

Valiant Hearts fühlt sich aber für mich nur bedingt wie ein richtiges Spiel an. Ich finde die Abwechslung richtig gut den Krieg mal nicht aus der Sicht eines eisernen Frontsoldaten zu sehen, sondern aus der Sicht eines Menschen mit Gesicht, jemand mit Skrupel, jemand, der eigentlich nichts mehr will als endlich wieder nach Hause zu dürfen. Die Story von Valiant Hearts ist umwerfend und magisch, sie zeigt historische Genauigkeit und bringt auch eine Menge Informationen mit, die ihr im Pausenmenü lesen könnt über den tatsächlichen Weltkrieg. Die eigentliche Story ist wohl frei erfunden. Ihr macht im Laufe des Spiels die Zeit im Krieg mit, beginnend von 1914 bis 1917, von den ersten Giftgas-Angriffen, bei denen die Soldaten noch keine Gasmasken hatten, bis hin zur Bombardierung ganzer Städte ist alles dabei. Und vieles davon lässt euch mitfühlen für die Charaktere und für die Nebenpersonen, denen ihr in den Städten helft.

Aber dennoch fühlt sich das Spiel wie immer wieder das Gleiche an. Ihr macht fast schon belanglose Aufgaben und müsst dafür von Pontius zu Pilatus. Einmal sollte ich als Karl eine deutsche Uniform, einen Helm und die Ausrüstung besorgen. Die Uniform zu bekommen war noch relativ einfach, für den Helm musste ich einen Schlüssel stehlen um durch eine verschlossene Tür zu gelangen und für die Ausrüstung musste ich eine Fahne hissen, die markierten Zahlen merken und einen Tresor öffnen. Die eigentlichen Aufgaben fühlen sich so unwahr an, so aufgeblasen, teilweise so abwegig. Dennoch lässt euch die Geschichte eben nicht los, und genau das ist es, was mich hat spielen lassen um das Ende zu sehen. Um zu sehen wo die Charaktere landen, wo die Story hingeht. Die Charaktere erleiden dabei Verwundungen, aber auch Triumphe.

Die Charaktere auf französischer Seite, also Anna, Freddie und Emile sind auf der Suche nach Personen, namentlich ihrem Vater, Baron von Dorf und Karl, der in der deutschen Armee kämpft. Nicht selten begegnen sie sich im ersten Teil des Spiels und nicht selten wünschen sie sich, dass ihnen nichts schlimmes passiert. Bspw. schreibt Karl in seinem Tagebuch, dass er erfahren hat, dass Emile verletzt wurde, und er hofft, dass er wieder gesund wird. Auch der gesamte Storystrang mit Marie, Karls Frau, und deren Briefe lässt mich immer wieder hoffen, dass die Charaktere wohl nach Hause zurückkehren können.

Jeder der Charaktere hat eine besondere Fähigkeit. Anna bspw. kann Soldaten helfen, Emile kann mit seiner Schaufel durch lockere Erde hindurch graben und Freddie kann mit seinem Schneider Stacheldrahtzaun aufmachen. Das Spiel gibt euch immer den richtigen Charakter für die richtige Situation, ein manuelles Wechsel ist also nicht mehr nötig. Außerdem könnt ihr eurem Hund Befehle geben, beispielsweise ein Objekt für euch zu holen, durch einen Spalt, durch den eben nur der Hund kommt, oder in die Hintergrundebene zu gehen und dort Objekte zu holen. Weiter könnt ihr mit eurem Hund Wachen ablenken und euch so von hinten an sie heranschleichen und erschlagen. Apropos schleichen - im Spiel gibt es auch Stellen an denen ihr nicht entdeckt werden dürft - dann versteckt ihr euch hinter Büschen und seid für die patroillierenden Wachen somit unsichtbar. Ihr müsst dann nur auf den richtigen Moment warten um weiter zu gehen.

Ab und an im Spiel dürft ihr einem Perspektivwechsel beiwohnen. Nicht nur, springt ihr ständig hin und her, weil Karl mal gefangen genommen wird von der französischen Armee, oder die Französen mit Emile und Freddie vorrücken, sondern auch könnt ihr ab und an Anna in ihrem Taxi steuern, wie sie den Deutschen entkommt, oder einfach zur nächsten Stadt fährt, wo die Charaktere weitere Hinweise auf von Dorf erwarten. Diese Taxi-Sequenzen sind dabei immernoch quasi 2D gestaltet, aber ihr fahrt über eine Art Walze und werdet gewarnt, wenn vor euch Hindernisse auftauchen. Diese Stellen sind ziemlich cool, besonders durch den gelungenen Soundtrack aus alten klassischen Stücken, die abgespielt werden. Im Rhythmus der Musik passiert etwas, entweder fallen Bomben, oder tauchen Hindernisse auf. Das Ganze ist eigentlich ziemlich cool und locker da Geschehen dann doch etwas auf.

Valiant Hearts muss eine schwere Gratwanderung hinlegen - einerseits sollen die Charaktere stark genug sein um die vor Ihnen liegenden Aufgaben zu meistern, andererseits sollen sie schwach genug dargestellt werden, um eben nicht wie in Call of Duty einfach mal ins MG-Feuer rennen zu können. Die Gratwanderung ist dem Spiel leider nicht ganz gelungen. Ihr sterbt zwar relativ schnell in normalen Gameplay, wenn eine Bombe auf euch drauffällt, oder ihr Giftgas hineinlauft, aber in den Zwischensequenzen scheinen die Menschen quasi alles zu überstehen und können danach direkt weitermachen.

Grafisch wirkt das Spiel wie aus einem Guss. Die Umgebungen sind liebevoll gezeichnet, die Charaktere sind sehr schön, alles ist so surreal und teilweise überzeichnet dargestellt und dennoch lässt es euch um das Leben der Charaktere fürchten, es lässt euch aufhorchen, wenn ein Charakter getroffen wurde. Die Musik ist ebenfalls sehr gut, besonders in den Taxi-Sequenzen gefällt mir die klassiche Musik sehr gut. Die Hintergrundsounds in den Gräben sind ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Ein interessanter Punkt des Spiels ist, dass jeder Charakter den ihr trefft seine eigene Sprache spricht. Im schlimmsten Fall versteht ihr also garnichts. Die Charaktere sind auch bewusst nicht untertitelt, weil alles, was ihr tun sollt in einer Sprechblase als Symbol dargestellt ist. Das fügt dem Ganzen aber nochmal einen surrealen Touch hinzu. Aber klar, dass im Weltkrieg jeder seine Sprache spricht - die Franzosen fangen nicht an Deutsch zu sprechen.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 31.12.2017
Fazit:
Valiant Hearts ist ein sehr sehr gutes story-getriebenes Spiel. Das Setting des ersten Weltkriegs ist mit viel Liebe umgesetzt, es gibt euch historische Fakten, und stellt die Schrecken des Krieges dar. Die Handlung eurer Charaktere ist glaubwürdig. Grafisch ist Valiant Hearts sehr schön und wirkt wie aus einer Feder. Die Umgebungen sind detailliert. Die Rätsel lassen zwar etwas zu wünschen übrig und werden auch eintönig zum Ende des Spiels hin, aber denoch macht Valiant Hearts eine Menge Spaß über die 6 Stunden hinweg, die ich in das Spiel investiert habe, weil ich einfach unbedingt das Ende sehen wollte. Valiant Hearts ist nur zu empfehlen für alle Fans von story-getriebenen Spielen, die eine rührende Geschichte im ersten Weltkrieg erleben wollen. Die recht einfachen Suchrätsel sollten euch nicht weiter stören.