Windows Review

Styx: Master of Shadows auf Windows

29.05.2016

Styx Master of Shadows wird auf Steam als Schleichspiel mit RPG-Elementen beworben. Meiner Ansicht nach stimmt das aber überhaupt nicht - ja, das Spiel ist ein Schleichspiel, das Spiel setzt sehr stark auf Stealth und dem Konzept, dass ihr euch versteckt und nicht entdeckt werdet. Aber RPG-Elemente habe ich nun gar nicht in dem Spiel gefunden. Es gibt kein Leveling-System, es gibt zwar eine größere zusammenhängende Story, aber die Spielwelt ist recht klein, ist nicht OpenWorld. Es gibt zwar Fähigkeiten, die ihr mit Fähigkeitspunkten freischaltet, aber das reicht meiner Ansicht nach noch nicht aus, um RPG-Elemente anzupreisen, denn dazu fehlt mir einfach das Leveling-System.

Styx Master of Shadows, beginnt direkt mit einem Stilbruch. Die erste Sequenz, wo Styx befragt wird, ist vollständig in in-Spiel-Grafik gehalten, alle späteren sind eher comicartig gezeichnete Zwischensequenzen. Warum dieser Stilbruch überhaupt im Spiel ist, kann ich nicht sagen, vielleicht wurde die Intro-Sequenz einfach übersehen. Es wird viel vom Weltenbaum (World-tree) erzählt, von Goldharz (Amber). Dann erhaltet ihr irgendwann Kontrolle über euren Charakter, ihr wacht irgendwo im nirgendwo auf. Offenbar im Atrium, was eine Art Turm im Spiel darstellt - oder vielleicht sogar eine Stadt? Als erstes müsst ihr euch aufmachen und euren Dolch suchen. Den Dolch werdet ihr brauchen um Gegner auszuschalten, und euch gegen Gegner zur Wehr zu setzen. Auf dem Weg zum Dolch lernt ihr die ersten Spielmechaniken, die euch die restlichen 20 Stunden des Spiels begleiten werden - ja so lange habe ich tatsächlich für das Spiel gebraucht (auf dem zweiten von vier Schwierigkeitsgraden).

Nicht nur ist das Spiel hinreichend anspruchsvoll, was das Schleichen anbelangt, sondern das Spiel bietet euch noch extra Ansporn, indem es euch am Ende einer Mission extra Punkte vergibt, wenn ihr nicht entdeckt worden seid, wenn ihr keine Gegner getötet habt, oder ihr eine bestimmte Zeit unterbieten konntet. Solltet ihr einmal entdeckt werden, könnt ihr meistens ohnehin neu laden, weil die Gegner recht stark sind, und ein echtes Kampfsystem im Spiel quasi nicht existierst. Ihr müsst die Angriffe der Gegner parieren, d.h. im richtigen Moment auf X drücken, um den Angriff des Gegners abzuwehren. Macht ihr das dreimal, bringt ihr den Gegner aus dem Rhythmus und könnt ihn durch einen Dolchangriff töten. Das ist umständlich und erfordert genaue Präzision, damit ihr die Angriffe des Feindes tatsächlich pariert. Außerdem können natürlich alle außen herumstehenden Wachen euch mit Messer und Armbrüsten beschießen, dann habt ihr eh nicht mehr viel zu lachen. Weglaufen ist meist auch keine Alternative, weil das Spiel einen Gegner anvisiert, wenn er nah genug an euch dran steht.

Sehen euch die Gegner schlagen sie nicht sofort Alarm, es sei denn ihr seid hell erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Steht ihr im Dunkeln, und ein Gegner steht nicht allzu weit von euch entfernt, sieht er euch trotzdem. Aber zunächst vermutet er nur, etwas gesehen zu haben, was durch ein gelbes Symbol über seinem Kopf angedeutet wird. Füllt sich die Anzeige über seinem Kopf, sieht er euch immer noch; ist sie komplett gefüllt, wird sie orange, d.h. er hat etwas gesehen und sucht jetzt nach euch. Dabei läuft er genau zu der Stelle an der er meint euch gesehen zu haben. Wenn er euch nicht findet, dreht er wieder um und setzt seine Patrouille fort. Findet er euch, wird das Symbol rot, und er schlägt Alarm und greift euch an. Genau das wollt ihr eigentlich vermeiden, weil ihr euch dank dem sehr rudimentären Kampfsystems kaum gegen einen Gegner durchsetzen könnt, geschweide denn gegen mehrere.

Es macht daher durchaus Sinn die Umgebung etwas zu betrachten und sich mögliche Wege durch Räume vorab zu suchen. Meist ist der Weg nach oben durchaus geeignet um die meisten Gegner zu umgehen. Wenn das nicht möglich ist, macht es Sinn die Routen der Feinde zu betrachten. Außerdem könnt ihr Gegner beeinflussen, bspw. in dem ihr euch kurz blicken lasst, sodass sie im gelben Zustand wie angewurzelt stehen bleiben und in eure generelle Richtung starren. So könnt ihr Wachen beeinflussen ihre Synchronität zu anderen Wachen aufzugeben, und schon habt ihr beide Wachen, die im Kreis laufen, auf einer Seite des Kreises. Sollte auch das nicht helfen, könnt ihr immer noch eine Reihenfolge festlegen, von den Gegnern, die ihr umnieten werdet. Dann schleicht euch von hinten an, während die Wache von keiner anderen gesehen wird. Ihr habt dann die Wahl, die Wache zu bestehlen um einen Trank oder Wurfmesser zu bekommen, wenn die Wache so etwas bei sich trägt, die Wache zu töten oder sie leise zu töten. Ihr solltet die Wache immer leise töten, denn quasi jede Wache in der Umgebung hört das, wenn ihr eine Wache lautstark umbringt. Auch das Genickbrechen beim leisen Töten wird von nahen Wachen gehört. Das leise töten dauert aber eine Sekunden, d.h. ihr solltet auch sicherstellen, dass euch in einigen Sekunden keine Wache sehen wird.

Sorgt auch dafür, dass die Körper nicht gefunden werden, weil die die Gegner sofort in den orangenen Zustand bringt, und veranlasst nach euch zu suchen. Ihr könnt euch zwar in Truhen, Schränken und Vasen verstecken, allerdings suchen die Gegner auch dort. Auch unter Tischen seid ihr nicht sicher, wenn ein Gegner euch dort vermutet, seid ihr dran. Ihr könnt aber auch irgendwas auf Gegner fallen lassen, wie Kronleuchter oder Kisten, die an Kränen hängen. Dazu geht ihr zum Ende der Kette des Kronleuchters, die meist irgendwo an einem Geländer festgemacht ist, oder besteigt den Kran. Dann wartet ihr, bis ein Gegner unter dem Kronleuchter bzw. der Kiste steht, um den Gegner damit zu erschlagen. Auch könnt ihr das Essen der Wachen vergiften, indem Styx hineinspuckt. Dann wird jeder Gegner, der davon isst, nach einer kurzen Weile umfallen und für euch keine Gefahr mehr darstellen. Dennoch solltet ihr dafür sorgen, dass die Gegner keine Leichen finden - bei heruntergeworfenen Kronleuchtern mag das weniger wichtig sein, bei vergiftetem Essen, solltet ihr die Leichen aber schon in Kisten oder Schränke stopfen.

Der Geschichte des Spiels ist für mich absolut undurchsichtig und ich konnte ihr nicht wirklich folgen. Mag daran liegen, dass ich zu großen Teilen nicht darauf geachtet habe, aber auch daran, dass die Untertitel bei 1080p-Auflösung extrem klein sind. Eine Sprachausgabe existiert nur in Englisch, die Untertitel lassen sich aber auf Deutsch schalten. Irgendwie gibt es verschiedene Gegner und Leute, Querberus, der das Atrium geplant hat, oder Bariman, der der Anführer der Menschen ist, aber diese gesamte Welt ist unglaublich schlecht motiviert. Ich hätte mir gewünscht als erstes eine Übersicht zu erhalten, wer wer ist und warum. Wir haben es hier mit einem Spiel zu tun, in denen Orks und Elfen an der Tagesordnung sind, aber Goblins existieren wohl nicht - wie die Wachen mehrmals im Spiel auf humorvolle Art und Weise deutlich machen. Warum? Was genau will Styx vom Weltenbaum? Die Drehungen und Wendungen der Geschichte waren für mich größtenteils unvorhergesehen, aber auch nicht nach zu vollziehen.

Neben eurem Dolch könnt ihr mit der Energie von Goldharz aber auch noch weitere Fähigkeiten ausführen. Bspw. könnt ihr einen Klon erzeugen, der für euch bestimmte Aktionen ausführt. Ihr könnt den Klon übernehmen und unter Türen entlangkriechen um den Mechanismus auf der anderen Seite in Gang zu setzen, oder Gegner behindern. Außerdem könnt ihr den Amber-Blick anschalten, womit interaktive Elemente hervorgehoben werden, bspw. Vorsprünge wo ihr nach oben klettern könnt. Außerdem findet ihr ab und an Symbole auf den Wänden, die euch in Richtung eines Verstecks von Tränken oder Ähnlichem weißen. Generell ist diese Fähigkeit sehr zu begrüßen, wenn ihr Räume erkundet. Als drittes und letztes könnt ihr euch unsichtbar machen. Das geht aber nur eine bestimmte Zeit lang, und kostet euch eine Menge Amber. Außerdem könnt ihr die Fähigkeiten mit euren Fähigkeitspunkten im Versteck erweitern und verbessern, sodass ihr bspw. eure Unsichtbarkeit-Zeit nicht verbraucht, wenn ihr stehen bleibt.

Im Versteck könnt ihr auch bereits abgeschlossene Missionen erneut spielen oder euch mit Tränken und Wurfmessern ausstatten. Es gibt Lebens- und Goldharz-Tränke, die die jeweilige Energie wieder auffüllen. Lebenstränke braucht ihr aber eigentlich nicht, wenn ihr ohnehin von Gegnern nicht gefunden werden wollt. Dann müsst ihr nur aufpassen, dass ihr nicht tief stürzt, weil euch das ebenfalls Lebensenergie abzieht. Um nicht gesehen zu werden lohnt es sich auch mit Sand die Fakeln in der Umgebung auszumachen, oder mit Wurfmessern Gegner auszuschalten, an die ihr sonst nicht herankommen würdet. Stellt vorher aber sicher, dass euch niemand dabei sieht, und auch niemand die Leiche sieht. Manche Gegner könnt ihr auch von der Brücke ins Nichts schubsen oder den Körper ins Nichts werfen.

Es gibt eine Reihe von Gegnern im Spiel, zum einen hätten wir da Menschen, mit verschiedenen Klamotten oder Ausrüstungen. Die Menschen sollten euch nicht sehen, dann ist quasi alles im grünen Bereich. Die meisten Menschen könnt ihr von hinten oder mit Wurfmessern ausschalten. Achtet darauf, dass die Gegner keinen Helm haben, dann wären Wurfmesser nämlich sinnlos, und wenn sie stark gepanzert sind, werdet ihr die Gegner ohnehin nicht ausschalten können. Dann gibt es Spinnen-Viehcher, die zwar quasi blind sind, aber verdammt gut hören können, tretet ihr also gegen einen Stein oder einen Putzeimer, hören die das, und ihr seid schon so gut wie erledigt, wenn ihr nicht schnell und leise von dort verschwinden könnt. Weiter gibt es Orks, die euch sofort erledigen können, aber meistens schlafen die, seid ihr also leise, dürfte euch nichts passieren. Die Elfen, die ihr erst sehr spät kennenlernt, spüren euch sogar, d.h. vorbeischleichen funktioniert nicht mehr, indem ihr einfach nicht gesehen werdet, da die Elfen euch auch dann wahrnehmen, wenn ihr nur in der Nähe seid. Neben den Klonen des Endgegners und einigen kleineren Fallen wären das quasi alle eure Feinde.

Grafisch wirkt das Spiel etwas altbacken, vor allem die Animationen, die selten mit dem übereinstimmen, was wirklich passiert. Die Zwischensequenzen wirken etwas unmotiviert, vor allem, wenn sie in in-Spiel-Grafik gehalten sind. Den gezeichneten Zwischensequenzen fiel es mir schwer zu folgen, vor allem, weil sie die Charaktere so ähneln und keiner wirklich motiviert wurde oder uns keiner wirklich vorgestellt wurde. Die Gesichtsanimationen wirken sehr altbacken, und generell sehen die Charaktere aus der Nähe recht undetailliert aus. Die Texturen sind okay, könnten aber eine höhere Auflösung durchaus vertragen. Im Spiel gibt es recht wenige Grafikeffekte, außer eine Vignette am Bildschirmrand, wenn ihr im Dunklen steht, ist da fast nichts. Die Beleuchtung ist sehr schön und das Spiel wirkt wie aus einem Guss. Leider stören die Animationen dabei etwas und die nichtssagende Kameraführung in den Zwischensequenzen. Die Framerate ist recht stabil, wenn es auch hier und da auf meinem Setup zu Rucklern und Framerateeinbrüchen kommt. Das Spiel ist dennoch sehr gut auf hohen Einstellungen spielbar. Die Hintergrundmusik ist nett, und die englische Synchronisation ist in Ordnung, wenn ich auch mehrere Sätze öfter gehört habe. Hinzu kommen die üblichen Probleme mit Licht, Schatten und Sichtbarkeit, die einige Vertreter aus dem Schleichspiel-Genre plagt, weil die wenigsten Spiele es schaffen die Illusion der Konsistenz der Sichtbarkeit akkurat darzustellen.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 29.05.2016
Fazit:
Styx Master of Shadows ist ein zweischneidiges Schwert. Sicherlich hat mir das Spiel 20 Stunden lang durchaus Spaß gemacht, wenn ich auch nach jedem Raum gespeichert habe, um direkt neu laden zu können, wenn ihr entdeckt worden bin. Dennoch fallen einige technische und spielerische Mängel auf. Das verkrüppelte Kampfsystem ist da, damit ihr zum schleichen gezwungen werdet, verhindert aber effektiv, dass ihr Fehler wieder ausmerzen könnt. Das Springen und Klettern funktioniert meistens recht gut, achtet aber darauf, dass ihr Richtungstasten drücken müsst, wie die Kamera euch die anzeigt, d.h. wollt ihr von einem Vorsprung vom links daneben springen, richtet die Kamera ordentlich aus! Einige Animationen wirken abgehackt und die Charaktere sehen nicht wirklich schön aus. Dennoch macht das Spiel auf mich einen guten Gesamteindruck, mit einer unglaublich langen Kampagne. Dafür seht ihr quasi ab der Hälfte des Spiels kaum neue Areale, weil die Alten wieder benutzt werden. Durch die zusätzlichen Ziele, Nebenmissionen, versteckten Artefakte und Medaillen entsteht aber eine Langzeitmotivation, die euch einige Zeit an das Spiel fesseln wird. Zu keinem Zeitpunkt hat mich das Spiel so sehr genervt, dass ich den Kontroller weglegen wollte, auch wenn ich die Story etwas langatmig finde. Dennoch ist das Spiel für Schleichspielfans durchaus einen Blick wert.