Review des post-apokalyptischen Shooters

Metro: Last Light auf PS3

13.04.2020

Last Light ist der Nachfolger von Metro 2033 und setzt offenbar direkt im Anschluss an den Erstling an. Direkt nachdem ihr in D6 eine Rakete gestartet habt, um die im Deutschen als "Schwarze" bezeichneten Wesen zu vernichten, die sehr viel Leid und Verderben in die Metro bringen. Ihr startet in der D6 und erhaltet die Information, dass offenbar einer überlebt hat. Ihr zieht los um ihn zu finden und zu erledigen.

Vorab: Ich habe Metro 2033 bislang noch nicht gespielt, daher kann ich keine Aussagen über den Erstling machen, und weiß daher auch nicht direkt wie ähnlich sich die Spiele sind. Das gibt mir aber auch die Möglichkeit Last Light als eigenständiges Spiel zu sehen und zu bewerten.

Atmospährisch dicht

Metro Last Light spielt in einem Universum, als der kalte Krieg warm wurde und Moskau mit Atomraketen in den nuklearen Winter gestürzt wurde. Das Moskauer Metro-System wurde tatsächlich auch als Unterschlupf für de Bevölkerung gebaut im Falle eines Atomkriegs. Nun sind 20 Jahre vergangen und das Leben im Untergrund ist immer noch nicht einfach, hat sich aber im Großen und Ganzen eingeschwungen. Es haben sich Fraktionen in der Metro gebildet, so gibt es die Faschisten, die Hanse, die rote Linie (eine Gruppe von Kommunisten) und den Orden, neben einigen anderen Vereinigungen, Siedlungen und Flüchtenden, die ihr im Laufe des Spiels treffen werdet.

Das Spiel ist hier so unheimlich dicht. Die gesamte Spielwelt fühlt sich an wie ein zusammenhängendes Gebilde. Von den überfluteten Tunneln, den insekten- und mutantenbefallenden Umgebungen, bis hin zur Oberfläche an die ihr nur mit einer Gasmaske gehen solltet, weil die Luft dort oben giftig geworden ist. Oftmals seid ihr allein unterwegs und dann macht sich auch das Gefühl breit auf euch allein gestellt zu sein. Ihr seid eben nicht der Superheld, wie er in Battlefield dargestellt wird. Vielmehr wird euch die Story durch eine Menge Hinterhalte, Verrat aber auch Wiedersehen führen.

Ich finde es wirklich gut, wie das Spiel die Charaktere aufbaut und einführt, wenn ihr sie zum ersten Mal trefft. Bspw. werdet ihr Pawel kennenlernen, der ein Kämpfer der roten Linie ist, der aber ebenfalls vom Reich, den Faschisten, festgenommen und als Geisel genommen wird. Ihr versucht zusammen den Ausbruch, und er wird euch später zur roten Linie bringen. Dort lernt ihr deren Anführer kennen. Von da aus geht es wieder allein weiter. Erst später werden Hintergründe klarer und Zusammenhänge bekannt, was die kennengelernten Charaktere zusammenführt.

Grafisch wunderbar detailliert

Was direkt auffällt: In der Metro sieht das Spiel wunderbar detailliert aus. Zwar gibt es an einigen Stellen Probleme mit Z-Fighting, aber dennoch ist die Grafik hinter unten sehr dunkel, sehr düster, was die Beleuchtung umso eindrucksvoller macht. Die Texturen sind hinreichend scharf, und die Umgebungen sehr detailreich dargestellt. Einzig Animationen von Charakteren sind etwas abgehackt oder wirken seltsam. Außerdem finde ich, dass das Sichtfeld deutlich zu klein ist, und die Waffenmodelle zur groß sind. Ich weiß, dass ein kleines Sichtfeld eher dazu führt, dass man sich nicht als Superheld fühlt, sondern nur wenig sehen kann und deshalb deutlich mehr Acht gibt, dennoch finde ich ein größeres Sichtfeld hätte drin sein dürfen. Ruckler gibt es im Spiel eigentlich nicht, außer in der allerletzten Mission. Für PS3-Verhältnisse eine sehr gute Grafik und eine sehr gute Performance.

Der Großteil des Spiels ist von einem leichten Soundtrack begleitet, der euch ebenso führt, wie es das meist schlauchartige Leveldesign macht. Außer die Kampfmusik ist mir zwar nichts mehr im Ohr geblieben, aber dennoch ist der Soundtrack sehr passend, sehr untermalend und unterstreichend und ist aus dem Spiel eigentlich nicht wegzudenken. Die gesprochenen Dialoge in der deutschen Synchronisation sind alle mit einem russischen Akzent eingesprochen. Leider fehlt oftmals Betonung, sehr oft wirken die Gespräche hölzern, ohne Emotionen, unrealistisch. Dafür sind die Waffensounds stark und gut, und die Umgebungsgeräusche setzen Atmosphäre.

Gameplay

In Metro Last Light erkundet ihr die Metro und auch einige überirdische Regionen. Immer mit dem Gefühl, dass direkt hinter der nächsten Ecke etwas auf euch wartet. Um mit den meisten Situationen klar zu kommen, habt ihr bis zu drei Waffen bei euch. Die Waffenauswahl in Metro ist recht groß und recht ausgeklügelt. Bspw. gibt es eine Trommel-Schrotflinte, bei der ihr die Patronen an der Außenseite befestigt, oder die Bastard, eine kleine MP, bei der ihr das Magazin sichtbar vor euch habt und immer sehen könnt, wie viele Patronen ihr noch habt. Ich habe auf dem zweiten von drei Schwierigkeitsgraden (abgesehen vom Ranger-Modus) gespielt und hatte keine größeren Probleme mit der Munition; ich habe aber wirklich in jede Ecke des Spiels geschaut und auch einige Male genügend Munition bei einem der Händler im Spiel gekauft, wenn wir denn mal wieder bei einem waren.

Das Gameplay in den Tunnels oder an der Oberfläche wird einige Male dadurch unterbrochen, dass wir eine Siedlung finden, die uns neue Waffen oder Munition verkauft. Das ist ziemlich gut, allerdings hätte ich mir gewünscht, dass das häufiger passiert, oder ich zurück gehen kann. Bezahlt wird in der Metro mit Militärmunition. Die ist offenbar so wertvoll, dass man sie als Währung einsetzen kann. Ihr könnt euch aber auch dafür entscheiden, euer Geld in eure Waffen zu stopfen und sie zu verschießen. Die Militärmunition hat einen höheren Schaden, aber ich habe mich nie in der Situation befunden, dass ich das machen müsste. Dennoch finde ich auch das ein Zeichen dafür, wie die Atmosphäre ist, denn das Geld in der Metro hat für den Bewohner noch einen Wert, weil er sie zur Not in seine Waffe stecken kann um sich zu verteidigen.

Die Welt ist nicht offen, sondern sehr schlauchig, manchmal schließt hinter euch eine Tür, sodass ihr einfach nicht wieder zurück kommt. Wenn ihr im vorigen Areal etwas vergessen habt, müsst ihr wohl oder übel das Kapitel neu starten. Die Kapitel sind aber nicht allzu lang, besonders, wenn man das Spiel bereits gespielt hat. Die Umgebungen laden zum Erkunden ein, was ihr auch häufiger tun solltet, weil ihr nur so Munition und neue Waffen findet. Außer neuer Ausrüstung und den Tagebuchseiten von Artjom gibt es aber nichts zu entdecken, weil das Spiel nicht über ein Inventar verfügt und auch nicht über ein Crafting-System.

Die Waffen der Gegner könnt ihr aufheben. Einige der Gegnerwaffen haben bereits Verbesserungen angebracht, so könnt ihr bspw. die Kalash finden mit Zielfernrohren oder Schalldämpfern. Allerdings lasst ihr dann eure aktuelle Waffe an der Stelle liegen. Ihr solltet euch also überlegen, ob ihr beim Händler eure Waffe aufrüstet um sie später irgendwo abzulegen, weil euch vielleicht die Munition ausgegangen ist. An Munition gibt es 6 verschiedene Typen - Schrotmunition, Pistolen-, MP/MG, Armbrust-Pfeile, selbst gebaute runde Kugeln und Scharfschützen-Munition. Ich empfehle euch eure drei Waffen aus je einer unterschiedlichen Kategorie zu wählen. So habt ihr immer am meisten benutzbare Munition dabei.

Neben euren Waffen stehen euch noch Sekundärwaffen und Medikits, eine Taschenlampe und euer Feuerzeug und später ein Nachtsichtgerät zur Verfügung. Auch hier zeigt sich, dass die Spielwelt es auf euch abgesehen hat, indem ihr eure Batterie für das Nachtsichtgerät oder die Lampe ständig nachladen müsst. Dafür müsst ihr über L2+D-Pad links euren Auflader rausholen und mit R1 einige Male pumpen, bis euer Akku wieder voll ist. Diese Systeme gibt es einige Male im Spiel, bspw. auch beim ständigen Wechseln von Gasmasken-Filtern an der Oberfläche oder bei bestimmten Waffen, die mit Druckluft funktionieren. Ich finde diese Systeme zwar manchmal etwas nervig, aber sie passen sich sehr gut in die sonst auch sehr düstere und feindliche Welt von Metro Last Light.

Schleichen oder Ballern - das ist hier die Frage!

In den Leveln in der Metro könnt ihr meist um die Gegner herum schleichen oder sie einzeln im Nahkampf leise ausschalten. Dabei habt ihr die Wahl zwischen niederschlagen oder niederstechen (töten). Durchsucht die toten Gegner immer nach Munition, sonst geht die euch schneller aus als ihr Oktyabrskaya sagen könnt. Außerdem macht es Sinn, die Gegner leise umzulegen, weil alarmierte Gegner natürlich Verstärkung rufen, die ihr ebenfalls erledigen müsst. Werdet ihr entdeckt, müsst ihr die Begegnung zu Ende kämpfen. Im nächsten Raum allerdings wissen die Gegner nichts davon, und ihr habt die nächste Chance an den Gegnern vorbei zu kommen ohne die Aufmerksamkeit auf euch zu ziehen. Einzig eine Soundmarke weißt darauf hin, dass ihr gesehen werdet, leider gibt es keine visuelle Indikation. Allerdings erhaltet ihr einen visuellen Hinweis darauf, dass ihr sichtbar seid auf eurer Uhr, wo ein blaues Licht erscheint, wenn ihr im Licht steht.

Meistens sind genügend Schatten für das Herumschleichen vorhanden, sodass es kein größeres Problem für euch darstellen dürfte einfach an den meisten Gegnern herum zu kommen oder sie einzeln zu erledigen. Einige der Gegner sagen sogar, dass man sie gerade umlegen könnte, und es wahrscheinlich keinen interessieren dürfte. Sind doch mal nicht genügend Schatten vorhanden, könnt ihr natürlich neue Erzeugen, indem ihr Lichter ungesehen ausschaltet, Generatoren sabotiert, oder direkt den Lichtschalter für den gesamten Raum betätigt. Aber Obacht! Die Gegner werden versuchen den Schaltschrank erneut zu betätigen und somit das Licht wieder anzuschalten. Stellt sicher, dass ihr dann nicht gerade mit heruntergelassener Hose erwischt werdet.

Alternativ könnt ihr auch einfach auf alles ballern, was sich bewegt. Das macht auch eine Menge Spaß, verbraucht aber Munition und hat das Potential euch unter die Erde zu bringen. Seid ihr einmal knapp davor, solltet ihr überlegen ein Medikit einzusetzen. Die sind relativ häufig in der Metro zu finden, ebenso wie sekundäre Bewaffnung, wie Granaten, Brandgranaten oder Wurfmesser. Ich war deutlich zu konservativ mit meinem Medikits als ich hätte sein müssen. Ihr könnt allerdings auch nur 5 Stück davon mitführen.

Ich persönlich finde das herumschleichen in Metro Last Light deutlich angenehmer und habe zunächst oft versucht an den Gegnern vorbei zu schleichen oder sie alle leise auszuschalten. Das ist mir jedoch oft einfach nicht gelungen, sodass ihr die restlichen Feinde dann doch einfach mit roher Waffengewalt besiegen musste. Achtet beim Schleichen darauf eure Taschenlampe auszuschalten!

Überirdische Umgebungen

Anders als die unterirdischen Metro-Level fand ich die überirdischen Umgebungen relativ hässlich. Oft irgendwie grau gehalten, manchmal mit grüner 2D-Flora, die euch effektiv die Sicht versperrt. An der Oberfläche warten keine menschlichen Feinde auf euch, sondern lediglich Mutanten, die euch gern alle Innereien raus reisen würden, und das auch einige Male schaffen werden (jedenfalls bei mir). An der Oberfläche hilft nur weglaufen oder rohe Gewalt um die Gegner, oder einige davon, loszuwerden.

Beeindruckend finde ich die verschiedenen Wetterlagen im Spiel, manchmal ändert sich das Wetter bspw. wenn ihr in einem Gebäude seid und das erkundet. Vorher hatte es geregnet, jetzt scheint die Abendsonne. Auch der Wechsel zur Nacht in einer Mission finde ich beeindruckend, weil es die gesamte Umgebung im vernichteten, überwucherte Moskau in ein anderes Licht hüllt. Die zerstörten Gebäude sind sehr detailliert, bspw. werdet ihr später den Kreml sehen, der wunderbar modelliert ist und sehr detailliert dargestellt wird.

Insgesamt verliert Metro seine Atmosphäre an der Oberfläche nicht. Immer noch ist die Welt gegen euch, allerdings diesmal eben die Umwelt selbst, und die Mutanten, keine menschlichen Widersacher. An der Oberfläche müsst ihr wegen der giftigen Luft eine Gasmaske tragen, deren Filter ihr nach einiger Zeit wechseln müsst. Eure Uhr zeigt euch die restliche Zeit mit diesem Filter an und piept bei einer Minute. Zwar finde ich, dass ihr relativ häufig Filter wechseln müsst, finde dass das aber dennoch ein gelungener Teil von Metro ist, der die Atmosphäre sehr gut aufrecht erhält. Außerdem solltet ihr darauf achten, dass eure Gasmaske nicht zerspringt, weil ihr dann natürlich der giftigen Luft ungeschützt ausgeliefert seid und sterbt.

Die späteren Kapitel (Spoiler)

Später im Spiel findet ihr den Dark One, freundet euch aber mit ihm an. Er zeigt euch seine Geschichte, die Geschichte seines Volkes, seiner Familie. Ähnlich wie ihr, hat er auch seine Familie durch einen Raketenangriff verloren. Während Moskau von einer Atomrakete getroffen wurde, bei der die Menschheit sich in die Metro zurückziehen musste, wurden die Dark Ones von euch vernichtet, als ihr in D6 eine Rakete auf sie los gelassen habt. Der Dark One zeigt euch, wie er das empfunden hat und später auch die Geschichten von einigen der Bewohner Moskaus als die Atomrakete in Moskau eingeschlagen ist.

Ich finde das ist ein starker Teil der Geschichte und es World-Building von Metro, weil es zeigt, dass eure Aktionen Konsequenzen haben, dass es mehr als die Menschen in der Post-Apokalypse gibt. Während die Metro sich für einen Krieg bereitmacht, bei dem alle Menschen sterben werden, gibt es noch die Dark Ones, jedenfalls einen von ihnen, der seine Geschichte mit euch teilen wird.

Versteckte Systeme (Spoiler)

Metro Last Light ist nicht immer offen und ehrlich, was seine Systeme anbelangt. Bspw. habe ich gerade im Wiki gelesen, dass es ein Moralsystem in Metro Last Light gibt, was mir das Spiel nie verraten hat. Klar, ich konnte an einigen Stellen wählen, ob ich jemanden töte oder rette bzw. verschone, aber mehr war mir nicht bewusst. Offenbar gibt es einige Stellen, bei denen ihr gute Punkte oder auch böse Punkte sammeln könnt. Das Ganze hat dann Einfluss darauf, welches Ende ihr erhaltet.

Die Gegner

Die Gegner an der Oberfläche sind ausschließlich Mutanten, von denen wir einige haben. Die als Schrimps bezeichneten Wesen leben im Wasser und greifen euch mit Säure an. Dann gibt es größere Mutanten, die ähnlich die das Pokemon Sichlor zwei stärkere Arme hat, die es als Schild benutzen kann um seine empfindlicheren Körperstellen zu schützen. Weiter gibt es zwei Arten von affenähnlichen Mutanten, die sich an Wänden festhalten können. In der Metro lauern dann noch einige Spinnen auf euch, die sehr lichtempfindlich sind, und nur am Bauch verletzbar sind, den sie euch aber auch nur dann zeigen, wenn ihr sie bereits in Licht gehüllt habt. Die Umgebungen, wo diese Gegner auftauchen sind grundsätzlich in Spinnennetze eingehüllt und voll mit Menschen, die sich nicht gegen diese Gegner durchsetzen konnten.

Ansonsten gibt es im Untergrund noch menschliche Feinde der verschiedenen Fraktionen. Die Gegner-KI ist nicht dumm, aber ich finde auch nicht sonderlich intelligent. Außer Deckung zu suchen machen die Feinde quasi nichts, was ich sehr schade finde. Auch beim Schleichen scheinen die Gegner nicht sonderlich intelligent zu sein, so gehen die Feinde absichtlich in die pure Dunkelheit, wahrscheinlich um von mir ermordet zu werden. Im dunklen sehen die Gegner quasi gar nichts. Einige der Feinde haben eine Taschenlampe am Helm und sind damit besonders gefährlich für euch. Nicht nur, dass diese Feinde im Kampf blenden können (aber auch auf sich aufmerksam machen), sondern sie können euch auch erleuchten, wenn ihr eigentlich im Schatten unterwegs sein wolltet. Weiter gibt es noch die etwas stärker gepanzerten Feinde. Keiner der Feinde fühlt sich wie ein Bullet-Sponge an, alle sind nach einigen Treffern umgefallen.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 13.04.2020
Fazit:
Insgesamt wirkt Metro Last Light atmosphärisch sehr dicht, sehr beengt und auch sehr feindlich. Die gesamten Spielmechaniken sind darauf ausgerichtet, euch klein und verletzlich und die Spielwelt als feindlich darzustellen. Es steckt in Metro Last Light ein sehr tiefgründiger Egoshooter mit guter und packender Story und gut dargestellten Charakteren. Metro Last Light kann ich jedem empfehlen, der auch mal ein paar gespenstige Kapitel durchstehen kann. Das Kampfsystem ist solide, die Umgebungen sehr gut dargestellt und die Atmosphäre dicht - was will man mehr? Die knapp 12 Stunden Spielzeit waren sehr gut investierte Zeit.